Es gibt - laut Lonely Planet und Tripadvisor - ein Must-See in Tokio. Den Tsukiji Fischmarkt, der größte der Welt, mit der allmorgendlichen Versteigerung der Thunfische. Kurz nach 3.00 Uhr morgens klingelt der Wecker. Um diese Zeit aufstehen, ist sicher nicht der Renner...aber wir sind ja nicht im Urlaub ;-)
In unserem Hostel hängt passend eine „Bedienungsanleitung“, fast schon Arbeitsanleitung, für BesuchInnen der Thunfisch-Auktion am Fischmarkt aus: Pro Tag werden 120 Personen zur Auktion zugelassen, in zwei Gruppen. Eine vorherige Anmeldung oder Reservierung ist unmöglich, es gilt das Prinzip: die ersten 120 können rein. Man soll um 4.00 Uhr da zu sein, samstags sogar früher. Die Teilnahme kostet nichts. Da in Tokio nachts keine Metro fährt, wird empfohlen, sich in der Nähe des Fischmarktes die Nacht um die Ohren zu schlagen. So hatten wir uns das nicht vorgestellt... man kann nämlich bei der Auktion nur 20 Minuten zusehen. Thomas hatte die gute Idee. Im Hostel verleihen sie E-Bikes und so heizen wir kurze Zeit nach dem Wecken 8 km durch das nächtliche Tokio. Das Navi im Handy funktioniert zwar nicht so ganz wie gewohnt, aber kurz nach 4.00 Uhr stehen wir am Fischmarkt, bekommen eine blaue Weste (die erste Gruppe wurde mit grünen Westen ausgestattet) und warten mit allen anderen auf dem Boden sitzend noch 1,5 Stunden, bis es dann los geht. In der Wartezeit gibt´s Kaffee und Kekse vom nahegelegenen Combini. So nennt man hier kleine Nahversorger, die rund um die Uhr sehr guten Kaffee, Getränke, Knabbereien und fertiges Essen anbieten. Einer davon, der Seven-Eleven ist nicht nur an fast jeder Ecke, er ist - mit der Post - der einzige Ort, wo man in Japan Geld mit einer internationalen Kreditkarte bekommt. |
Die Räder hatten wir zufällig direkt vor der Fischhalle abgeschlossen, ein Transporter hatte uns aufgegabelt und an der Wartehalle wieder abgesetzt. Dort laufen wir jetzt wieder hin, werden in einen abgesperrten Bereich der Auktionshalle gelassen.
Hier liegen sie, die wertvollen Thunfische, tiefstgefroren mit aufgesägter Schwanzflosse und ohne Kopf auf Holzpaletten. Sie werden oft aus Mittelamerika, also tausende km weit her, angeliefert. Die Interessenten laufen um sie herum, begutachten die Schnittflächen und hauen mit ihren Messern in die Haut, um die Qualität zu testen. Auf einem Tisch liegen rot leuchtende, aufgeschnittene dünne Scheiben, bereits aufgetaut. Fast alle Thunfische dieser Qualität werden in Japan roh gegessen. Übrigens: Was wir so als Thunfisch aus der Dose und auf der Pizza kennen, ist etwas ganz anderes. fast immer Bonito, ein Verwandter der Thuns. Eintritt wird für die Auktion nicht verlangt, erklärt wird leider auch nichts. Außer, was man nicht darf: Blitzen oder Stören. Aufpasser gibt es jede Menge. Dann gehts los. Mehrere Männer klettern auf kleine Podeste, läuten mit einer Glocke in einem immer schneller werdenden Rhythmus. Dann steigen Sie auf Hocker, einige Protokollanten um sich herum. Die Versteigerung selbst erfolgt fast als Gesang. Leider verstehen wir weder, was gesagt wird, noch die Preise. Die Bieter haben alle Schilder auf ihren Kappen mit Nummern drauf. Aber man scheint sich zu kennen. Gebote immer per Kilo, die Brummer kosten mehrere tausend Euro pro Stück. Rekord bei der ersten Auktion des Jahres war mal 1,3 Millionen Euro, für einen Fisch. Die Japaner lieben teuer! Und dann ist für uns alles schon wieder vorbei. Der Fischmarkt selbst öffnet für das gewöhnliche Publikum erst um 9.00 Uhr. Das können wir uns heute nicht mehr ansehen, denn um 10.00 Uhr müssen wir auschecken und uns auf den Weg zum Flughafen machen. Wir laufen noch über das Fischmarktgelände, bewundern die langen Warteschlangen vor den Sushi-Lokalen (hier warten Touristen gerne mal drei bis vier Stunden, um nur ins Lokal zu kommen...) Ob die Sushi wirklich so gut sind? An einigen Ständen kann man sehen, wie der gefrorene Fisch mit der Bandsäge geteilt wird, an anderen, wie der aufgetaute Fisch liebevoll mit dem Messer zerkleinert wird. Dann gehts auf den Rädern wieder zurück ins Hostel, am Kaiserpalast vorbei - diesmal, wie in Japan üblich, auf dem Gehweg. Unterwegs beobachten wir mehrere Prozessionen, die wohl religiöse Hintergründe haben. Wichtige Menschen in Kostümen mit ernsten Mienen, Waffen und Kutschen- fast wie Schützenfest in der Heimat. |
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