über die Alpen... |
Papas Stropp ist tot, Christins Mutter starb am 31. Juli 2015. Gut, dass wir da waren. Mit der ganzen Familie durften wir die letzten Tage, Wochen, Stunden mit ihr verbringen. Das war nicht leicht, gleichwohl wichtig und gut. Das Leben geht weiter, auch wenn die Mutter stirbt. Es ist schwer, dazu etwas zu schreiben. Es ist nicht besser, es zu verschweigen.
Jetzt reisen wir wieder, und wir glauben, dass das gut ist. Wir erinnern uns an die letzten gemeinsamen Erlebnisse und finden neue, schöne Plätze. Wir haben einiges zu erzählen. Unser Dicker hat lange warten müssen. Flugreisen ohne ihn, zwischendurch ein Bloggertreffen und das Sommerfest der Globetrotter DZG- nur ein schwacher Trost. Und es war heiß. Brütend heiß. Sommer 2015 in Deutschland. |
Abfahrt gen Italien Mitte August 2015, der erste Regentag seit Wochen, es staut auf der B 171 -Fernpassstrasse und wir haben kurz nach der österreichischen Grenze kein Lust mehr, der Fernpass kann bis zum nächsten Tag warten. Unser Dicker kraxelt uns nach Berwang, das liegt nur knapp neben der Route und da findet sich am Dorfteich ein recht netter Parkplatz zum Übernachten. Ruhiger geht es nicht, kühl ist es in 1200 m Höhe auch. Sehr feiner Start einer hoffentlich netten Tour mit unserem Bimobil.
Am Folgetag geht es erst mal nach Samnaun, in der Schweiz können wir zollfrei 200 Liter Diesel bunkern für 87 Cent/Liter und eine sehr feine Wanderung an der Schmuggleralm vorbei Richtung Ischgl lässt uns die Beine spüren. Beim Tanken bietet uns die Kassiererin einen Kaffee an, dafür ist es etwas spät am Nachmittag, ein Kakao geht aber auch und er ist auf Kosten des Hauses. Da fühlen wir uns doch nett behandelt! |
am Kalterer See... |
Sodann gilt es, eine Entscheidung zu treffen. Nach dem Reschenpass rechts hoch zum Joch oder gemütlich runter nach Meran? Die Wolken machen es uns leicht- ohne Sicht macht es keinen Sinn, abends auf fast 2800 m hoch zu serpentinen, wir rollen durch unendliche Apfelplantagen nach Osten, mautfrei über die Alpen nach Meran, danach zum Kalterer See.
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Kaum eine Chance, frei zu übernachten. Aber…wir haben ja Erfahrung, Christin sieht ein Schild zu einem Schwimmbad, da gibt es einen Parkplatz und wir stehen einigermassen ruhig.
Das folgende Frühstück inmitten der Apfelbäume bleibt uns noch Tage in Erinnerung. Die Äpfel lachen einen aber auch sowas von an…. |
die "Ofenbarung..." |
Noch in Deutschland hatten wir eine SÜDDEUTSCHE gekauft, da findet sich ein Artikel „Ofenbarung“ zu Pizzatrends in Italien und….wo soll es die beste Pizza geben? In der Nähe von Verona und da sind wir gerade. Also nix wie hin und…genial!
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Saporè von Renato Bosco ist die Pizzeria unserer Wahl, der Chef begrüßt uns selber. Es ist ein Erlebnis. Nix wie hin ihr Süddeutschen. Und wer sonst in der Gegend ist oder isst…auch! Es gibt weniger Pizza für mehr Geld, trotzdem würden wir wieder vorbei schauen.
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San Marino... |
Nach einer Nacht im Weinfeld geht es Richtung Rimini, quer übers Land und den Fluss Po an die Adria.
Überall italienische Wohnmobile, Hauptsaison halt, wir entern einen Parkplatz auf der Wiese, der heisst so, weil jede Camping-Aktivität verboten ist. Kein Grill, keine Stühle, kein Tisch draussen, und das alles bei über 30 Grad. Gut, dass Italiener im Einhalten von Regeln fast wie Russen sind- es macht keiner Stress. Das Meer scheint hier so dreckig, dass wir gleich am nächsten Tag weiter fahren. |
Rimini sehen und weiterfahren ist noch schneller erledigt, nicht unsere Welt. Nebenan liegt San Marino, da waren wir beide noch nie. Eines der ältesten Länder der Erde. Klingt spannend, ist es aber nicht.
