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Wir hatten ein bisschen die Zeit vergessen. Dabei ist es nicht so, dass wir wirklich oft an die Uhrzeit oder den Tag denken. Aber auf dem Weg von Potosí nach Uyuni hielten wir am Örtchen Pulacayo. Der Ort lebte früher von seiner Mine, heute handelt es sich eher um ein lebendiges Museum.
Gleich am Eingang muss man 10 Bol pro Person Eintritt an einen Soldaten bezahlen. Außer uns parkt nur ein weiteres Auto. Geisterstadt. Dann alte Loks, wir gehen weiter. |
Keine Menschenseele, keine Erklärung, kein Hinweisschild. Drei andere Deutsche sind im Stress- höchstens 10 Minuten, sonst schaffen sie den Sonnenuntergang am Salzhotel nicht.
Wir sind schon kurz davor, wieder umzudrehen, als uns ein Mann in eine |
Halle winkt. Dann die Überraschung: hier wird noch gearbeitet.
Viele Maschinen, einige schon deutlich über 100 Jahre alt, deutsche, englische und sowjetische. Wir bekommen eine kleine Führung, leider auf spanisch, trotzdem spannend. |
Wieder auf dem Rückweg, zeigt uns eine Frau den Weg zum Museum.
Komisch, haben wir das nicht gerade gesehen? |
Das Museum wird derzeit im ehem. Verwaltungsgebäude eingerichtet. Hier werden die alten Möbel der Geschäftsleitung gezeigt. Ein junger Mann führt uns herum.
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Salar de Uyuni: |
Beeindruckt fahren wir aus dem Ort Uyuni zur Zufahrt zum Salar in Colchani. Dass wir zum Sonnenuntergang ein paar Minuten zu spät kommen, ist nicht schlimm. Wir werden diese Nacht auf dem Salar verbringen. Auf ca. 3.670 m Höhe. Und wir haben ja noch eine Nacht mitten auf dem Salz.
Unvorstellbar: 10 Milliarden Tonnen Salz auf 12.000 qkm, drei bis fünf, an einer Stelle sogar 90 Meter dick. Im Salz Lithium, die Abbaumöglichkeiten werden hier zur Zeit erforscht, die |
Uni Freiberg hilft dabei.
Evo Morales, der Präsident Boliviens, will auf jeden Fall eine Ausbeutung durch ausländische Konzerne verhindern. Gebraucht wird der Stoff für Batterien, elektrische Autos und so. Die Nacht ist sternenklar, es ist Neumond und stockdunkel. Was man wohl auch erleben muss: das Salz scheint sämtliche Geräusche zu absorbieren. Es ist dunkel und absolut still. |
Es gibt unzählige Schauermärchen über den Salar. Viele Autos haben sich wohl im morastigen Untergrund festgefahren und brauchten oft Tage, um sich wieder zu befreien.
Deshalb heißt es aufpassen. Vor allem an den Ufern des Sees muss man extrem aufpassen. Ist für uns aber viel einfacher, als erwartet: das Wetter und die Sicht sind hervorragend und wenn man sich an die Fahrspuren hält, kann eigentlich nichts passieren. |
Zudem werden die klassischen Routen auf dem Navi angezeigt. Bei Nebel und / oder Schneesturm möchte man hier aber sicher nicht entlang.
Wir müssen erst mal langsam den Weg zurück in den Ort Colchani finden, tanken und einkaufen, bevor es dann richtig aufs Salz geht. Dann einen Stopp am Dakar- Denkmal und dem ehem. Salzhotel. Jetzt wird uns erst bewußt, wieviele Touristen hier unterwegs sind. Man spricht englisch, französisch, schweizerdeutsch und natürlich spanisch. |
Am meisten fasziniert uns eine französische Familie, die auf zwei Tandems unterwegs ist.
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Je ein Elternteil und ein Kind auf einem Bike…. die kommen ganz schön voran.
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Auf dem Salz zu fahren, ist übrigens nicht so weich wie auf frischem Schnee. Man spürt die Risskanten schon deutlich.
Dafür können wir hier das selbstfahrende Auto testen. Tempomat rein und Hände weg vom Lenkrad, das macht Spaß. |
Nach einigen Kilometern halten wir aber schon wieder an.
Viel zu verlockend ist die riesige Salzfläche… - endlich der Fantasie freien Lauf zu lassen und die berühmten Fotos zu machen: Das Spiel mit Entfernungen und Perspektiven. |
Insel Inkahuasi: |
Bei der Weiterfahrt sehen wir dann, dass das - natürlich - zum Pflichtprogramm eines jeden Besuchers gehört.
