Wir übernachten am Barragem do Pego do Altar, einem „offiziellen“ Womo-Stellplatz mit kostenloser Ver- und Entsorgung. Es ist schon dunkel als wir ankommen, der Stellplatz ist voll. Keine Lust mehr zum Weiterfahren, wir quetschen den Dicken einfach zwischen die anderen und läuten einen gemütlichen Abend ein.
Hier hört man nachts gar nichts, auch keine Wellen. Morgens Invasion. Das örtliche Militär rauscht als Kolonne zum Stausee. Wir müssen einsehen, die haben noch einen besseren Platz als wir. Da hätten wir zwar mit Allrad auch hin gekonnt…aber besser denen nicht im Weg stehen. An ihnen vorbei wandern wir dann um die Pfützen herum (das Wetter hat sich massiv verschlechtert) am Seeufer entlang. |
Hier, wie auch am Tag zuvor während der Fahrt: überall Eukalyptus Bäume. Die gehören hier eigentlich gar nicht hin, wachsen aber extrem schnell, sind recht anspruchslos und nach der Ernte wachsen sie einfach von neuem aus der Wurzel los. Halb Portugal ist von dieser Seuche befallen, überall haben internationale (Papier-)Konzerne diese australische Baumsorte angepflanzt. Eukalyptus verdrängt andere Pflanzen und, größtes Problem, saugt mit 20 m langen Wurzeln aus der Tiefe das reichlich benötigte Grundwasser. Rund um solche Plantagen breitet sich Ödnis aus, das alles ist/war auch noch von der EU gefördert und dient großen internationalen Papierkonzernen.
Wir kraxeln an der Staumauer runter und durch einen kleinen Nutzgarten wieder nach oben, die Natur ist hier wirklich schon weit. |
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Den Weg hinauf zur Burgruine Montemor-o-Novo müssen wir abbrechen. Ohne dass wir genau nachmessen, scheinen uns die engen Sträßchen des netten Örtchens nicht „dicken“-kompatibel.
Wir waren aber auch nicht der Beschilderung sondern unserem Navi gefolgt und finden auf dem Rückweg einen netten freien Stellplatz mit schönem Blick über das Tal und zugleich auf Berg und Burg. Auf dem anschließenden Weg zur Ruine bewundern wir einen Adler (oder Geier oder?) und dann stromern wir durch das alte Nonnenkloster der Dominikaner. Viel ist von dem alten Gemäuer nicht übrig, für uns ist das Schönste der Blick auf den Dicken von oben. Wieder zurück zu ihm und weiter nach Norden. |
Haben wir eigentlich schon genug Kirchen in Portugal besichtigt? Egal, diese muss sein, auch, wenn sie gar nicht fertig geworden ist. Das Mosteiro da Batalha, auch Kloster von Batalha (portugiesisch: Schlacht; mit vollem Namen heißt das Kloster Mosteiro de Santa Maria da Vitória, Kloster der heiligen Maria vom Siege) ist ein Dominikanerkloster in der portugiesischen Stadt Batalha und stammt aus dem 14. bis 16. Jahrhundert.
Es wurde zum Dank für den Sieg Portugals über das Königreich Kastilien in der Schlacht von Aljubarrota im Laufe von circa 150 Jahren errichtet und 1983 als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO aufgenommen. Eine verlorene Schlacht hätte die Unabhängigkeit Portugals beendet (und vielleicht solche Probleme wie heute bei den Katalanen nach sich gezogen). Auch wenn mehrere Kapellen niemals fertig gestellt wurden, der ganze gotische Bau ist ein Hingucker ersten Ranges und eines der meist besuchten Ziele bei Rundfahrten durch Portugal. |
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Unsere Reise war mal wieder nicht so vorbereitet, dass wir das vorher wussten. Um so mehr freuen wir uns dann, wenn wir zufällig etwas Besonderes wie hier entdecken.
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Conimbriga ist gleich noch mal was besonderes, nämlich die Reste der größten römischen Siedlung Portugals. Man findet sie wenige Kilometer weiter nördlich, kurz vor Coimbra.