Das liegt an der Strategie, von der die San Marinos heute leben: Alles steuerfrei! No Tax. Das schaltet wohl den Verstand aus, Shopping ist hier Pflicht, uns turnt das ab, wir schauen uns die imposanten Kirchen und Festungsgebäude an, essen enttäuschend im angeblich zweitbesten Restaurant der Stadt. Wer da mal hin will: Nicht auf unsere Empfehlung. |
Lago die Montedoglio... |
Wir verlassen die Adria, es soll in die Berge gehen, Richtung Vulkanseen. Regen setzt ein. Klasse, tolle Strecke, wenig Sicht. Ein Traum, gleichzeitig enge und schlechte Strassen. Die Gegend wirkt arm, immer wieder verlassene Häuser, aufgegebene Fabriken aber: Es ist grün, die Landschaft lebt, ist abwechslungsreich, gefällt uns besser als Spanien. Nun schauen wir mal nach einem Übernachtungsplatz.
Endlich ist der See Lago di Montedoglio in Sicht. Es geht durch ein Dorf, keine Parkmöglichkeit. Es gibt überhaupt wenig Optionen, die Strasse zu verlassen. |
Einen Weg testen wir, anspruchsvoll, steil bergab und bergauf, eng, Bäume und Sträucher im Weg, aber keine Aussichtspunkte. Und das wollen wir schon: Wo wir stehen, wollen wir auch in die Ferne schauen können.
Da! Ein Stichweg nach links, dann Kuhweide. Und Panoramablick über Berge und See. Anspruchsvoll beim Einparken aber genau richtig. Weit genug weg von der Strasse, wir bleiben. Die nächsten zwei Tage kommen öfter der Bauer und seine Helfer vorbei. Der Bauer sucht keine Frau, er bringt Heu für die Rinderherde. Thomas hilft beim Abladen. Schöner Platz. |
Bolsena See... |
Bolsena See: Das erste mal auf dieser Reise wollen wir auf einem kostenpflichtigen Stellplatz übernachten. Der ist voll, also stehen wir davor. Was wir nicht wissen konnten: die Jugend des Dorfes scheint sich an Wochenenden am See zu treffen.... direkt vor unserer Türe heizen Mopeds auf und ab... An Schlaf ist erst zu denken, als es anfängt zu tropfen und die Truppe ihren Treffpunkt verlagert.
Morgens sind wir dafür bei den ersten, die auf den Stellplatz fahren. Hier steht Womo an Womo dicht gedrängt. |
Trotzdem: es ist schön hier und der Platz liegt direkt am schwarzen Sandstrand. Wir faulenzen, schwimmen, waschen... und sehen uns den nahegelegenen, wunderschönen Ort Bolsena an.
Dazu gibt es Ver- und Entsorgung... und sogar zwei Duschen - was zugegeben etwas wenig ist. Aber mit gewaschenen Klamotten, vollen Wasser- und leeren Abwassertanks gehts weiter. Ein gutes Gefühl. Die nächste Nacht verbringen wir wieder alleine - mitten in einem Wald.... und herrlich ruhig. |
Montefascione... |
Den Ort Montefascione sehen wir uns auch an. Den achteckigen doppelstöckigen Dom und die Altstadt mit Papstpalast und schönem Blick auf den Bolsena See.
Das Städtchen fasziniert uns nicht so sehr. So lassen wir uns von Tripadvisor den Weg zu einem guten Restaurant zeigen. |
Wir sitzen - obwohl das Wetter nicht so aufregend ist - draußen und scheinen zu den ganz wenigen Gästen zu gehören.
Trotzdem: das Essen ist hervorragend, der Wein des Hause günstig und lecker, der Wirt ist klasse. Und was wir noch nie erlebt haben: Nach dem Essen bekommen wir vom Chef eine Flasche Wein geschenkt.... Das ist Gastfreundschaft! |
in Viterbo und Bullicame... |
Unsere Fahrt geht weiter nach Viterbo. Nach einem Großeinkauf gehts weiter nach Bullicame. Hier sprudelt 60 °C heißes Schwefelwasser aus der Erde und wird in Bädern kostenlos der Bevölkerung zur Verfügung gestellt.
