Wir sind ein nicht mehr aktiver Anwalt und eine Immobilienkauffrau, auch nicht aktiv... |
... und geben es ja zu: Uns als Vollzeitreisende vorzustellen, macht schon Freude. Das heißt aber erstmal nur, dass wir nicht in einem Angestelltenverhältnis arbeiten. Thomas ist inzwischen stolzer Rentner. (Update 2024)
Die Blicke und Reaktionen zeigen uns, dass wir nicht so alt aussehen (gilt natürlich mehr für Chris als für Thomas ;-)), nicht mehr arbeiten zu müssen. Aber es steckt sicher auch etwas Träumerisches dahinter, zumal wir ja oft Urlauber treffen. Und die denken vielleicht: "So würden wir das auch gerne machen. Ja, wer das kann…." Jedenfalls sagen sie das öfter. So oder ähnlich wird unsere Art zu reisen auch daheim oft kommentiert. Soll ja wohl auch heißen: "Können wir nicht, haben wir nicht genug Geld dafür." Ist das so? Auch bei den vielen Freunden und Bekannten mit Haus und Garten? Vielleicht. Jedenfalls ein Ausgangspunkt. 1. Wir, also hier eher Chris, haben zuerst eine Übersicht gemacht. Mit Excel war das gar nicht so schwer, es dient uns auch jetzt noch als gute Übersicht. Was genau haben wir eigentlich gespart und, falls angelegt, was bringt das im Jahr? Das Ergebnis war überraschend beruhigend. Wir hatten allerdings auch in den ersten 10 Jahren unserer Beziehung beide viel gearbeitet und gut verdient. 2. Das selbst genutzte Haus haben wir bereits 2001 verkauft, wir wollten nicht in Lemgo alt werden, auch wenn es da recht schön ist. Ab 2001 wohnten wir also zu Miete. Ein selbst genutztes Einfamilienhaus ist teuer. Auch, wenn es abgezahlt ist, also keine Schulden mehr drauf lasten. Warum? Da gibt es immer einen Grund, Ersparnisse zu investieren: Neues Bad, Terrassenüberdachung, neue Küche, neues Pflaster, ein Wintergarten usw.. Hinzu kommt, dass ein Haus meist viel zu groß ist, wenn die Kinder erst mal ausziehen. 3. Den Erlös des Hause und andere Ersparnisse haben wir in vermietete Immobilien gesteckt. Das war für uns naheliegend, weil Chris Immobilienkauffrau gelernt hat und weiss, worauf besonders geachtet werden muss beim Vermieten. Thomas hat als Anwalt grosse Vorteile beim Abschätzen von Prozessrisiken. 4. Das erste Haus und damit die Basis von Allem wurde mit öffentlichen Mitteln gefördert, also 65 % der Kaufsumme Kredit für 0,5 % Zinsen. Gebaut 1996 und bezogen vor allem von Spätaussiedlern (angenehme Mieter!) ergab sich von Beginn an eine kleine Rendite. Trotz Kreditfinanzierung des verbleibenden Eigenanteils, eigenes Kapital waren weniger als 10 % der Gesamtkosten. Die steuerliche Abschreibung der Baukosten ergab erhebliche Steuerersparnisse. Die wurden komplett in die Tilgung der Fremdmittel gesteckt. Seit diese getilgt sind, sind auch die Steuervorteile weg, aber wen juckt`s`? Jetzt ist die Rendite gut, vor allem auf das eingesetzte Eigenkapital. 5. Einige Objekte haben wir ersteigert, da kommt die Rendite vom günstigen Einkauf. Der Einstieg in diese Art Häuser war Zufall: Ein Mandant kam zu Thomas, er wollte einen gekündigten Kreditvertrag weiterführen und bot der Bank die Nachzahlung aller rückständigen Raten (er war eine Weile arbeitslos gewesen). Die Bank lehnte ab, auch auf anwaltliche Intervention. Tja, letztlich hat sie sich da wohl geschnitten. Jedenfalls ersteigerte Thomas für etwa die Hälfte vom Gutachterwert. Und, wie vorher besprochen, der Mieter durfte mit Frau und fünf Kindern im Haus wohnen bleiben. Seine Miete war nun deutlich niedriger als vorher die Raten an die Bank und für Thomas blieb (trotz teilweiser Bankfinanzierung) eine schöne Rendite. 