Von Puerto Deseado ist es ja nur ein Katzensprung bis zum Cabo Blanco. So sieht es jedenfalls auf der Karte aus. Und was sind schon 100 km? Einfache Strecke… Gegen den Wind schlappe drei Stunden Fahrt!
90% der Strecke ist ripio, aber vergleichsweise sehr gut. Nicht ein Auto sehen wir auf dem recht langweiligen Weg durch die Wüste zum Leuchtturm. Es geht geradeaus. Kein Hügel, keine Kurve, nichts. Die Guanakos, Nandus und Schafe die manchmal aufgeregt über die Straße rennen, bringen uns schon lange nicht mehr aus der Ruhe. Sie stellen sich aber auch selten dusselig an: meist rennen sie parallel zu uns, statt zur Seite. Wir amüsieren uns auch mal wieder über die vielen Verkehrsschilder, die scheinbar nur für uns aufgestellt wurden und an die auch wir uns schon lange nicht mehr halten. Oder auch halten können - wie soll man jemand überholen, wenn keiner da ist…. Nach einer scheinbaren Unendlichkeit wird's doch plötzlich spannend. Richtige Kurven, relativ steile Hügel, es geht bergab. Auch das Licht ändert sich, es wird kälter und plötzlich ist überall Gischt in der Luft und dann sehen wir ihn - den Leuchtturm am Kap. Als wir den Dicken windgeschützt parken, springt ein Hund schwanzwedelnd die Treppe herunter. Er scheint sich über Besuch zu freuen und begleitet uns auf unserem Erkundungsspaziergang und bewacht nachts den Dicken. Das Kap hat die Form eines Hammers, so dass wir vom Dicken aus auf drei Seiten gleichzeitig das Meer sehen - auf einer Seite stürmisch, einmal tobend und einmal ganz ruhig. |
Unwirklich ist es hier, das Licht, die Einsamkeit, das Meer. Auf unserem Rundgang sehen wir viele tote Pinguine, nur ein Junges flüchtet vor uns in eine Ecke.
Endlich - auf den Felsen sehen wir mehr Leben… Kormorane scheinen hier zu brüten und haben die Felsen so zugeschissen, dass diese nun weiß leuchten und dem Kap den Namen geben- so jedenfalls unsere These. |
Auf der eher ruhigen Seite des Meers liegt ein Seehund(?) (nicht Seelöwe!). Als wir näher kommen, hebt er den Kopf und sieht uns mit großen Augen an.
Er ist verletzt, wirkt schon ziemlich abgemagert und an seinem ganzen Körper tummeln sich bereits Fliegen. Wie gerne würden wir dem Tier jetzt helfen, aber wie? Es ins Meer ziehen? Einen Tierarzt rufen? Hierher? Oder ist das der Lauf des „fressen und gefressen werdens?“ Rat- und hilflos marschieren wir mit gedrückter Stimmung zum Auto zurück. |
Von den toten Pinguinen (Rockhopper!) hatten wir im Vorfeld schon gehört - sie sollen verhungert sein. Aber das dann zu sehen… und diesen armen Seehund noch dazu…Problem: Seehunde gibt es hier eigentlich nicht. Irgendeine Hundsrobbe.....Erkennt das wer??
Am nächsten Morgen sieht Thomas noch vor dem Frühstück nach dem Tier. Es ist weg. Wahrscheinlich konnte es sich bei der Flut nachts ins Meer retten. |
Wir steigen zum Leuchtturm hoch und sind überrascht, als uns dort gleich zwei Leuchtturmwärter begrüßen.
Eine junge Frau und ein junger Mann schienen fast schon auf uns gewartet zu haben, bieten uns Mate an und zeigen uns das Gebäude. Sie haben je 21 Tage Dienst am Stück. Sie bitten uns in ihr Gästebuch zu schreiben. Von hier oben können wir viele Seelöwen beobachten, die im Wasser spielen. |
Und bei der Weiterfahrt springt ein Gürteltier über den Weg, das sich von Thomas sogar anheben lässt. Ein anderes zeigt, wie schnell es sich in den eigentlich festen Sand einbuddeln kann. Für uns nun gehts weiter in Richtung Norden.
Eher zufällig finden wir kurz vor Caleta Olivia den Parkplatz, von dem uns schon erzählt wurde. Direkt neben der RN 3, der Hauptstraße in Nord-/Südrichtung an der Ostküste liegt eine Gruppe Seelöwen am Strand. Einfach so. Gut 250 Tiere. Und wir wären fast daran vorbei gefahren. Sind wir aber nicht.