Seit etwa 100 Jahren gräbt man hier Bäder, Grundmauern und riesige Mosaike römischer Villen aus. Da nach Abzug der Römer keine Überbauung erfolgte, sind die ursprünglichen Strukturen noch recht gut zu erkennen. Besonders stolz sind die Portugiesen augenscheinlich auf ebenfalls erhaltene Siedlungsspuren aus vor-römischer Zeit. Wir lesen ohnehin mehrfach, dass ganz Portugal schon seit vor der Steinzeit dauerhaft besiedelt ist. Bei dieser Landschaft und dem angenehmen Klima wundert uns das überhaupt nicht. |
Weiter in die alte Hauptstadt Coimbra, heute eine quirlige Studentenstadt mit der ältesten Universität des Landes. Am Fluss hat die Stadt einen wunderbaren Womo-Stellplatz eingerichtet, auf dem wir neben mindestens 25 anderen auch noch einen Parkplatz finden.
Der ruhige Abend wird von lautem Gewummer mitten in der Nacht abgelöst. Die Abschlusswoche der Studenten, inzwischen ein Eventziel für Touristen, wird mit einem Festival gekrönt. Das Gelände liegt leider fast neben dem Stellplatz. Und als Thomas nachts um Viertel nach drei noch Schlangen am Eingang und an den Kassen sieht, entscheiden wir uns spontan zu einem Umzug. Wir müssen ganz raus aus dem Ort, um der sehr jungen Musik zu entgehen.
Der ruhige Abend wird von lautem Gewummer mitten in der Nacht abgelöst. Die Abschlusswoche der Studenten, inzwischen ein Eventziel für Touristen, wird mit einem Festival gekrönt. Das Gelände liegt leider fast neben dem Stellplatz. Und als Thomas nachts um Viertel nach drei noch Schlangen am Eingang und an den Kassen sieht, entscheiden wir uns spontan zu einem Umzug. Wir müssen ganz raus aus dem Ort, um der sehr jungen Musik zu entgehen.
Morgens gehts zurück, wir wollen unbedingt die weltberühmte Bibliothek „Joanina" der Universität sehen. Fast eine Million alte Bücher in einem sehr stilvollen Ambiente und einem schlichten Untergeschoß zeigen uns, wie elitär früher Bildung funktionierte. Die Professoren hatten eigene kleine Kammern neben den Lesesälen. Wir glauben kaum, dass 60 Studenten hier gleichzeitig arbeiten konnten. Beeindruckend ist das Gefängnis für Studenten im Untergeschoß! Da herrschte noch Zucht und Ordnung.
Mit vielen anderen Besuchern drängen wir uns durch schmale Gänge, sehen den Hauptsaal, in dem auch heute noch Doktorhüte verteilt werden und bewundern Prüfungsräume, die so auch in einem Schloss gut zur Geltung kämen. An den Wänden Ölschinken mit den ehemaligen Rektoren drauf. Viel Tradition, leider überall Feuchtigkeitsschäden. Die Gebäude gammeln so vor sich hin, eine Sanierung ist wahrscheinlich unbezahlbar.
Mit vielen anderen Besuchern drängen wir uns durch schmale Gänge, sehen den Hauptsaal, in dem auch heute noch Doktorhüte verteilt werden und bewundern Prüfungsräume, die so auch in einem Schloss gut zur Geltung kämen. An den Wänden Ölschinken mit den ehemaligen Rektoren drauf. Viel Tradition, leider überall Feuchtigkeitsschäden. Die Gebäude gammeln so vor sich hin, eine Sanierung ist wahrscheinlich unbezahlbar.
Steile Treppen und Wege führen uns wieder nach unten durch den Ort. Viele nette Kneipen versüßen Touristen und Studenten augenscheinlich das abendliche Leben.
In einem Lokal wird am frühen Abend Fado, eine für Coimbra typische und traditionelle Musik, demonstriert. Zur Gitarrenbegleitung hören wir Liebesballaden. Die beiden auftretenden Tenöre erläutern, dass diese Musikrichtung entstand aus der Werbung von Studenten vor der Wohnung der Angebeteten. Gefiel es ihr, wurde nicht geklatscht, sondern drei mal das Licht an- und ausgeschaltet. Die Nachbarn klatschten auch nicht, sondern räusperten sich zum Zeichen der Anerkennung. So genießen wir Fado zu einem Glas Portwein und räuspern uns alle gemeinsam. Noch eine Nacht in Coimbra? Besser nicht. Das Festival soll weiter gehen. |
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