Warum haben wir unser Wohnmobil verschifft, was kostet das und wie geht das?
Vor gut zwei Jahren hatten wir schon einmal eine Reservierung bei Grimaldi Lines und wollten zusammen mit Christian und Veronika und unseren Autos per Schiff nach Montevideo fahren. Das mussten wir stornieren. Ein neuer Anlauf unterblieb zunächst, unser Auto schien uns zu wenig berechenbar für Fahrten in große Höhen. Genau dort liegen aber die schönsten Ziele in Südamerika. Nach einer Reparatur am Dicken im Oktober 2016 erfuhr Thomas, dass es für den Export eine neue Software für den Sprinter gibt und er dann damit zurecht kommt. Einen Versuch war es also wert, noch mal bei dem Reisebüro SeaBridge anzufragen, ob es denn Plätze für die Verschiffung nach Südamerika gibt. Und siehe da, nur für das Auto kann man fast jede Woche die Verschiffung buchen. Knapp sind eigentlich nur die Kabinen. Wir also umentschieden, nicht Fernost über den Winter sondern Südamerika mit dem Dicken. Die Anmietung eines normalen VW-Bus mit Camper Ausbau kostet für DREI Wochen (!!) bei dem Besuch dreier Länder in Südamerika circa 5000 €. Rabatt Angebote finden sich jedenfalls im Internet auch bei längerem Aufenthalt nicht. Also ist für uns klar, selber verschiffen ist nicht nur günstiger, es ist auch viel schöner. Wir haben dann ja unser zu Hause dabei. Im Hamburger Hafen werden viele Bilder vom Auto gemacht - obwohl niemand für Schäden haftet und wir keine Versicherung für die Überfahrt kaufen. Es wird empfohlen, die Nummernschilder bis Montevideo zu entfernen, das sollen beliebte Souvenirs in anderen Ländern sein. Übrigens: Bis zur Abgabe des Fahrzeuges im Hafen ist eine Buchung unverbindlich, also auch kostenfrei stornierbar. Für die Verschiffung inklusive aller Gebühren in Deutschland überweisen wir 2800,- Euro an SeaBridge. In Montevideo sollen noch einmal deutlich über 1000 $ hinzu kommen, zahlbar in bar, keine Kreditkarten. Da wir nicht mit soviel Bargeld los fliegen wollten, plant Thomas die Beschaffung der US-Dollar in Buenos Aires oder Montevideo. Wir lernen als erstes: Bankomaten(ATM) spucken in Argentinien keine US-Dollar aus. Wir lernen als zweites: Argentinische Geldautomaten sind knauserig und teuer. Abhebungen in Pesos sind auf 2400 beschränkt, das sind nicht mal 150 €. Gleichzeitig kosten die Automaten aber jedes Mal eine Gebühr zwischen fünf und acht Euro. Wir hoffen auf Uruguay. In Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, verlangen die Automaten auch knackige Gebühren. Das sind übrigens Fremdgebühren, die auch unsere Kreditkarten-Banken (DKB und DAB) nicht erstatten. Der Zufall führt uns zur Zentralbank von Uruguay, die liegt nämlich genau auf dem Weg von unserem Hotel zum Grimaldi Büro KMA. Und genau da können wir mit der DKB-Visa Karte bis zu 200,- US$ abheben (von Saving Acc) und das auch noch gebührenfrei. Wir machen das dann auch gleich so oft, dass wir ausreichend versorgt sind. Spätere Tests zeigen, dass das wohl der einzige gebührenfreie Bankomat in ganz Montevideo ist. Wunschgemäss tragen wir 666,- US$ zu KMA (Grimaldi-Agent) und bezahlen damit Teil 1. Online beobachten wir unser Schiff (marinetraffic) und stellen fest, dass die Ankunft sich verzögert. Es fährt sogar an uns vorbei nach Buenos Aires und Zarate in Argentinien. Als es da wieder ablegt, sind wir in heller Aufregung: Die Grande Nigeria kündigt sich selber per AIS für den Donnerstag an. KMA sagt: Nix da, kommt erst am Samstag. Bitte Montag wiederkommen. Also gehen wir schon mal zum Zoll, wir bekommen ein Formular und einen Laufzettel, was wir alles brauchen. Kopien von Pass, vom Führerschein, vom Fahrzeugschein. Eine Haftpflicht-Versicherungsbescheinigung, das Original der Bill of Lading und eine Meldebescheinigung. Letztere bekommen wir beim Migrations-Office in der Strasse Misiones problemlos für 195 Pesos (6,50 €). Marinetraffic meldet unser Schiff am Sonntag Abend gegen 23.30h nach über drei Tagen vor Anker endlich im Hafen. Montag früh zu KMA…. nix ist. Das Schiff ist noch nicht vollständig ausgeladen und die Meldung an den Zoll noch nicht erfolgt, bitte am Dienstag wiederkommen. Das frustriert schon etwas, wir lernen aber zwei andere Wartende kennen und schauen sehnsüchtig über den Zaun in den Hafen. Und da sehen wir sie: unsere Autos direkt vor dem Schiff. Gutes Gefühl. Darauf ein Bier bei uns im Hotel. Am nächsten Morgen kommt Thomas natürlich als letzter zu KMA, spät los und dann noch den Pass vergessen. Das fängt ja gut an. Nach knapp 15 Minuten ist der richtige Stempel auf dem Papier und es geht los zum Zoll. Da nimmt einer alle Papiere