6. Ein anderes Objekt war noch netter, da ein Wohnrecht eingetragen war. Tragisch, weil die alte Dame mit dem Recht hinter die Bank zurückgetreten war. Die Bank beauftragte Thomas, ihre Interessen zu vertreten. Es gab keine anderen Interessenten, es hatte wohl keiner verstanden, was mit einem Wohnrecht in der Zwangsversteigerung passiert. Oma lebte da bis zu ihrem Lebensende, die Miete war günstig, die Rendite trotzdem attraktiv. Wir „mussten“ später die andere Hälfte des Hauses ersteigern, einen Miteigentümer wollten wir nicht. 7. Eine von Thomas bereits ganz am Anfang des Berufslebens (also vor fast 40 Jahren) abgeschlossene Lebensversicherung wurde jüngst ausgezahlt. Da das absehbar (wenn auch mit gekürzter Überschussbeteiligung) war, konnte die Summe in die Planung mit einbezogen werden. Zusammengefasst haben wir nie Arbeitslosengeld beantragt (Chris hatte über 20 Jahre in die Versicherung eingezahlt), geerbt oder Rente bezogen (ausser Thomas, der bekam bis zur Ausbildung Halbwaisenrente, sein Vater starb mit 32 Jahren). Alles selbst angespart und gut angelegt. Wir haben auch nicht nur in Immobilien investiert, sondern breit gestreut. Es sind Aktien dabei, Wind- und Schiffsfonds, aber die Fonds machten nicht richtig Spass, können wir also nicht empfehlen. Soweit die Aktiva, also wo das Geld her kommt. Nun zu den Ausgaben, denn die sind fast noch wichtiger als die Einnahmen. Je länger eine Reise dauert, desto günstiger wird sie. An- und Abreise sind ein erheblicher Kostenblock, egal, ob mit Flieger oder Auto. Wir brauchen keine edlen Hotels, eher schlafen wir in Hostels, da treffen wir junge und nette Leute. Zeit verbringen wir da tagsüber nur gelegentlich, wegen des meist guten und kostenlosen Internets. Selbiges kostet in guten Hotels meist extra….wie doof ist das denn? Da wir zeitlich flexibel sind, suchen wir Flüge nur über den Preis. Wir fliegen also, wenn es günstig ist und verzichten auch mal. Wir nehmen auch Stopover, also Zwischenlandungen mit Umsteigen, in Kauf. So besuchen wir manchmal dabei sogar Städte, die uns sowieso interessieren. Daheim wohnen wir günstig- so selten, wie wir da sind, macht etwas anderes keinen Sinn. Wir konsumieren weniger. Neue Klamotten? Eher sehr selten. Für viele Langzeitreisen hilfreich ist natürlich unser „Dicker“, ein Wohn- oder besser gesagt Expeditionsmobil. Allerdings war das - obwohl gebraucht gefunden - ziemlich teuer. Nötig, um schöne und lange Reisen zu machen, ist so ein Luxus sicher nicht. Immer wieder treffen wir Langzeitreisende mit deutlich günstigeren Mobilen. Campingplätze kann jeder vermeiden, alleine stehen ängstigt uns nicht, wir werden ab und zu auch mal weggeschickt. Oft finden wir aber herrliche Stellplätze oder einfach eine Wiese mit Ruhe und Aussicht. So haben wir oft die schönste Terrasse der Welt. Mobil unterwegs kochen wir gerne selbst, auch aufwändig. Dazu kaufen wir ein, was vor Ort günstig/reduziert ist, in Europa gerne bei Discountern und auf Märkten. Jedenfalls immer das, was im jeweiligen Land frisch und günstig ist, also lokal produziert. Restaurants, die wir besuchen, sollten schon etwas Besonderes bieten. Oft haben wir dabei Glück, manchmal liegen wir daneben, über Internet versuchen wir, herauszufinden, was anderen gefiel. Wir verkneifen uns oft das, was Urlauber tun, organisierte Ausflüge, feine Drinks. Wir leben und lebten frugal, also sparsam. |