Nach einer Woche verabschieden wir uns „endlich“ vom Stellplatz in Lorqui und fahren- STOP, nix fahren: es ist Markttag und Obsthändler unterbieten sich mit Sonderangeboten, wir kaufen sackweise ein und bekommen das, was weg muss, oben drauf geschenkt- in Richtung Westen - ins Gebirge. Die Wettervorhersage ist nicht so gut, als es in der wunderschönen, bergigen Landschaft immer grauer, fast neblig wird, fahren wir raus auf einen Feldweg. Wir machen Paella im grossen Topf, so ist der Plan, bis man wieder etwas sehen kann… die Schneeflocken eilen waagerecht durch die Luft, knapp über Null Grad, wir entscheiden uns, über Nacht zu bleiben, als es noch heftiger zu schneien anfängt.
Zwar haben wir kein Bild…aber die Riesenscampis, lose (!) eingekauft im Lidl, erfrischen nicht nur das Auge: Sie sind die perfekte Krönung unseres Gemüseallerlei mit aufgewärmtem Kaninchen und frischem Fisch im Reisbett. Dazu ein spanischer Rosé, Wetter, du kannst uns mal! |
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Am nächsten Morgen liegt tatsächlich etwas Schnee. Schnee, vor dem Auto. Schnee mitten in den blühenden Obstplantagen. Die Sicht ist besser (postfrontal !), also weiter in die Berge und weiter in den Schnee.
Als wir das Schild „Schneekettenpflicht“ sehen, lachen wir ….. bis wir dann doch mitten in den Schneewehen drin stehen. O.k., wir sind auch auf 1.750 m, aber zugleich im Süden Spaniens. Gutes Gefühl in unserem Dicken, bis zu gut 40 cm Schnee könnten wir auch ohne Räumfahrzeug durchpflügen- der Pflug war aber schon vor uns da- gut so. |
Es geht wieder runter in Richtung Embolse Tranco Stausee, in den Naturpark unterhalb der Sierra Sagra. Hier ist im Sommer der Teufel los, da sind wir uns sicher. Ein Paradies für Radler und MotorradfahrerInnen. In der herrlichen Landschaft sind wir völlig allein. Also Wanderschuhe an und den Berg hoch zu den Miradores, also den Aussichtspunkten…. dann gehts weiter an der Staumauer entlang und durch einen Canyon bergab, Ziel ist ein WoMo Stellplatz in Úbeda.
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Dem blutroten Sonnenuntergang entgegen cruisen wir durch endlose Olivenhaine. Der Bezirk heisst Jaén, selbiges soll die Olivenhauptstadt der Welt sein. Die Altstadt von Úbeda ist (zusammen mit der von Baeza) Weltkulturerbe und liegt in den wahrscheinlich größten Olivenanbauflächen des Planeten.
Warum Weltkulturerbe seit 2003? Fachleute sehen das natürlich sofort auf unseren Bildern: Renaissance! Tolle Paläste und Plätze. Von hier aus startete im 16. Jahrhundert die letzte Etappe der Rückeroberung Spaniens durch die Christen (bzw deren Könige) von den Mauren. Die letzte Schlacht zur Eroberung von Granada (Alhambra, ihr wisst schon). |
Morgens machen wir auf dem fast perfekten und kostenlosen Stellplatz (zwischen Polizeischule, Schwimmbad und Olivenmühle) den einzigen Fehler des Tages. Wir ziehen uns zu wenig an… Die Menschen sind hier mit Winterjacke, Mütze und Handschuhen unterwegs. Der Nordwind pfeift, knapp über 10 Grad.
Und so frieren wir, fliehen schnell in ein warmes Café mit WiFi, nach einem kurzen Stadtspaziergang dann in ein Restaurant. Das allerdings gibt sich Mühe und überzeugt uns.
Und so frieren wir, fliehen schnell in ein warmes Café mit WiFi, nach einem kurzen Stadtspaziergang dann in ein Restaurant. Das allerdings gibt sich Mühe und überzeugt uns.
Wir sehen dann doch noch alles, die Sinagoga del Agua, das archäologische Museum und die Sao Pablo Kirche auch von innen. Einige Sätze zur Synagoge: In einer ganz normalen Häuserzeile, Frisör im Erdgeschoss und andere Läden, wollte der Eigentümer vor 10 Jahren durchsanieren.
Seine Arbeiter fanden Hinweise auf jüdische Kultur, Säulen und unterirdische Räume im Schutt der Jahrhunderte. Sicher auch mit Hilfe der UNESCO wurde dann über drei Jahre gebuddelt und restauriert. Freigelegt wurden sieben Räume, Aufzeichnungen gab es keine, letztlich handelte es sich wohl um eine Synagoge von vor 1.400 aD, unter anderem ein ritueller Waschraum aus dem Fels des Untergrundes gehauen mit frisch fliessendem Wasser. |
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Beeindruckend, auch wenn wir von der enthusiastischen Führerin kaum ein Wort verstanden haben. Empfehlung! Erst spät sind wir durchgefroren wieder am Dicken. Nun erst mal einen heißen Pfefferminztee und die Heizung auf Volldampf. Wir fahren nicht mehr weiter. Als wir später erfahren, dass auf dem Vesuv Schnee liegt, wundert uns nichts mehr.
Zusammenfassung: Gegend und Stadt sind eine absolute Empfehlung (nicht nur) für Wohnmobilisten. Nicht so berühmt und überlaufen wie die bekannteren Orte Andalusiens. Nette Einkaufssträsschen, hübsche Plätze, klasse Aussicht auf die Berge der Sierra Nevada. Die Vorstellung, hier bei 25 bis sicher auch mal 35° C durch die Gassen zu schlendern, Käffchen hier und Weinchen dort…lasst euch locken! |
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