Himeji:
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Hanami, das Kirschblütenfest. Und wir durften 2015 dabei sein. Das treibt uns heute noch das Wasser in die Augen. Aber der Reihe nach.
Unser Reiseführer, der Loose Japan, enthält eine Klappseite, auf der 19 Highlights empfohlen werden. Eines davon ist "die schönste Burg Japans" in Himeji. Diese Burg des weißen Reihers ist ab 2015 auf jeden Fall ein Muss in Japan, zumal sie 5 Jahre lang renoviert wurde und erst am 27.März 2015 wieder voll geöffnet wurde. Lange war sie eingepackt in Gerüste und Planen und nun....ihr seht es ja selbst. Dass die Burg wieder auf ist, klärten wir per Internet und dann lag sie auch noch auf unserer unterwegs neu geplanten Route gen Westen. Also hin. Laut Internet, Büchern, Nachrichten und überhaupt... gibt es in Japan nichts wichtigeres als die ersten Kirschblüten. Wetterberichte, Webseiten, die japanischen Medien informieren von Mitte März bis Mitte Mai täglich über den Verlauf der so genannten Kirschblütenfront. Bei der ersten vollen Blüte, aber wohl auch vorher und danach, finden überall in Parks Feste statt, die - wie vieles in Japan - stark ritualisiert sind. Lange geplant, werden blaue Planen ausgerollt, Essen besorgt, Getränke (Sake!!) und dann Schuhe aus, auf die Plane und los. Wir haben natürlich keine Ahnung, sehen aber viele, die sich rund um Burg Himeji entsprechend verhalten, Tüten mit Essen und Trinken anschleppen, Plätze sichern (pro blauer Plane sitzt schon nachmittags einer Wache) und da kaufen wir doch auch mal ein, statt Essen zu gehen in ein Lokal. Blaue Plane? Das lösen wir schon. Und dann legen die Burgväter noch einen drauf. Unser Hostelwirt kommt ganz eifrig: The Castle will be blue tonight!!, die Burg wird blau beleuchtet. Ah...deshalb standen da ab 16.00h Heerscharen von Fotografen und nahmen die vermeintlich besten Plätze für ihre Stative ein. Und wir dachten, die hoffen auf die "blaue Stunde", also günstiges Licht rund um den Sonnenuntergang. Da wir nicht gleich losziehen, kommt der Herbergsvater nochmal: Das soll nur eine Stunde leuchten! Beeilt euch!! Ok, wir traben sofort los, Essen und Trinken besorgen. Auf dem "Festplatz" unter der Burg inzwischen alles voll, der Bär tobt. Alle Kirschbäume, und das sind viele, blühen in voller Pracht. Wir...ja was machen wir jetzt? DA...eine freie Fläche auf blauer Plane. Wir fragen höflich, dürfen wir mit drauf? Na klar, Schuhe aus, Essen ausgepackt. Und schon trauen sich die Herren (Firmenausflug??) uns auf englisch anzusprechen. Where do you come from? (Wo kommt ihr her?) How long are you in Japan (wie lange seid ihr in Japan?) und so weiter. Man/frau hört deutlich, warum die Herren sich trauen, Englisch zu sprechen: Mehrere riesige Sakeflaschen (Reiswein 30 % Alkohol) sind bereits im fortgeschrittenen Anbruch. Chris sagt voraus, was dann kommt. Sie beratschlagen erst, dann fragt der mit dem besten Englisch, ob wir japanischen liquor (Schnaps) trinken möchten. Och, wenn die Jungs so lieb fragen, warum nicht? Es gibt Sake auf Eis, das kennen wir schon, ist hier weiter verbreitet als warmer Sake. Thomas bekommt das Becherchen voll geschüttet, Chris eine Damenportion. Also trinkt sie ggf. bei Thomas was mit. Große Freude lösen (wie überall auf der Welt) unsere 3-4 Worte in Landessprache aus. Danke, bitte, prost, braucht es mehr Worte? Wir bekommen noch ein Pappquadrat zum bequemeren Sitzen und dann geht es ab, eine Sause vom Feinsten. Die Herren sind merklich angeschlagen, einer schläft schon ein (wer lästert hier über Thomas????) und werden immer mutiger. How old are you (wie alt seid ihr?). Es zeigt sich, die Frager sind alle über 70, zum Teil sogar deutlich, wir erklären, das nicht zu glauben und die Freude der mutigen Frager wächst noch weiter. Japaner sehen aber nach unseren Maßstäben wirklich deutlich jünger aus, als sie sind. Sehr diszipliniert wird kurz vor 21.00h aufgeräumt, nicht ein Fitzel bleibt liegen, wir verabschieden uns mit ganz vielen Verbeugungen und arigato gozaimasu (Danke auf japanisch, das letzte u ist stimmlos)...und schon zieht uns ein jüngeres Mädel auf die nächste Plane....neuer Sake, alles von vorne, Details wissen wir auch nicht mehr ;-) Die Bilder sind vom Morgen unserer Ankunft; dass uns da der Atem stockte, wird jeder verstehen. Wir haben uns durch die Burg schleusen lassen, steilste Treppen bis in die 6.Etage erklommen und mehrfach an deutsche Fluchtwegverordnungen gedacht. Nach der Fototour musten wir heim, da es kühl wurde und wir abends mitmachen wollten. Letzter Satz einer Dame auf unserer blauen Plane: Gestern waren die Blüten höchstens halb auf und heute alle. Glück muss der Reisende haben. Heute, am Tag danach, regnet es den ganzen Tag, wie vorhergesagt. Frohe Ostern! |
Eindrücke von Himeji:
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