Auf dem ganzen See, so scheint es, werden Fotos gemacht. Unser Ziel ist die Insel Inkahuasi (3.700 m), die nach gut 60 weissen Kilometern mitten im Salzsee liegt. Auf ihr wachsen viele Meter hohe Kakteen. |
Sie wachsen pro Jahr nur einen Zentimeter, bei fünf oder sechs Meter hohen Gewächsen kann man sich das Alter also locker errechnen.
Da wir in der Nähe der Insel übernachten wollen, sind wir bei den Letzten, die die Insel verlassen. Jetzt hat sie fast etwas mystisches. Hier könnten wir noch stundenlang sitzen. Aber es wird kalt und der Hunger ruft. Der Sonnenuntergang gibt heute - mitten auf dem See - wirklich alles. |
Am nächsten Morgen spontane Planänderung. Eigentlich hatten wir zurück nach Uyuni gewollt, um dort den vielleicht bisher anspruchsvollsten Trip für unseren Dicken und natürlich auch uns vorzubereiten - die Lagunenroute.
Spontan entscheiden wir, direkt nach Süden zu fahren. Lebensmittel, Diesel, Wasser und Gas müssten für die nächsten Tage reichen, denn auf dieser Strecke, entlang der chilenischen Grenze auf über 4.000 m gibt es weder eine Tankstelle noch Geschäfte. Eigentlich nicht mal eine Straße… sondern nur Pisten. Schlechte Pisten. Miserabel und katastrophal, schreiben manche auf IOverlander. Von der Mitte des Salar de Uyuni bis zur chilenischen Grenze sind es ca. 370 km. Von dort noch mal ca. 50 bis zur nächsten Stadt San Pedro de Atacama. Die Wettervorhersage ist top, warum also einen Umweg von 160 km über Uyuni machen. Unterwegs stellen wir fest, dass wir bei unserem Check ein wichtiges Detail vergessen haben: das Geld. |
Unterwegs stellen wir fest, dass wir bei unserem Check ein wichtiges Detail vergessen haben: das Geld. Wir hatten in Uyuni nämlich auch noch mal Geld holen wollen. Und Brot, aber das verliert sofort an Bedeutung. Wir haben noch 323 Bols, so der Kassensturz unterwegs. 300 brauchen wir für den Eintritt in den Nationalpark, 20 wahrscheinlich für Straßengebühren. Mit den verbleibenden 3 (das sind ca. 0,36 Euro) könnten wir noch etwas Brot kaufen…. Aber… kein gutes Gefühl…
Ein Streckenposten unterwegs erklärt uns, dass man im Dorf San Juan Geld wechseln könnte. Wir haben ja zwischenzeitlich Bargeld in vielen Währungen dabei (argentinische, uruguayische, chilenische Pesos, brasilianische Reais, Euros und Dollars) und irgendwas werden sie schon wechseln. Tun sie. Im einzigen winzigen Lädchen dieses Kaffs. Dollars. Aber nur 5 oder 10 Dollar Scheine. Die haben wir nicht. Nur einzelne oder gleich 100. Die werden nicht gewechselt. Euros? Nee. Also keine Bollis. |
Lagunenroute: |
Wir fahren trotzdem weiter. Jetzt noch mal zurück nach Uyuni… geht gar nicht.
Theoretisch brauchen wir kein Geld mehr und wenn doch… es soll ja noch andere auf der Lagunenroute geben. Dann müssen wir halt versuchen, bei anderen Touristen oder bei einem der wenigen Hotels zu wechseln. Aber erst mal sehen wir gar keine anderen Autos. Wir sind ganz allein auf einem riesigen, trockenen und salzigen Flussbett unterwegs nach Westen zur chilenischen Grenze. Der Fluss ist der Weg. Weil uns das ganze irgendwie spanisch vorkommt, entscheiden wir, den direkten Weg in Richtung Süden zu nehmen. Auf unseren Karten ist ein einfacher Weg eingezeichnet. |
Der Weg, auch eine Piste, ist recht einfach zu finden und anfangs auch schön. Leicht geht es bergauf, einen Vulkan im Blick, hinter uns das riesige salzige Flussbett.
Doch dann: die Strecke wird steiler, steiniger, anspruchsvoller. Manchmal ist kein Weg mehr zu erkennen. Bis wir auf der anderen Seite des Berges endlich wieder auf einer verlässlichen Piste ankommen, vergehen Stunden. So heftig hatten wir uns das nicht vorgestellt. Noch nie waren wir so glücklich mit unserem „Dickie"… jeder Zentimeter Bodenfreiheit wurde gebraucht, die Untersetzung und auch die Sperren, alles kam zum Einsatz. Hier wurde nichts und niemand geschont. |
Aber allen Berichten nach ist das nur der Vorgeschmack auf das, was in der Lagunenroute noch auf uns und vor allem auf den Dicken zukommt.
