Hakone, Japan:
Wieder ein Tag, der zählt...
Blauer Himmel, klare Luft, Sonne und sommerliche Temperaturen in den Bergen.... ist das nicht herrlich? Beim Frühstück machen wir Pläne... es gibt so viel zu entdecken hier. Mit dem Auto - welcher Luxus - wollen wir nach Owakudani, dem Ort, der für seine schwarzen Onsen-Eier bekannt ist. Die Eier werden im brodelnden Schwefelschlamm gekocht. Die Schale wird dabei schwarz. Angeblich soll sich das Leben pro verzehrtem Ei um sieben Jahre verlängern. Ein Tag vor Beginn der goldenen Woche, „der“ Urlaubswoche in Japan - noch soll Ruhe herrschen vor dem großen Sturm, so hören wir. Überrascht sind wir deshalb, als es sich einige Kilometer vor unserem Ziel plötzlich staut. Was solls, wir parken und laufen einfach. Ganz einfach, wirklich. Parkplatz kostenlos und ein Weg mitten durch den Wald bietet sich an. Wir sind ganz alleine, genießen den Blick auf den Fujisan und die Ruhe. Plötzlich ist der Weg gesperrt, angeblich wegen vulkanischer Gase. Aber wir kennen die Japaner langsam und steigen über die Kette. Es ist recht windig (was Gase wegbläst) und wir trauen uns zu, Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Und Japaner scheinen vor allen eventuell möglichen Gefahren zu warnen. Immer und überall. Wir laufen an einem kleinen Stausee vorbei, dann weiter einen Trampelpfad entlang. Plötzlich gute Sicht auf einen Hang mit Schwefelfeldern und rauchenden Schloten. Spektakulärer Ausblick. Irgendwann dann wieder eine Absperrung... Ok., das Ende. Wenige Meter später sind wir im Touristenzentrum. Hier gibt es nach japanisch-guter Tradition Toiletten, ein Restaurant und riesige und viele Andenken- und Mitbringsel- Shops. Hier liegen sie schon, schwarze Eier, aus Schokolade oder sonstigen Süßigkeiten... aber die suchen wir nicht. Wir wollen - wie alle hier - die Echten. Wir folgen den Massen auf den Berg und entdecken einen Verkaufsshop neben dem Schlamm-Onsen. Hier werden Eier gegessen, als gäbe es kein Morgen. Eigentlich sollte das Schwefelbad den Geschmack etwas verändern, aber zumindest im Dunst des Onsen merken wir keinen Unterschied zu einem deutschen Osterei. (außer im Preis natürlich!) |
Wir laufen nun an den Ashino - See runter und wieder hoch zum Auto. Toller Weg mitten in der Natur. Über die Japaner haben wir gelesen, dass sie sich gerne in Gruppen bewegen. Aber nicht gerne wandern. Das können wir bestätigen. Die wenigen Leute, die wir abseits der ausgetretenen Wege getroffen haben, lassen sich an wenigen Fingern abzählen und haben dazu oft noch westliche Züge.
Mit dem Auto fahren wir die wenigen Meter nach Ubako. Hier soll es einen wunderschönen Freiluft -Onsen geben. Zum Baden und Entspannen. Durch Zufall finden wir ihn - in einem schönen und zur Zeit der goldenen Woche sch...teuren Hotel (DZ ab 600 EURO!!). Der Eintritt in den Onsen ist recht human - jedenfalls im Vergleich zu den Hotelpreisen. Man könnte sogar den Fuji sehen, so sagt man uns. Aber der, das hatten wir gesehen, hatte sich schon vor Stunden in Wolken gehüllt. Dann: wie immer im Onsen, Trennung nach Geschlechtern. Zuerst die große Waschzeremonie. Flüssigseife, Shampoo und Conditioner werden in großen Einheiten gestellt... Hier gibt es eh alles, was das Herz begehrt: Einmalrasierer sowie Bürsten und Fußfeilen, die nach einmaligem Gebrauch gesäubert werden. Von Pflegemitteln und Cremes in allen Varianten gar nicht zu sprechen. Jeder sitzt an seinem Waschplatz und schrubbt sich ausführlich mit einem kleinen Handtuch, das als Waschlappen genutzt wird, später zum Bad zusammengelegt auf den Kopf gelegt wird. Man spült sich nicht mit der Dusche ab, sondern lässt das Wasser aus Schüsseln über sich laufen. Und: man bleibt dabei die ganze Zeit auf seinem Hocker sitzen. Konzentriert, ja keinen Fehler zu machen, gehe ich nach draußen und steige langsam ins heiße Wasser. Ich fühle mich kritisch beobachtet, die ganze Zeit schon. Alle anderen Frauen im Wasser starren gerade aus. Ungewohnt, aber auch typisch für Japaner. Bloß nicht starren, das ist unhöflich - denke ich und drehe mich um. In dem Moment fällt mir fast das Kinn ins Wasser. Der Fuji, ohne eine Wolke, dafür im Rot des Sonnenuntergangs thront regelrecht in meinem Blickfeld. Ich setze mich ins heiße Wasser und kämpfe mit den Tränen.... so schön... so perfekt.... und unerwartet... dankbar, das alles erleben zu dürfen. (Fotos konnten wir natürlich keine machen!) Ihr dürft diesen Teil des Textes übrigens auch als von Thomas geschrieben ansehen, da es ihm exakt genau so ging, Männer- und Frauenbereich sind aussen nur durch eine dünne Holzwand getrennt- der Ausblick ist der Gleiche. Und Thomas war schon draussen, als die Sonne noch zu sehen war...fast noch schöner also. |
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