entgegen und gibt sie in den Computer ein. Dann schickt er uns in ein anderes Gebäude zum Bezahlen. Uwe (dieweltreisenden.de) ist schon zurück, 369,- US$ für seinen Toyota (2,5 to) ärmer. Passt aber, er hatte sogar mit mehr gerechnet. Thomas und André hin, 4,2 to hat unser Sprinter und 11 to sein Rundhauber 911. Die Dame an der Kasse erfragt den Wert des Fahrzeuges. Wir sind beide ziemlich (na ja fast) ehrlich und geben 50.000 US$ bzw. für den 35 Jahre alten 911 10.000,- US$ an. Und nun kommt es: Thomas soll 179,- US$ zahlen, Andre etwas über 300. Da wollen wir mal nicht meckern und eilen mit der Quittung zurück. Warum Thomas am wenigsten zahlen muss? Weiss der Geier. Summe also 2800€+666$+179$= 3610€ Gesamtkosten für unser Auto oneway. Nun ins alte Gebäude zurück zu Büro 005. Vorher Pass abgeben und Besucherausweis bekommen. Das war ein Fehler! Im Büro fällt der nicht auf, Bearbeitung geht nach kurzer Wartezeit schnell. Der Mann checkt die Daten im Rechner, alles ok. Weiter zu Buquebus, Sala de Pasageros. Da ist erstmal keiner. Glück haben wir, weil ein Holländer mit argentinischem Freund (perfektes Spanisch UND Englisch!) uns überholt hat. Er hat keinen Besucherausweis, dafür aber seinen Pass noch. Der Argentinier ruft in die Halle, jemand erscheint und ruft wieder jemanden anderes an. Es geht, nachdem einer vom Zoll auftaucht, durch dunkle Gänge und an vielen „Kein Zutritt“ Schildern vorbei in dessen Minibüro. Da drin ist richtig was los, ca. 60 Pakete werden aus- und wieder eingepackt nach Sichtprüfung. Auf insgesamt ca. 8 qm Bürofläche hat „unser“ Zöllner auch seinen PC. Der Holländer kommt zuerst dran und muss den Pass vorlegen. Wir fragen, ob das zwingend ist? Ja klar… also wir zurück zum Anfang, Austausch Besucherausweis gegen Pass. Kommen wir durch die Zugangskontrolle wieder in den Hafen? Natürlich, da kennt man uns ja jetzt schon. Fehlender Besucherausweis juckt keinen. Wieder an allen Schilder vorbei zum Mini-Zollbüro. Unser Zöllner kommt uns entgegen….so ein Pech aber auch. Immer noch keine Siesta. Er checkt alle Papiere. Wo ist das ??? hab ich vergessen-Papier? Er redet auf Spanisch immer schneller…. wir sollen zurück in Büro 005. Klasse. Da gab es auch den Besucherausweis gleich um die Ecke. In Büro 005 erwartet man uns bestens vorbereitet, „unser“ Zöllner hat wohl schon angerufen. Alles erneut gecheckt, wir bekommen wieder nichts an die Hand, sollen aber erneut rein zu Buquebus. Inzwischen ist der Zugang zum Hafen nicht mehr besetzt. Wenn da keiner mehr ist, kann uns auch keiner reinlassen. Aber über die Drehkreuze kann man ja drüber hopsen. Juckt keinen. Inzwischen sind die 60 Pakete kontrolliert, unsere Kopien werden jetzt erstmals mit den Originalen abgeglichen. Grosse Freude beim Zöllner, Namen, Passnummer, Fahrgestellnummer, alles ist in allen Papieren identisch. Er lobt unsere Papiere und erklärt, das sei alles vorzüglich und komplett. So verstehe ich ihn jedenfalls, er redet ja spanisch und ich verstehe ihn nicht wirklich. Jetzt naht der große Moment, wir sollen unsere Autos holen nur gut 10 m entfernt vom Zaun. Jetzt dürfen wir um den Zaun rum, ganz offiziell, in ein neues Büro. Gut klimatisiert, ein junger Mann erscheint und sichtet unsere Papiere. Verschwindet eine Weile, fragt ob wir Kopien brauchen und kopiert sie sich dann selbst. Und dann: Tata! Er bittet um eine Unterschrift und wir bekommen die Schlüssel. War das schon alles? Wir fahren weisungsgemäß wieder zu unserem Lieblings-Zöllner, der uns schon zwei bis dreimal hin und her geschickt hat. Er möchte sich die Autos noch ansehen. Er ist begeistert wie ein kleines Kind. So schöne Autos und so viel drin. Eine Küche, ein Bad und ein Kühlschrank auch. Trägt alle diese wichtigen Informationen in seine Formulare ein. Das dauert nur noch eine knappe Stunde und dann schüttelt er uns die Hand. Wir bekommen noch einen Zettel mit für die Grenze zu Argentinien. Warum hab ich das alles so ausführlich geschildert? Wir hätten doch auch einen Agenten beauftragen können. Der hätte uns die ganze Arbeit und Lauferei abgenommen. Viele andere Reisende haben davon geschwärmt. Die haben aber nicht gut 4 Stunden lang so schöne Dinge erlebt und für den Service jeweils 250 $ bezahlt. Die $$ werden wir auch anders los. Versprochen! Ach so: Wir bleiben 4 Monate, fliegen dann nach Hause und lassen den Dicken für die nächste Etappe hier. Unser Plan: Panamericana bis Alaska. Rückfahrt irgendwann per Schiff von der US-Ostküste. Oder nach Australien? Bleibt dran! Hier gehts weiter/ zurück:
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