Den Einstieg in die eigentliche Lagunenroute finden wir schnell. Aber wie erwartet, sind die Pisten anspruchsvoll und der Dicke muss ja ein Gewicht von fünf Elefanten die Wege hoch und wieder runter bringen. Die „kleinen“ und „leichten“ Geländewagen (meist Toyotas), die von den lokalen Tourenveranstaltern eingesetzt werden, schaukeln sich viel leichter über die scharfen Kanten der Steine. Das ist das beruhigende Gefühl hier, wir sind nicht alleine. Es sind sogar viel mehr Toyotas unterwegs, als wir je erwartet hatten. |
Das merken wir am nächsten Morgen, als wir an der ersten Lagune gleich neben mindestens zehn von ihnen parken. Massentourismus.
Wirklich wahr. Und sie benehmen sich auch so. Meist junge Leute, die mehrfach gebeten werden, die wunderschönen Flamingos aus der Ferne zu bewundern, laufen aufs Salz für ein Selfie mit der Handykamera. Nach dem Foto sind keine Flamingos mehr da sind, aber das interessiert niemanden. Dass dieses Verhalten nichts mit dem Alter zu tun hat, merken wir kurze Zeit später. Da wird laut in die Hände geklatscht, um die Flamingos im Flug fotografieren zu können. Für uns ein regelrechter Kulturschock nach dem Frühstück ganz alleine. Schade, läßt sich aber wohl nicht ändern. |
Trotzdem: wir lassen uns diese atemberaubende Landschaft nicht vermiesen.
Wir sind mittlerweile auf einer Höhe von ca. 4.600 m, um uns herum 5.000 m und 6.000 m hohe Vulkane, |
Schneereste, viele Lagunen und Flamingos… und darüber… blauer Himmel und Sonne.
Dazu Füchse und Vicuñas, (das sind die kleinen aber viel edleren Brüder der Lamas und Guanakos). |
Unterwegs profitieren wir auch mal von einem haltenden Toyota. Der Fahrer hat einen Fuchs erspäht. Der beäugt uns bald neugierig. Autos ist er hier gewohnt.
Nach der Laguna Honda sind deutliche Worte angebracht, besonders übel wird es um die berühmte Laguna Colorada, der roten Lagune: Es gibt keine |
befahrbare Strasse, nix befestigt, nix begradigt, jeder fährt wild drauf los.
Auch im eigentlichen Nationalpark, für den jedes Jahr einige Millionen Euro Eintrittsgeld fliessen: Anscheinend macht sich hier jeder Land Cruiser - selten passt ein Name des Autos besser - selber seinen Weg durch Kies, Sand und Steine. |
Das passiert, weil der manchmal noch zu erkennende Hauptweg so heftige Rippen und Wellblech-Charakter zeigt, dass da nun verständlicher Weise keiner mehr fahren will.
Dieses Ripio entsteht natürlich auch auf den neuen Routen durch die freie Natur, da müssen nur 20 Autos lang |
fahren und das passiert hier an einem Vormittag. Was tun? Neue Spur, manchmal 50 nebeneinander.
Eine brutale Vergewaltigung durch örtliche Touranbieter, geduldet durch die Parkverwaltung, die nur beim Kassieren erlebbar wird. |
Wir leiden in unserem Wohnmobil und schwören uns: Nie wieder. Leider können wir trotz der faszinierenden Eindrücke aus mehreren Gründen keine Empfehlung an Overlander für die klassische Lagunenroute aussprechen.
Selbst unvergleichlich schöne Über-nachtungsplätze (mit gerne -15°C Grad in der Nacht) und atemberaubende Ausblicke auf die Berge verdrängen nicht: Die Wege sind superscheisse (hochanspruchsvoll, nervig, fast unbefahrbar), gleichzeitig brettern Horden von Ausflugsgeländewagen durch die Natur und hinterlassen flächendeckend ihre Spuren. Wir hören, die verschleissen 4 (vier) Satz Reifen pro Jahr. |
Aber so ist das wohl auf der Welt, schöne Orte sprechen sich rum, da wollen alle hin und das artet dann so aus. Lösungsvorschlag: Eine Strasse teeren, Parkwächter und Betretungsverbote für Frevler.
Preise hoch und Touranbieter mit Lizenzen ausstatten. Klingt deutsch, ist es wohl auch, aber der jetzige Zustand wird nicht so bleiben, muss er unseres Erachtens auch nicht. So, noch ein paar schöne Bilder, genug Frust abgearbeitet- zwischendurch waren wir echt fast am Verzweifeln, zumal die Strecke sich gut 150 km hinzieht und bei phasenweise nötiger Schrittgeschwindigkeit kein Ende in Sicht scheint. |
Wir passieren Geysirfelder mit blubbernden Schlammvulkänchen und Schwefelgasrauchern in 4900 m Seehöhe.
