Mendoza, Argentinien: |
Reisepässe nutzen ab, sie werden ja auch benutzt, von uns jedenfalls. Oder eigentlich doch nicht.
Wir händigen die Dinger an Grenzen aus, Grenzern, Kontrollören, Polizisten und anderen Amtsträgern. Die fummeln die Pässe gerne aus der Schutzhülle oder spreitzen sie auseinander, um sie in Lesegeräte zu pressen. Nach fünf Jahren haben sie es geschafft: An einer der vielen passierten Grenzen löste sich die Plastikkarte mit Bild und wichtigen Daten vom Pass und lag ab da nur noch lose drin. |
Das störte an den Grenzen raus aus Bolivien, rein nach Chile und raus aus Chile, rein nach Argentinien niemanden. Stempel rein und gut war. Aber das wird noch Kummer geben.
Die Fahrt über die Anden ist beeindruckend - wir fahren vom Frühling in Chile über den Winter auf dem Paß in den Frühling in Argentinien. In Mendoza sprießt überall das frische Grün… v.a. bei den Weinreben ist dies traumhaft - besonders, wenn man im Hintergrund die schneebedeckten Anden sieht. Wir sind im „Strecke-machen“ Modus. Bis Buenos Aires sind es noch immerhin ca. 1.000 km. |
An einer Tankstelle bei Mendoza wird Chris auf deutsch angesprochen und seither steht unser Auto privat in der Nähe von Mendoza.
Das hat viele Vorteile: Wir sparen die Fahrt nach Buenos Aires, von wo der Rückflug geht und nochmal 1.000 km, weil wir den nächsten Abschnitt der Reise in Chile beginnen wollen, also die 1.000 km wieder zurück gemusst hätten. Außerdem können wir so eventuellen Aktionen des Zoll entgehen. In Uruguay wurden zahlreiche dort langfristig abgestellte Autos beschlagnahmt. |
Grund: Das Auto bekommt dort zwar zwölf Monate Aufenthaltsrecht, der Besitzer muss aber im Land bleiben.
Der wichtigste Vorteil zum Schluß: Mit Sandra und ihrem Freund Martin verbringen wir eine wunderschöne Zeit, kochen, grillen und essen zusammen. Quatschen und erzählen lange, hören Gedichte von Martin, die wir - da auf spanisch - zwar nicht verstehen, aber trotzdem genießen. Außerdem lernen wir viel über Land und Leute und Sitten und Gebräuche kennen. |
Sobald der Flug nach Buenos Aires gebucht ist, fällt ein Druck von uns ab, der uns bisher gar nicht bewußt gewesen war.
Dafür stellt sich eine Reisemüdigkeit ein, die wir so extrem gar nicht mehr kennen. Das Umland von Mendoza bietet viel…. aber weder die vielen Bodegas, die tollen Landschaften noch die berühmte Stadt ziehen uns richtig an. Dazu kommt, dass auch der Dicke reisemüde zu sein scheint. Kaum steht er an dem Platz, auf dem er die nächsten Monate auf uns warten soll, springt er morgens nicht mehr an. |
Irgend etwas scheint die Starterbatterie über Nacht leer zu saugen. Sobald der Motor dann wieder läuft, lässt sich die hintere Beleuchtung nicht mehr steuern. Auch Blinker, Warnblinkanlage
etc. sind betroffen - ohne Warnung an den Fahrer. Dank Sandra lernen wir jetzt die guten Werkstätten der Gegend kennen. Aber die einen schicken uns zum nächsten, die anderen finden den Fehler nicht. Dafür jeden Morgen das selbe. Abends ist die Starterbatterie voll, morgens mausetot. Die Batterie selbst zeigt an, dass sie funktionsfähig ist. |
Sandra organisiert, übersetzt und hilft, wo sie kann. Vielen Dank dafür. Einer ihrer guten Freunde überredet uns schließlich, die Batterie auszutauschen.
