Alishan:
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Nicht jedermanns Sache. Es ist dunkel, als wir in Chiayi aus dem Zug steigen und noch kein Bett für die Nacht haben. Zu Fuß gehts zum nächsten Hostel, aber das hat zu. Zwei freundliche Mädels versuchen zu helfen: und: das Hostel gegenüber hat noch ein freies Bett im 8-er Dorm und Josh, der Chef hier, bietet an, eine Matratze auf dem Boden bereit zu legen.
Josh ist allein das Geld der Übernachtung wert. Er spricht zwar wenig englisch, dafür bringt er Thomas ein paar Brocken chinesisch bei, versorgt uns mit handgemalten Stadtplänen, beschreibt den Weg zum Nachtmarkt und gibt Essenstips. Für andere Gäste organisiert er das Happy Birthday Singen und für uns die Übernachtung im Hostel der darauffolgenden Nacht: im katholischen Hostel in Alishan. Wir schleppen unser Gepäck in den 4. Stock, besichtigen die Betten und machen uns dann auf den Weg zum Nachtmarkt. Bunt, laut und sehr lebendig - damit ist fast alles gesagt. Mit einem eisgekühlten Tee mit Saft gemischt - das ist hier gerade der große Renner - suchen wir nach einem Abendessen. Das ist dann zwar kein kulinarisches Highlight, aber völlig in Ordnung. Street food halt. Am nächsten Morgen verlassen wir das Hostel schon gegen 7.30 Uhr. Wir wollen möglichst noch ein Zugticket nach Alishan. Die sind vor allem während der Kirschblüte sehr gefragt und meist schon Tage vorher ausverkauft - zumal pro Tag nur zwei dieser alten Schmalspurbahnen (762 mm) fahren. Aber Glück muss man haben: Wir ergattern Tickets für den 10.00 Uhr Zug. Gefrühstückt wird nun ausnahmsweise mal bei McD... - besser als gar nix. Unsere wohl chinesischen Mitreisenden am Bahngleis sind ganz aufgeregt. Wie fast immer scheinen wir die einzigen „Westler“... Pünktlich gehts los - langsam tuckert die alte Bahn durchs Grün: vorbei an Reis-, Ananas-, Bananenfeldern, an winkenden Leuten und alten Bahnhöfen. Dann gehts in die Berge. Chiayi liegt auf 30 m NN, Alishan auf 2.300 m NN. Die Gleise wurden 2009 durch einen Erdrutsch nach einem schweren Taifun so beschädigt, dass die Bahn derzeit nur auf ca. 530m NN fährt. Danach soll es einen Shuttlebus bis Alishan geben. Die Bahnfahrt ist ein Erlebnis. Mit der Höhe ändert sich die Pflanzen. Wir fahren mitten durch Bambuswälder, vorbei an vielen Palmen, Baumfarnen und Pflanzen, die wir noch nie gesehen haben oder zumindest den Namen nicht kennen. Es gibt super Aussichten ins Tal oder die steilen Berghänge hinauf. Nur fotografieren ist schwierig - auch im langsamen Zug. Unverständlich, dass einige Mitreisende schlafen. |
Soweit so gut. Als wir 2 1/2 Stunden später nach den Shuttlebussen fragen, die uns die noch fehlenden Höhenmeter bis Alishan bringen sollen, ernten wir nur Achselzucken. So perfekt, wie wir uns das vorgestellt haben, funktioniert das alles doch nicht. Der Bahnhof ist übervoll mit Menschen, manche scheinen nur mit dem einen Zug hoch und dem nächsten wieder runter zu fahren.