Wenig später finden sich heisse Quellen mit klarem Wasser und also Thermalbecken. Unser eigene kleine Therme versöhnt uns mit einem anstrengenden Tag. |
Die Übernachtung an der morgens dampfenden und halb gefrorene
Lagune (auf 4450m) hebt unsere Laune deutlich. Gleich am nächsten Tag zu den vielen anderen Ausflüglern, die grössere Therme ist auch noch deutlich wärmer. Richtig fein. Als die nackten (Franzosen?) kamen, waren wir aber schon wieder draussen ;-) |
Ach noch was: Vor der Therme steht ein junger Franzose mit japanischer Freundin, er ist der erste Overlander, den wir auf der ganzen Route treffen, also ein Selbstfahrer, der im Auto schläft.
Er hat das Auto, einen Mitsubishi Space Gear, für 3.000 US$ in Chile gekauft. Am Vortag hat er sein Kühlwasser verkocht, da der Thermostat ausfiel. Heute wundert er sich, warum sein Diesel nicht anspringt. Das tat er doch bisher in der Höhe immer (zuletzt auf 2.500 m in San Pedro de Atacama). |
Daß 4.500 m für einen Diesel eine ganz andere Herausforderung sind…macht uns umso stolzer auf unseren Sprinter.
Es sind rasch drei Fahrer anderer Autos da, die ihm zu helfen versuchen, tolle Bolivianer. Was aus dem jungen Paar wurde, wissen wir nicht, jedenfalls gaben wir unseren Senf so dazu: Nur mit einem Auto, dass einem sehr vertraut ist und auf das Verlass ist, sollte diese Route angegangen werden. Alles andere ist zwar nicht direkt gefährlich, aber wohl auch nicht schlau. |
Laguna Verde: |
Krönender Abschluss dann die Laguna Verde, da konnten wir beide ein „Wow“ nicht unterdrücken, als wir über einen Buckel auf das leuchtend grüne Wasser dieses Hochgebirgssees zufahren.
Im Hintergrund der wunderschöne Vulkan Licancabur mit idealtypischer Form. |
Viel schönere Plätze hat unser „Dicker“ noch nicht gesehen und er macht sich doch auch staubig und dreckig gut in dieser Landschaft, oder?
Welche Probleme hatten wir? Unsere Stossdämpfer sind wohl alle durch, werden wir neu kaufen müssen. Ab 4.000 m geht der Gasherd nur noch mit Streichhölzern an. Gut, wenn man welche dabei hat ;-) ... |
Standheizung und Motor gingen nach frostiger Nacht nicht an, wohl Diesel versulzt. Bei Sonne abwarten hat auch was.
Aufgesetzt sind wir nicht ein einziges Mal, der Iglhaut Umbau hat sich selten so souverän gezeigt. Die Kabine von Bimobil hat auch ein Lob verdient, verloren haben wir einen Befestigungsbolzen der Absetzkabine. Der lässt sich schnell ersetzen. Unsere Befürchtungen, ohne Geld unterwegs zu sein, löst sich von selbst. An der Laguna Colorada steht plötzlich eine einzige Frau vor uns. (sonst war da gar niemand...) |
Die Frage, ob sie Geld wechselt bejaht sie. Dollars aber nur 5 oder 10 Dollar Scheine. Kennen wir schon. Ohne Hoffnung fragen wir: und Euros? Ja, klar. 5 oder 10 Euro Scheine. Und schon bekommen wir für 10 Euro 70 Bollies.
Die haben wir bei der Einreise in Chile noch komplett... Um raus aus Bolivien zu kommen, müssen wir zum Zoll. Der hat zu, obwohl er neuerdings immer geöffnet sein soll. Grosszügige bolivianische Grenzer stempeln nicht nur unsere Pässe, sie nehmen auch das TiP, also die Bescheinigung der vorübergehenden Fahrzeugeinfuhr entgegen. |
Einreise nach Chile: |
Die Einreise nach Chile soll im neuen Büro auf dem Bergpass gestempelt werden, das ist zwingend, lesen wir, da ist aber auch keiner.
Ein Glück: Ein Ausflugsfahrer erzählt uns, der Grenzposten sei wegen Wassermangel seit zwei Tagen geschlossen, |
Abfertigung jetzt, wie der Zoll fürs Auto, 2.000 m tiefer in San Pedro. Da fahren wir hin und werden mit Rinderfilet im Gefrierfach erwischt.
Natürlich dürfen wir das gute Stück aber direkt an der Grenze verarbeiten. Gebratenes Fleisch darf eingeführt werden, gefrorenes nicht. |