Und wie weiter? |
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über Pozuzo nach Pucallpa... |
Abschied von Yanachaga... |
Die, wenn auch schwindelerregende Fahrt nach Pozuzo hat uns beide beeindruckt. Und wenn zu Thomas jemand sagt: „Mit dem Auto kommt ihr nach Oxapampa, aber weiter sicher nicht.“ dann reizt ihn das erst recht.
Edgardo, der Chef von Yanacharga, hat extra für uns Informationen eingeholt. Schlechte Straße, aber freigegeben. Die Strecke nach Pozuzo ist schon ziemlich spannend und auch wunderschön. Die steilen Berghänge, z.T. noch mit Primärurwald, haben uns schon sehr beeindruckt. |
Nicht so spannend sind die Gedanken an Bergrutsche, aber nachdem es nun mehrere Tage am Stück nicht geregnet hat, ist auch Chris überzeugt.
Dann gehts los. Chris ist nervös, immerhin muss der Dicke wieder durch den Fluss. Thomas startet den Motor, es ertönt ein lautes Geräusch und es geht nichts mehr. Der Hebel für das Untersetzungsgetriebe labbert rum und schaltet nichts. Natürlich ist der Leerlauf drin. Was mag der Grund sein? |
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Chris im Fahrerhaus, Thomas unterm Auto und nach gemeinsamem Labbern (Chris mit dem Hebel) und Ausleuchten (wo bewegt sich was), findet Thomas eine gelöste Schraube.
Am Gestänge des Schalthebels hat sich eine 17er Schraube vollständig gelöst, erneut nur ein mechanisches Problemchen. Thomas hat fix den Werkzeugkasten |
und mit Verlängerung und Umlenkung lässt sich die Schraube wieder festziehen. Blöde Vorstellung, falls das Schräubchen sich mitten im Fluss verabschiedet hätte.
Also sitzen wir nach einer halben Stunde wieder im Fahrerhaus und Thomas steuert den Dicken problemlos mit Untersetzung und Mittelsperre durch den Fluss. Alle Aufregung umsonst. |
Das Mädchenprojekt... |
Noch ein kurzer, aber sehr eindrucksvoller Stop in Quillazu beim Mädchenprojekt, wo Raquel uns auf
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deutsch nicht nur begrüßt sondern auch das ganze Projekt zeigt und erklärt.
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In den Regenwald... |
Dann gehts aber auch weiter die ca. 70 km nach Pozuzo. Obwohl oder gerade weil wir die Strecke schon kennen, genießen wir sie nun.
Die heiklen Stellen durch die Bergrutsche und engen Kehren meistert Thomas mit dem Dicken hervorragend. Der Dicke scheint super fit und wir sind beide überrascht, dass auf der ganzen Strecke Thomas weder die Untersetzung noch die Sperren |
braucht. Die neuen Reifen scheinen gut zu sein.
Jetzt haben wir vor allem die Möglichkeit, unterwegs auch mal auszusteigen und die atemberaubende Landschaft in Ruhe zu sehen, hören und riechen. Wir laufen sogar ein paar Meter in einen Wanderweg hinein. Ja, in dieser Gegend könnten wir es noch ein paar Tage aushalten. |
In Pozuzo... |
In Pozuzo fängt es am Abend an zu regnen. Es regnet ununterbrochen die gesamte Nacht und am Morgen. Moment! Wir dachten,´die Regenzeit ist jetzt vorbei?
Die Lage ist so naß, dass sogar Thomas sich überzeugen lässt, dass ein Tag abwettern jetzt die beste Variante ist. Leider gibt es nirgends WLAN, angeblich in Wartung für das ganze Örtchen….und morgen feiert Enkelin Ida ihren zweiten Geburtstag. Unsere Entel Telefon-Karten taugen hier gar nix. Nachmittags klart es auf und dann klopft Maxi an der Tür. Er ist Voluntario wie Magdalena und verbringt das Jahr nach dem Abitur als Englischlehrer in Prusia. Er weiß, dass das Rathaus aktuelle Informationen über den Streckenzustand hat und geht mit |
Thomas zur zuständigen Dame. Ergebnis: für LKW frei gegeben.
Wo wir nun mehr Zeit im Ort haben treffen wir öfter auf Leute, die deutsch sprechen. Einer nennt sich Charles Bronson und schickt uns zu Thomas, dem Mann, der Ausflüge in die Umgebung anbietet und uns freundlicherweise in sein WLAN lässt um Ida in letzter Sekunde (Zeitverschiebung 7 Stunden) zu gratulieren! Oder der Mann aus dem kleinen Baumarkt, der hier geboren wurde, in Österreich aufwuchs und dann wieder zurück kam und uns jetzt den gesuchten Adapter verkauft. Er erzählt, dass er bei Yanachaga das Wasserkraftwerk mit angeschlossen hat. |
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Baden im Salzwasser... |
Dank Reisebüro-Thomas und Maxis Empfehlung fahren wir am Abend noch in Richtung der Salzwasserquelle.