Als wir am späten Nachmittag auf dem Parkplatz ankommen, ist das Bad bereits geschlossen. Egal. Obwohl stadtnah, scheint dies ein recht geeigneter Übernachtungsplatz. Scheint... Schon in den frühen Abendstunden stellen wir einen regen Verkehr fest. Autos kommen, drehen vor oder hinter dem Dicken (immerhin endet die Straße dort), fahren ggf. wieder an uns vorbei, stoppen, machen meist das Licht aus. Nach wenigen Minuten fahren sie weiter. |
Das geht fast die ganze Nacht so. Obwohl keiner was von uns will, ist die Nachtruhe doch sehr eingeschränkt.
Wir können uns die Unruhe eigentlich nur damit erklären, dass dieser wunderschöne Parkplatz als Drogenumschlagplatz genutzt wird. Ob dies aber so ist oder nur unsere Fantasie mit uns durchgegangen ist.... wer weiß das schon? Am nächsten Tag marschieren wir mit unseren Campingstühlen zu den beiden Bädern. Die Bäder sind nicht überfüllt, aber gut von Jung und Alt besucht. Wir lesen im Schatten des Baumes und genießen dazwischen das warme Wasser. Die anderen Besucher cremen sich mit dem Schwefelschlamm ein, Thomas macht das gleich nach und ist danach stolz auf seine weiche Babyhaut. |
in Tarquinia... |
Aber noch eine Nacht hier... auf keinen Fall! Wir wollen jetzt wieder ans Meer und gegen Kultur haben wir auch nichts. Also auf nach Tarquinia.
Als wir im Ort am Meer ankommen, sind wir enttäuscht. Alle Vorurteile, die man gegen italienische Badeorte gesammelt hat, trifft man hier. Am Strand Sonnenschirme und Liegen zur Vermietung und offiziell darf man sein WoMo nur auf dem Campingplatz abstellen. Wir finden wieder ein auf den ersten Blick ruhiges Plätzchen am Ende einer Sackgasse. Parkplatz eines Restaurants direkt am Meer. Unsere Frage, wovon die Betreiber des Restaurants wohl leben, beantwortet sich am späteren Abend. Hier trifft sich die Jugend. Wieder will keiner was von uns. |
Aber das ständige Kommen und Gehen hindert einen entspannten Nachtschlaf. Trotz allem: Irgendwie gefällt es uns hier und so bleiben wir gleich zwei Nächte. Das Meer gefällt uns schon sehr mit ca. 25 °C.
Im wenige Kilometer entfernten traumhaft gelegenen Ort Tarquinia trifft man auf die Etrusker. Muss man, wenn man eh in der Nähe ist. Trotz traumhaft schönem Wetter sehen wir uns das Museum an. Allerdings erst, nachdem wir geparkt haben und das ist - wenn man sich nicht für den erstbesten Parkplatz entscheidet und mit einem 3,60 m hohen und 2,40 m breiten Dicken unterwegs ist, gar nicht so einfach. |
bei den Etruskern... |
Die Etrusker hatten hier bereits 800 v. Chr. eine Hochkultur... Das Museum ist beeindruckend.
Nach einem Stadtrundgang mit lecker Eis fahren wir noch zu den Gräbern, die |
die Jungs in den Boden gehauen und toll bemalt und ausgestattet haben.
Es gibt noch aktuelle Ausgrabungsstellen. An einer davon finden wir ein sehr ruhiges Plätzchen fürs Abendessen und die Nacht. |
Vitorchiano... |
Am nächsten Tag fahren wir nach Vitorchiano, ein auf einem steil abfallenden Felsen dramatisch gelegenes mittelalterliches Städtchen. Viel los ist nicht, Touristen scheinen
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sich eher selten hierher zu verirren. Dafür steht hier aber die einzige Statue der Osterinseln, die es außerhalb gibt. Und die Aussicht auf den Ort ist vom im Bau befindlichen Stellplatz genial.
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