weiter Richtung Nord-Ost: |
Von Brasilia bis Salvador sind es noch einmal fast 1.500 km. Diesmal keine Autobahnen, sondern einspurige „Landstraßen“.
Hier wird zwar keine Maut verlangt, das Fahren sollen aber ziemlich gefährlich sein, da LKW-Fahrer selten einen Überholvorgang abbrechen, wenn sie plötzlich Gegenverkehr sehen. Für diesen ist das wohl oft tödlich. Chris hat deshalb eine Menge Respekt vor diesen Straßen. Immerhin sind viele |
LKW mit ihren neun Achsen und bis zu 30 Metern Länge doppelt so lang, wie unsere europäischen.
Es stellt sich aber recht schnell heraus, dass LKW Fahrer hier genau so vorausschauend fahren, wie in Europa. Klar machen die auch mal Fehler, aber es ist kein Standard, so wie wir das aus Indien erinnern. Dort gilt ausschließlich das Recht des Größeren und Stärkeren, alle anderen müssen weichen - egal wohin… |
Landschaftlich fahren wir durch eine immer trockenere Gegend. Es ist alles braun, nur hin und wieder sieht man grüne Flecken, das sind dann bewässerte Felder.
Hier wachsen sie, die Bananen, Ananas und Mangos. Zum Spottpreis werden sie an jeder Ecke angeboten. Geschmacklich ein Traum… |
Zur Trockenheit kommt tags eine Temperatur von 40 Grad. Wir sind so froh über unsere Klimaanlage.
Für die Nacht suchen wir uns Stellplätze, stehen also frei… aber Stunden nach Sonnenuntergang sind oft immer noch 36 Grad im Dicken. |
nach Lençois: |
Dummerweise fangen ausgerechnet jetzt unsere Aufbaubatterien an, an Altersschwäche zu sterben. Das dürfen sie - sie sind immerhin 10 Jahre alt… Aber doch nicht gerade jetzt…
Oft fällt über Nacht der Strom völlig aus. Am Morgen ist es im Kühlschrank angenehm warm… und unseren herrlichen Abluftquirl über der Dusche, der wenigstens etwas Luft im Bett bewegt, schalten wir deshalb schon gar nicht mehr an. Wir freuen uns auf die Chapada Diamantina, eines der Highlights von |
ganz Brasilien. Unvorstellbar, wenn man aus dieser Dürre kommt, dass es dort bewachsen sein soll und sogar Wasserfälle gibt.
Tatsächlich wird es plötzlich schlagartig grün, Dschungel um uns herum. Kein leuchtgrüner Regenwald, aber doch bemerkenswert. Der dazugehörende Ort Lençois gefällt uns sehr. Ein ehemaliger Ort der Goldschürfer, süße, bunte Häuser mit netten Kneipen laden ein zu bleiben. |
Chapada Diamantina: |
Unsere Knochen freuen sich nach der langen Stunden im Dicken sehr auf etwas Bewegung, aber auch hier herrschen 40 Grad. Die Sonne brennt erbarmungslos. Bei Chris sind alle guten Vorsätze schlagartig verschwunden. Jetzt ist maximal ein Spaziergang unter schattigen Bäumen gesund. Ein kurzer Weg zu einem Wasserfall bietet sich an.
|
Aber als der Weg nicht schattig unter Bäumen, sondern in der prallen Sonne durch ein Flusstal nach oben führt, gibt Chris schnell auf.
Sie wartet, bis Thomas schweißgebadet und naß von der Dusche unter einem Rinnsal zurückkommt. |
Nach einem kurzen Blick auf die Wettervorhersage sind wir uns einig: so schön wie es hier ist, wir fahren weiter.
Ironischer Weise ist für Salvador da Bahia Regen vorhergesagt. Das wünscht man sich ja nun auch nicht für eine Stadtbesichtigung. Aber besser eine Stadt im Regen bei unter 30 Grad, als schöne Wanderwege bei 40 Grad. |
Wir fahren bis zu einem Posto (brasilianische Tank- und Raststätte). Es windet kräftig und hat auch nach 19.00 Uhr noch über 30 Grad. Dafür funktioniert das Internet nicht und wir können unseren Strom nicht mehr nutzen.
Es könnte uns besser, aber auch schlechter gehen. |
Salvador da Bahía:
|
Am nächsten Tag lächeln wir einer neuen Aufgabe entgegen. Der Verkehr in der Großstadt Salvador führt uns erst mal vorbei an vielen Favelas. Dazu regnet es in Strömen. Campingplätze gibt es keine. Gute, freie Stellplätze scheint es in der Stadt auch nicht zu geben.