Da es auf dem Weg rasch dunkel wird, parken und schlafen wir am Wegesrand, hier kein Problem, Nachts ist es sehr leise. Morgens schnelles Frühstück und die |
restlichen 4 km bis zur mit dem Auto nicht passierbaren Brücke. Nach weiteren ca. 20 Min. Fußweg sind wir dort - und - die einzigen am Morgen.
Das Wasser ist ziemlich kalt, Thomas schätzt die Temperatur auf unter 20 °C. Aber selbst Chris steigt ins schwefelige Salzwasser. |
weiter nach Codo de Pozuzo... |
Erfrischt wollen wir nun weiter. Aber: es regnet schon wieder. Egal jetzt, wir fahren weiter.
Die Strecke ist landschaftlich ebenfalls tropisch schön und ganz anders, als befürchtet. Alle paar Kilometer gibt es Weiler oder kleine Höfe. Wir fahren zwar durch Berge, aber keine steilen Serpentinen, wie gedacht. Es ist zwar ein stetes Auf und Ab immer am Fluss entlang, wirkt aber nicht sehr gefährlich. |
Durch die Gebiete mit Bergrutschen müssen wir auch durch, aber der Dicke macht das alles locker. Einige Passagen sehen so aus, als ob bald alles abstürzt.
Die Ursachen der Bergrutsche kennen hier alle. Die Deutschen und Österreicher haben die wertvolle Bäume gefällt, genutzt und verkauft. Ganz Berge wurden so kahl und nicht einmal wieder aufgeforstet. Heute können die Wurzeln der spärlichen Bepflanzung gerade in der Regenzeit die Erdmassen halten. |
Irgendwo im Nirgendwo... |
Asphaltiert ist hier nichts mehr, dafür sind Brücken auf richtige Schwergewichte ausgelegt, wir haben keine Probleme mit der Höhe des Dicken. Hier kommen uns zwar wenige aber mit Rindern beladene LKW entgegen. Sonst tanzen viele Mopeds und Motorräder ihren Weg um die mit Wasser gefüllten Schlaglöcher.
Interessant: die meisten Fahrer haben keinen Helm, aber eine Maske auf. (vielleicht sollen die Masken gar nicht gegen Covid sondern gegen Insekten helfen? Wir wissen es nicht). Da es fast immer abwärts geht, wird es langsam wärmer und feuchter. Nach dichtem Wald in zahllosen Grüntönen kommen wild abgeholzte Flächen. Vieles steht unter Wasser, wir sehen eigentlich nur Haustiere und Schmetterlinge. Und immer wieder Menschen mit Wohnorten mitten in der Wildnis. |
Seit Tagen haben wir kein Handynetz, kein Internet. Es gibt keinen Nahverkehr, nur Mototaxis, also die dreirädrigen Motorräder mit Passagiersitzbank hinten dran gebastelt.
Per Summe ist das sicher eine unserer faszinierendsten Strecken und immer wieder sind wir froh über unseren Dicken. Hier fahren fast alle Allrad, ob das nötig ist, wissen wir gar nicht. Aber einfach nicht drüber nachdenken müssen und nie Angst zu haben, mit dem Fahrzeugboden aufzusetzen, das ist echter Luxus. Nach einer weiteren Nacht im „Nirgendwo“ neben einem der vielen Flüsse, die wir überqueren, erreichen wir die Nationalstrasse 5 und -perdautz- die ist ganz frisch asphaltiert. Einfach geräuschlos das Auto rollen lassen ist auch mal wieder herrlich! |
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Polizeikontrolle... |
Prompt vergisst Thomas, das vorgeschriebene Fahrlicht einzuschalten und es kommt, was kommen muss: Eine nette Verkehrskontrolle der Strassenpolizei. Die wollen alle Papiere sehen. Und noch mehr. Auch ein Protokoll der technischen Untersuchung, eingeführt und ausgestattet mit deutschen Geräten u.a. von Bosch. Wilhelm vom Club Germania hatte das Ministerium zu diesen Themen beraten.
Wir vertreten energisch die Meinung, dass diese Untersuchung für ausländische Fahrzeuge - also für uns - nicht erforderlich ist, wir sind ja nur vorübergehend im Land. |
Laber laber laber….wir kommen damit durch und zahlen auch nicht für das Standlicht. Nette Beamte, die fest überzeugt waren von ihrer Position aber wahrscheinlich noch nie ein europäisches Auto vor der Brust hatten.
Ach ja: Brust. Thomas hat Husten, seit Wochen. Jetzt tut der auch noch weh. Kaum noch einatmen, flach hecheln, das merkt auch Chris. Sie übernimmt das Steuer bis Pucallpa. Dort geht es erstmal in den Supermarkt, die Osterfeiertage stehen vor der Tür und dann zum Ioverlander- Stellplatz mit Pool in Zentrumsnähe. |
Ostern im Krankenhaus... |
Am nächsten Tag ist Thomas endlich überredet, dass ein Arzt sich die Lunge und den Husten mal ansehen sollte. Die im Reiseführer empfohlene Privatklinik schickt uns weiter zur großen Regionalklinik. Warum, wissen wir nicht? Vielleicht, weil Feiertag ist?
