Shanghai, China:
Eigentlich hatten wir uns das alles so einfach vorgestellt: Landung in Shanghai um 16.15 Uhr, mit dem Shuttle-Bus schnell ins Hotel und wieder zurück, dann mit der Metro ins Zentrum, die Haupteinkaufsstraße entlang bummeln, am Bund die bekannte Skyline zum Sonnenuntergang bewundern, eine Kleinigkeit essen, mit der Metro zurück zum Flughafen und dem Shuttle-Bus ins Hotel. Weiterflug am nächsten Tag um 11.45 Uhr.
Wir landen schon deutlich verspätet auf dem supermodernen und wunderschönen Flughafen Pudong. Brauchen eine Ewigkeit, bis wir unser 24 h -Visum (kost nix) im Pass haben, eine weitere Ewigkeit, bis unser Gepäck vom Band rollt. Wo fährt der Shuttle-Bus? Da stellen wir fest, dass in China die Menschen so gut englisch sprechen wie in Japan - nämlich gar nicht. Schilder finden wir heute...leider keine. Aber irgendwie - nach einer ungewollten Besichtigungstour durch den Flughafen - finden wir eine Dame, die sich für den Shuttle-Bus zuständig fühlt. Der fährt aber erst eine ¾ Stunde später ins Hotel und eine weitere Stunde später zurück. Pustekuchen. So wird das alles nichts. Also mit allem Gepäck ab in die Metro. Ticket bis Peoples Square gezogen und rein. Super, anhand der Pläne sieht man, dass wir mit der Linie 2 durchfahren können. Kostet einen Euro, wer wird da meckern. Viele Haltestellen zwar, aber immerhin. Die Fahrt dauert. Plötzlich steigen fast alle aus. Dann fährt der Zug in die andere Richtung weiter - in die, aus der wir kommen. Erst denken wir uns nicht viel dabei, aber als wir die zweite bekannte Haltestelle wieder anfahren, werden wir doch stutzig. Steigen besser erst mal aus. Ein erneuter Versuch. Ja, jetzt sehen wir die Hinweisschilder (wer lesen kann, ist echt im Vorteil!) - wir hätten an der Wendestelle aussteigen und mit dem Zug auf dem gegenüberliegenden Gleis (auch Linie 2) weiterfahren müssen - warum auch immer. Manche Erfahrungen muss man mal machen. Am Peoples Square raus (inzwischen ist alles stockdunkel) und mit dem ganzen Gepäck in die Fußgängerzone, durch die Menschenmassen durch. An einem ganz normalen Dienstag ist hier der Teufel los. Flagship- Store an Flagship-Store. Das ist China? Teuer sieht es aus. Edelmarke an Edelmarke... Elektronik, Haute Couture, Schmuck... |
Auf der Meile essen wir eine Kleinigkeit, es ist zwischenzeitlich ja schon spät und Chris will eigentlich fast schon zurück. Dann kommen wir an den Bund. Über den Fluss leuchtet die derzeit vielleicht beeindruckendste Skyline des Planeten. Das hat den Aufwand gelohnt. Und wir reden uns ein, dass es im Dunklen eigentlich noch viel besser kommt als bei Tageslicht.
So ist es gegen 21.00h fast ein Kampf, zwischen den vielen Menschen an das Flussufer zu kommen. Wir deponieren das Gepäck an einer ruhigeren Ecke und gehen abwechselnd nach vorne. Beeindruckend. Unwirklich. Science Fiktion. Bunt, schillernd, wechselnde Farben. Hin- und her tuckernde Ausflugsboote. Hier gibt China alles, und das ist eine ganze Menge. |
Aber dann: schnell in die nächste Metro, Linie 2 ist richtig, die letzte zum Flughafen soll um 10.00 Uhr fahren. Kein Problem, es ist erst kurz vor halb 10. Auch das Umsteigen klappt wie am Schnürchen.
In der Bahn werden wir dann aber doch skeptisch. Warum sind im Fahrgast-informationssystem nicht alle Haltestellen grün beleuchtet? Keine weiteren Hinweise... also abwarten, es hat ja immerhin einige Leute mit Koffern um uns herum. Dann tatsächlich die Durchsage auf englisch: letzte Haltestelle. Nichts geht mehr. Die Spannung steigt. Wäre schon schön, die Nacht vor dem 12 Stunden Flug in einem Bett zu verbringen. Noch ein Thema kommt hoch: wir haben kein Geld mehr. Jedenfalls keine nennenswerten Beträge. Das heißt, wir können uns gar kein Taxi.... Ob es hier im Nirgendwo überhaupt internationale Bankomaten gibt? und Taxen? Zum Flughafen laufen macht auch keinen Sinn. Das ist zu weit und der letzte Shuttle zum Hotel fährt um Mitternacht. Es findet sich eine Lösung. Wie immer. Um uns herum stehen noch einige Leute, die auf den Flughafen wollen. Ein junger Philippino behauptet, um 1.00 Uhr noch einen Flug zu haben. Auch zwei Italienerinnen sind völlig überrascht und reagieren leicht panisch, als sie von uns erfahren, dass die Metro hier endet. Sie haben ihr ganzes Gepäck im Hotel am Flughafen. Nun sind wir schon Fünf. Aus dem Bahnhof raus, merken wir sofort, dass es jeden Tag viele Reisende geben muss, die hier stranden. Das Angebot an Taxen ist überwältigend. Ab Schranke /Ausgang der Metro fallen private und offizielle Fahrer fast über uns her. Die Mädels aus Italien sind besorgt. Thomas verhandelt kurz und ein Privater packt alle Fünf einschließlich Gepäck für 100 Yuan /ca. 14 € in sein Auto. Dafür fährt er dann wie Hamilton und Vettel gegen den Rest der Welt, Lichthupe, Spurwechsel, Drama! Er will wohl noch eine Bahn abgreifen. 20 km später wandern wir fast alleine durch die leeren Hallen des Flughafens... nur noch hier und da ein paar wenige Menschen, Reinigungspersonal... Ob der letzte Shuttle wirklich um Mitternacht? Es ist kurz vor 23.00 Uhr... wir beginnen zu laufen, denn der vorletzte sollte eigentlich um 23.00 Uhr fahren... und unterwegs werden wir von der netten Dame vom Nachmittag angesprochen (sie hatte uns wieder erkannt) und gleich mit zum Shuttle genommen. Weitere ca. 15 km und einige Minuten später krabbeln wir in ein tolles Bett. Joyfull Star, also freudvoller Stern heisst der Laden, lassen wir mal so gelten. Und da sag noch einer, Stop-Over sind langweilig und lästig. Abenteuer pur! |