Es ist, wie berichtet. Straße, Parkplatz, Kiesstrand, Seelöwen. Kein Eintritt, keine Abschrankung, nichts. Endlich nah ran an die Viecher…. mal in aller Ruhe ganz genau gucken…. Diese Löwen sind an Menschen gewöhnt, wenn man ihnen zu nah kommt, reißen sie theatralisch das Maul auf. Auch wenn es noch so reizt, einmal dieses Fell zu streicheln, gesehen haben wir niemand, der näher als einen Meter an die Tiere ran ging. Wir haben einiges gelernt über Seelöwen: Die Weibchen tragen 350 Tage, kurz vor der Niederkunft gehen die Männchen (oder Machos, wie unser Führer sagte) an Land und kämpfen dort die besten Plätze miteinander aus. Je schwächer (leichter) das Tier um so eher bekommen sie einen Platz am Rand. Junge Machos liegen oft ganz separat in einer Gruppe. Die Kämpfe können ganz schön blutig sein. Fast jeder der bulligen, bis 300 kg schweren Machos hat offene Wunden und beeindruckende Narben. Und er hat einen Harem von bis zu 10 Weibchen, auf die er aufpassen muss, jede der Damen bis zu 140 kg schwer. Während der Zeit an Land kommen viele Machos weder zu Schlaf noch zu Futter. |
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Wir parken den Dicken mit gutem Blick und bleiben. Die Nacht wird ziemlich turbulent. Nein, nicht der Lärm der nahen RN 3, das Knurren, Brüllen und Geschrei der Seelöwen stört unseren Schlaf. So wollten wir das, ganz genau so. Einfach mal ganz nah dran sein. Dem Löwen in die Augen sehen. Am meisten freut sich Thomas an im Wasser tollenden Jungtieren, Salti werden gezeigt, schöne Sprünge. Viel schöner als das ständige Gekämpfe der Bullen.
Chris dagegen ist völlig fasziniert von den alten, großen Bullen mit ihrer hellen Mähne, den großen Augen und dem lauten durchdringenden Löwengebrüll. Unglaublich, dass das Fell naß so gar nicht nach Fell aussieht. Stundenlang könnten wir einfach so im Gestank und Gebrüll der Tiere sitzen und gucken… Faszinierend, wie die Tiere die (Fuss-)Nägel an den Hinterfüßen / Flossen einsetzen, um sich zu kratzen. Wahnsinn, wie schnell sich die schweren Tiere bewegen können… und welche Aggressionen hier herrschen. Natürlich sehen wir so auch kranke Tiere. Blutende Wunden, kaputte Zähne, aber das Schlimmste: ein Bulle hat ein Kabel um den Hals geschlungen. Das Kabel hat bereits eine tiefe offene Wunde in ins Fleisch geschnitten. Von alleine kommt der Macho hier nicht mehr raus. Aber wer soll ihm helfen? Um das Kabel entfernen zu können, müsste das Tier wahrscheinlich betäubt werden. |
Der nächste Tag hat eine Besonderheit, die wir schon vorher wissen. Eine ringförmige Sonnenfinsternis.
Ringförmig heißt das, weil der Mond die Sonne zwar bedeckt, aber der verbleibende Ring noch so viel Energie ausstrahlt, dass es nicht vollständig dunkel wird. Das liegt daran, dass der Mond ziemlich erdfern ist und dadurch kleiner scheint. Die Auswirkungen der Sofi merken wir am nächsten Morgen schneller, als uns lieb ist. |
Das Licht ändert sich, es wird plötzlich kälter, die Solaranlage produziert keinen Strom mehr, obwohl die Sonne eigentlich hoch am Himmel steht. Nur durch drei Sonnenbrillen und einen Filter der Kamera können wir die Abdeckung durch den Mond sehen. Viel schneller als erwartet, ist der Spuk aber auch schon wieder vorbei.
.In Argentinien sind Rosenmontag und Faschingsdienstag Feiertage und am langen Wochenende verbringen Viele die freie Zeit an der Playa Bonita, südlich von Comodoro Rivadavia.
Die Bucht ist riesig, der Strand vielleicht 500 m breit und 2,5 km lang. Hier kann man faul in der Sonne liegen, spazieren gehen, angeln und grillen. Einige wagen sich sogar ins recht frische Wasser. Und auch wir genießen das gute Wetter an der Bucht und die Muschelbänke bei Ebbe. |
Für uns nahen die letzten Tage in Patagonien, es geht bei schönem Sommerwetter weiter nach Norden. Die Halbinsel Valdés wartet und wir hoffen auf See-Elefanten und Orcas. Von Glück oder Pech im nächsten Bericht.
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