So schauen wir uns im Dicken bei Regen die Stadt aus dem Auto heraus an. Hat den Vorteil, dass man ein Gefühl bekommt, für eine Stadt, die man ja nur |
vom Stadtplan und von Beschreibungen her kennt.
Man merkt sofort, dass Sonntag ist. Alle Geschäfte sind geschlossen, es scheint auch wenig Verkehr zu sein. |
An der Catedral de Bomfin ist richtig viel los. Es beginnt gerade ein Gottesdienst. Obwohl wir nichts verstehen, genießen wir doch recht lange die Stimmung in dieser vollen und quirligen Kirche.
Vor dem Gotteshaus werden bunte Bänder verkauft. Die bindet man sich ums das Handgelenk. Wenn die Bänder von alleine abfallen, gehen die Wüsche in Erfüllung - das weiß jedenfalls unser Reiseführer. |
Aber auch rund um die Kirche findet man die bunten Bändchen an allen Ecken.
Sonst ist unser erster Eindruck von dieser Stadt ernüchternd. Vielleicht liegt es am Regen und dem grauen Himmel? Vieles wirkt sehr heruntergekommen, arm, alt und verwahrlost. |
Wir halten noch am Fischmarkt, landen (als einzige Hellhäutige) auf einer netten Biertrinkveranstaltung (Livemusik und Getränke), beschauen uns - vom Auto aus - den alten Leuchtturm im Stadtteil Barra und finden dann in einem Wohngebiet einen ruhigen Stellplatz - direkt am Meer.
Salvador da Bahia ist übrigens die erste Stadt, die die Portugiesen in Brasilien gebaut haben und damit auch die älteste Stadt Brasiliens. Sie war von der Gründung 1550 bis 1763 Sitz der brasilianischen Kolonialregierung, danach Rio de Janeiro - bis 1960 die neue Hauptstadt Brasília die Regierungsarbeit übernahm. Am nächsten Morgen schwimmt Thomas trotz Sauwetter eine Runde im warmen aber völlig verdreckten Meer, er pult sich anschliessend Plastikteile aus der Hose. Später parken wir den Dicken bewacht in der Nähe des alten Aufzugs“Elevador Lacerda“, fahren mit diesem blitzschnell für knapp 4 Cent nach oben in die |
Altstadt Pelourinho, die seit einigen Jahren zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Wir gönnen uns ein ausgiebiges Sightseeing Programm… und sind bestürzt darüber, welche Unmengen Gold die Portugiesen in ihren Kirchen verbaut haben. Besser verbauen ließen, denn man hat Millionen Sklaven aus Afrika hierher verschifft, die dann versteigert und zur harten körperlichen Arbeit gezwungen wurden. Die Sklaven haben ihre Kultur mitgebracht. Und obwohl die Portugiesen Vieles verboten haben, ist die heutige Kultur doch sehr von der afrikanischen Religion und Küche etc. geprägt. Aber irgendwie zündet der Funke dieser - sicher faszinierenden - Stadt bei uns nicht so richtig. Vielleicht braucht man mehr Zeit und weniger Dauerregen, um sich auf sie einzulassen. |
Cachoeira, Dannemann: |
Noch am selben Tag fahren wir weiter nach Cachoeira, einem netten Ort nordwestlich von Salvador.
Nicht nur wegen unserer sterbenden Batterien wollen wir auf einen Campingplatz, aber der empfohlene ist geschlossen. Dummerweise verfahren wir uns im Ort, müssen rückwärts raus und plötzlich sind viele Stromkabel am Dach des Dicken verheddert. Fernreisende kennen das, Stromkabel werden nach Bedarf über die Strasse gehängt, straff oder locker, mal in 4 Meter Höhe, meist tiefer. |
Rasch kennt uns hier jeder, zwei Frauen eilen mit Besen herbei. Sie wollen uns nicht verhauen, sondern die Leitungen hoch drücken….alles nachts im pladdernden Regen.
Und nachdem wir den Anwohnern ein schönes Alternativprogramm zum Fernsehen geboten haben, genießen auch wir die Ruhe des Abends. Morgens besichtigen wir dann die Zigarrenfabrik von Dannemann hier am Ort. Bahia ist ein Tabakparadies. Ein Bremer gründete die Firma, heute werden deren Produkte von Lübbecke aus vertrieben. Die Edelzigarren werden hier geformt und wir kaufen ein. |