Um den nächsten Bus zu kriegen, müssen wir ca. 2 Stunden warten. Nach langem Hin- -und Herfragen (nur Wenige sprechen überhaupt ein paar Brocken englisch und die Fahrpläne sind chinesich...) erfahren wir, dass wir erst an einen anderen Ort fahren müssten und von dort in einen der Busse umsteigen, die von Chiayi direkt Alishan anfahren. Tatsächlich fährt kurz darauf ein Minibus los, der sogar zwei Plätze für uns hat. Das mit dem Umsteigen klappt dann allerdings nicht so: der angesagte Bus kommt nicht und so machen nicht nur wir ein enttäuschtes Gesicht. Endlich oben angekommen sind wir dann doch frustriert: auf der gesamten Fahrt sahen wir nicht einen der so heftig beworbenen blühenden Kirschbäume. Touri-nepp? Gott sei Dank sind zwei Betten reserviert. Das katholische Hostel ist die einzig günstige Unterkunft in Alishan, die anderen sind jedenfalls uns zu teuer. Das Zimmer ist klein, aber sauber und ruhig. Und ohne Bett hätten wir uns jetzt schon wieder um die Rückfahrt kümmern müssen. Hundemüde stellen wir die Taschen ins Zimmer und laufen los. Der Himmel ist hier wieder zugezogen. Schade, wo wir doch bei wolkenlosem Himmel gestartet sind. Man hat durch die Wälder Holzwege gezogen... auf denen wir uns nun das Gebiet ansehen. Die Touristenmassen sind schon wieder weg... meist sind wir allein unterwegs. Außer an den Kirschbäumen! Hier finden wir sie jetzt doch noch. Und wir lernen: Die Japaner haben während ihrer Besatzungszeit 1895 -1945 edle, bis zu 5.000 ! Jahre alte rote Zypressen gefällt und zum Transport die Eisenbahn gebaut. Dafür haben sie ein paar Kirschbäume gepflanzt. Die können das feuchte Klima aber nicht so ab und werden nun teuer von einem japanischen Spezialisten u.a. mit Fungiziden und Insektiziden behandelt. Um die Kirschbäume sammeln sich die Touristen. Es wird fotografiert, allein, mit Kind, mit Mann oder Frau und Kind, die ganze Sippschaft oder gerne auch die ganze Gruppe... mit Stativ und dem teuren Apparat, dem Handy oder allem, was halt Bilder macht. Da wollen wir auch nicht als Außenseiter auffallen :-) |
Dann gehen wir den Weg aber weiter, kommen auf den Giant Trees Walk und laufen ihn durch. Hier stehen sie, die von den Japanern freundlicherweise übrig gelassenen uralten Baumriesen, einige zwischen 800 und 2.300 Jahre alt, mit einem Umfang von bis zu 12,5 m und ca. 50 m Höhe. Ehrfürchtig stehen wir davor! Das Klima ist so feucht, dass auf den Bäumen viele Parasiten wachsen, Flechten, Moose und bei den alten Bäumen auch mal ein Rhododendron. Und so wird aus einem kleinen geplanten Spaziergang doch eine größere Tour.
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Zum Abend essen gibt es Hot Pot. Da bekommt man einen Suppentopf auf den Tisch mit Induktionsplatte gestellt. Dazu kommen viele Schälchen mit allem möglichen - Fisch, Fleisch, Vegetarisch - je nachdem, was man bestellt hat. Fisch und Fleisch lässt man im Suppentopf mitgaren - ein bisschen wie Fondue!
Den nächsten Tag verbringen wir quasi im Bus. Nachdem wir an der Busstation mit Katharina in Kolumbien geskypt haben, steigen wir wieder in den Bus nach Chiayi. Aber aus dem Bus ist die Aussicht nicht annähernd so spektakulär wie im Zug. In Chiayi schnell in den nächsten Bus und wenige Stunden später sind wir im FlipFlop Hostel in Taipeh. Sightseeing am letzten Tag. Wir beginnen in einem vegetarischen Restaurant - weil sehr gut bei Tripadvisor bewertet. Teuer, aber sehr gut. Also hin. Dass es sich um "Kaiseki" handelt, merken wir erst, als wir dort sind. Was das ist, auch. Fleisch und Fischgerichte werden aus vegetarischem Pilzen und Gemüse imitiert. Das Ambiente und der Service ist toll, vom Essen sind wir beide enttäuscht. Danach wollen wir auf das "Taipei 101", das bis 2009 höchste Gebäude der Welt fahren, aber bei Wolken? Also los in den Longshan Tempel, mit Gesängen und Mönchen und so. Nett. Aber der Besuch auf dem Nachtmarkt und im restaurierten Altstadtbezirk - das gehört zum Touri-Pflichtprogramm in Taipeh! - ist mehr als enttäuschend. Was tun? Früh ins Bett... morgen gehts nach Japan! |
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