Doppelmord in Murcia
Eine Front zieht herbei, seit Tagen angesagt, nun ist sie wirklich da, es regnet und windet. Wir haben knapp 20 km südlich von Tarragona dank des „Schulz“, also eines Buches mit Routenvorschlägen und Stellplätzen (Danke an Dieter und Renate), noch einen netten Stellplatz direkt am Meer gefunden. Dort fällt jetzt nachts fast der Himmel runter. Hagel dabei, spektakuläre Geräusche, kaputt geht aber nichts. |
Es soll weiter im Süden besseres Wetter sein, also auf die Bahn- nein, die kostet und wir vermeiden recht konsequent die mautpflichtigen Strecken. Übrigens gar nicht so sehr, weil es was kostet… nein, weil es viel kostet. Wir sind über 3 m hoch und über 3,5 to schwer, da fällt gleich der doppelte Satz an. Zum Glück haben wir eigentlich überall, besonders in Italien und Spanien, immer Wege gefunden (das können wir im Navi einstellen), die mautfrei sind und trotzdem zügig befahrbar sind. Meist sind die Straßen abseits der Autobahn sogar noch schöner, wir kommen durch Orte und: Wir haben ja Zeit, der größte Luxus überhaupt.
Unterwegs geben wir ab und zu als Ziel- probehalber- einen Lidl oder einen McDonalds ein, einkaufen müssen wir bei unserem kleinen Kühlschrank schon was öfter und bei McD gibt es Free Wifi, das haben wir schon einige Male getestet und dafür muss man nicht mal rein. Also kein ungesundes Essen. So landen wir in Valencia nahe der A7 und kaufen ein, den Burgerbrater finden wir erst mal nicht, statt dessen drängt sich ein Center auf und wirbt mit Wifi, also Internetzugang.Wir haben dort großen Spaß, weil im BurgerKing Kindergeburtstag ist. Das Geräuschniveau erreicht mit Schwankungen locker den Sound eines startenden A380 Düsenjets, einfach irre. Im Center werden Kinder auch mit Schießspielen bespasst, ein LASER-Dome bietet Spielzeugwaffen, den Lichtstrahl fangen dann Markierungen auf, die die Kids sich umschnallen: Ist das nicht ein schönes Spiel? Bilder haben wir da keine gemacht, schien uns alles zu absurd. Aber einen feinen, ruhigen Übernachtungsplatz fanden wir ganz in der Nähe. |
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Weiter nach Süden, jetzt nach Murcia. Und da haben wir tödliche Attacken mit ansehen müssen. Christin erspäht ganz nah unter einer Brücke eine zuckersüsse Gänsefamilie. Frisch geschlüpfte, gelbe und graugelbe Küken schwimmen der Mama nach. Und dann klettert Mama aus dem Wasser- streckt sich und putzt sich und…. eine Möwe schiesst herbei. Schnappt sich zunächst zwei Küken, kann nur eins festheben (schwäbisch für festhalten!!) und schwupp, ist dieses im Magen der Möwe. Ein/e Kollege/in verzehrt das andere. Wir sind abgehauen…ziemlich sicher haben die anderen vier Küken den Tag nicht überlebt. Natur pur.
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Der Ort Murcia bietet einige schöne Gebäude, enge Gassen, Plätze, sehr ansehnlich. Eine der empfohlenen Sehenswürdigkeiten ist das Casino. Da trollen wir so durch durch die Stadt, sehen Bettler, arme Leute, aber eben auch - am heiligen Montag - gut besuchte Cafés mit augenscheinlich gut betuchten SpanierInnen. Besonders betucht scheinen die Herren hinter den grossen Fenstern (Aquarium genannt) des Casinos, eines alteingesessenen Clubs der Eliten
des Ortes. Reingeschaut- Atem verschlagen. Besichtigung kostet 5 €, lohnt aber auf jeden Fall. Alles wurde vor wenigen Jahren restauriert. Der Charme des 19. Jahrhunderts und der ersten 20 Jahre des 20. ist erhalten worden….und der Club ist noch aktiv. Da sind Rotarier und Lions arme Schlucker gegen- so wirkt es auf uns. |
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Ein Restaurant haben sie auch im herrlichen Ambiente. Und schon setzen wir uns zur Feier des Montags und bestellen das Menu Tradicional- ein Festschmaus. Lob an die Küche, wer mal in der Nähe ist: Mittags für 18 € feine vier Gänge, Flasche Wein ab 10 €, ja, da gingen wir wieder hin!
Danach noch die Kathedrale, üblicher Prunk, bestimmt mit Gold aus den Kolonien finanziert. Kein Highlight, aber einen Besuch wert und, anders als manch andere Kathedrale in Spanien, kein Eintrittspreis. Murcia gilt übrigens als heisseste und trockenste Gegend Spaniens, also recht geeignet für Überwinterer. |
Von denen treffen wir dann auch einige 20 km nordwestlich in Lorqui. Ein städtischer Stellplatz, theoretisch sehr ruhig. Wir erwischen allerdings eine Ausnahmewoche: Die örtliche Jugend probt jeden Abend mit Trommeln und Trompeten für eine Beerdigung. Da muss der geneigte Zuhörer schon etwas Geduld mitbringen: Die ersten Versuche klingen sehr gewöhnungsbedürftig vieltonig.
Ansonsten hat es uns richtig gut gefallen, schöne Spaziergänge am Fluss Seguro, Blütenpracht, Waschtage, fein gekocht haben wir auch und, immer wieder ein Höhepunkt der Reiserei: Ein nettes Paar aus Norwegen, Christian und Catherine, haben wir kennengelernt. Die beiden sind seit gut zwei Jahren in ihrem sehr edlen Charisma quer durch ganz Europa unterwegs, in Oslo haben sie alles aufgelöst. Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor? |
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Ach ja…die Hängematte haben wir eingeweiht. Die ist noch ein Mitbringsel aus Mexiko, fährt im Dicken seit Jahren mit und war noch nie im Einsatz. Asche auf unsere Häupter. Herrliche Faulenzerei!
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