Mit einem Tuktuk fahren wir dorthin und stehen vor einem riesigen, renovierungsbedürftigen Komplex. Das Tor ist zu, wird aber sofort geöffnet. Wir stehen gleich bei „emergencias“, sind also richtig. Erst muss Thomas einem Mann hinter einem Gitter seine Daten (Pass, Impfpass etc) geben, damit der alle Daten erfassen kann. |
Wir bekommen eine Rechnung und müssen diesen Betrag bei der Kasse einzahlen. 10 Soles sind € 2,50. Mit dem Zahlungsbeleg bekommen wir einen Laufzettel und mit dem geht es zur Erstbeschauung. Gewicht, Blutdruck, Fieber und Sauerstoffsättigung werden gemessen.
Dann gehts weiter zu einem Arzt. Der stellt viele Fragen, guckt in den Hals und hört die Lunge und Herz ab. Dann stellt er seine Diagnose: durch den Husten haben sich die Muskeln im Brustkorb verkrampft. Er gibt ein Schmerzmittel und Muskelrelaxanz als Infusion. Die Infusion müssen wir erst in der Apotheke außerhalb und gegenüber des Krankenhauses holen. |
im Krankenhaus... |
Während die Infusion langsam in Thomas Hand läuft, sitzen wir im Eingangsbereich des Erdgeschosses und haben viel Zeit, uns die anderen Kranken, die Kranken in ihren Betten im hinteren Bereich des Flurs, die Ärzte und Krankenschwestern und -pfleger und die Sauberkeit anzusehen.
Ob manche Patienten die 10 Soles Erstgebühr nicht zahlen können? Gehen die Menschen hier schnell zum Arzt oder warten sie, bis es richtig weh tut? Sauberkeit ist ganz anders. Trotzdem haben wir beide das Gefühl, dass Thomas hier gut aufgehoben ist. Wie gut, dass mit dem Arzt nicht einmal das Gespräch aufkommt, ob Thomas über Nacht bleiben soll. |
In Chris Kopfkino taucht die Vorstellung auf, wie es hier in Pandemiehochzeiten aussah. Peru hatte phasenweise die höchsten Todeszahlen weltweit, Sauerstoff gab es in dieser Zeit nur noch für Menschen, die viel Geld dafür bezahlen konnten.
Nach der Infusion gibt es ein weiteres Gespräch beim Arzt. Er empfiehlt Thomas, die Antibiotika weiter zu nehmen und verschreibt zusätzliche Medikamente. Dann gibt er ihm noch einen Zettel. Den geben wir an der Pforte ab, aber der Mann dort schickt uns gleich zurück. Erst noch einmal zur Kasse. Schluck! Hier müssen wir noch einmal 6 Soles bezahlen - insgesamt 16 Soles - ca. € 4,— für die gesamte Behandlung. Unfassbar. |
Erleichtert fahren wir im Tuktuk zurück zum Dicken. Eigentlich sollte der nächste Tag der Erholung dienen, aber…. wir haben Wasser im Keller.
Nicht gut. So muss alles raus und die Ursache gesucht werden. Das kann Chris alleine nicht und vorbei ist es mit der Erholung. Witzig: Wir finden zwar die Ursache nicht, aber plötzlich ist alles wieder trocken. Hoffen wir, dass es so bleibt. |
In der dann doch folgenden Erholungsphase gucken wir uns auch ein bisschen die Stadt an.
Das Besondere: man kann nur über eine Straße in die 300.000 Einwohner- Stadt fahren. Von hier aus geht es aber nur noch per Schiff oder mit dem Flugzeug weiter. Wer nicht bleiben will oder kann, muss auf der selben Straße aus dem Ort herausfahren, auf der er kam. |
Es gibt nur eine Straße nach Pucallpa... |
am Yarinacocha See... |
Einmal fahren wir an in den Norden der Stadt an den Yarinacocha See, ehemals wohl ein Seitenarm des großen Rio Ucayali. Hier scheint das
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Naherholungsgebiet der Bewohner zu sein. Ein Restaurant am nächsten, es werden Bootsfahrten angeboten.
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am Rio Ucayali... |
Ein anderes mal fahren wir direkt an den Rio Ucayali, der hier ca. 900 m breit ist. Von hier aus starten die Schiffe z.B. nach Iquitos.
Hier ist richtig viel los. Leider ist das Thema Umweltschutz noch nicht angekommen - so wirkt es jedenfalls. |
Erschreckend, wie viel Müll hier rum liegt.
Hier stehen kleine Essensstände direkt auf Müll. Alles, was man nicht braucht, wirft man ins Wasser... Schrecklich für uns. |
Alles kommt anders... |
Thomas fühlt sich nun viel besser, fit, wieder hoch in die Anden zu fahren.
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Alles kommt ganz anders, aber davon bald mehr…
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