Wir sind zwar skeptisch, da wir sicher sind, dass irgendwas die Batterie leer zieht. Aber nach dem Einbau der neuen Batterie funktioniert alles wieder. Der Motor springt an, wenn er soll, die |
Beleuchtung funktioniert wieder einwandfrei. Und uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen.
Jetzt erkunden wir doch noch ein bisschen das Umland von Mendoza. Leider sind am argentinischen Muttertag die Bodegas entweder voll oder geschlossen. Die Weinproben müssen wir auf das nächste Jahr verschieben. |
weiter nach Buenos Aires: |
Bei Sandra dürfen wir auch unsere gesamte Wäsche waschen und den Dicken einmal auf den Kopf stellen. Als sie uns dann zum Flughafen fährt, steht unser Dickie sauber und sicher in ihrer Zufahrt.
Beim Kaffee auf dem Flughafen merken wir, dass unser Abflug (planmäßig 8.30 Uhr) eine Stunde für 9.30 Uhr angezeigt wird - aber als pünktlich. Vor dem Gate erleben wir dann, daß der Flug immer weiter verlegt wird…. so lange, bis wir daran zweifeln, ob dies überhaupt unser Flug ist und wir heute noch nach Buenos Aires kommen. (immerhin geht unser erster Rückflug um 23.45 Uhr) Was lange währt... irgendwann landet eine leere Maschine. Wenige Minuten später beginnt das Boarding. |
Eine Stunde später landen wir in Buenos Aires, kurze Zeit später essen wir in Thomas Lieblings-Restaurant zu Mittag.
Jetzt besichtigen wir noch das „Palacio Barolo“, das nach seiner Fertigstellung 1923 nicht nur das höchste Gebäude der Stadt, sondern von ganz Südamerika war. Drei Stunden vor Abflug sind wir am internationalen Flughafen, um unser Gepäck abzugeben. Als die Dame am Check-in Thomas zweiteiligen Reisepass sieht, ist die Aussage kurz aber deutlich: mit diesem Reisepass kein Einchecken. Der Flug geht in die USA, die Vorschriften sind eindeutig. Kurze Schockstarre. Wie? Nicht fliegen? Und Jetzt? Wir fragen noch beim Chef nach, dieser dann beim Verantwortlichen der USA. Eindeutige Antwort: NEIN. |
Ärger am Flughafen: |
Jetzt schnellt unser Adrenalinspiegel nach oben. Was tun? In Windeseile wird entschieden, dass Chris mit beiden Gepäckstücken alleine fliegt.
Thomas will am nächsten Tag versuchen, bei der Botschaft einen Notpass zu bekommen und danach einen weiteren Flug buchen. Auf die Schnelle müssen wir jetzt die wichtigen Dinge aufteilen: Ausweise, Geld, Kreditkarten etc… Dann steigt Chris alleine in den Flieger. Da der letzte Bus in die Innenstadt weg ist, übernachtet Thomas auf einem der ungemütlichen Sessel auf dem Flughafen, während Chris 9 1/2 Stunden nach Miami fliegt. Während sie sechs Stunden auf den Weiterflug nach Philadelphia wartet, |
fährt Thomas zur Botschaft und bekommt sofort einen Notpass.
Er hat Glück und kann - weil er ja jetzt nur noch mit Handgepäck unterwegs ist - kurzfristig einen Flug nach Frankfurt mit Zwischenstop in Madrid buchen (und neu bezahlen). Da der erste Flieger fast leer ist, schläft er ruhig auf einer 4-er Reihe, während Chris in den letzten Flieger steigt… acht Stunden nach Amsterdam. Thomas ist schon in Frankfurt, als Chris im Flix-Bus nach Bielefeld fährt. Er erwischt eine Mitfahrgelegenheit und ist ebenfalls schnell in Bielefeld. Dort werden wir beide von Alex abgeholt. Endlich wieder zuhause. |