...verspricht Argentinien und versprechen uns andere Reisende für den Norden des Landes, besonders in Catamarca… Wir sind ja zwischenzeitlich verwöhnt. Mal sehen…
Es geht nicht auf der berühmten Ruta 40 gen Norden sondern auf einer Alternativstrecke. Einen weltweit bei Kitern und Surfern berühmten See kündigt der Reiseführer bei Rodeo an. In diesem kleinen Ort halten wir in der Hoffnung auf Netz oder ein freies WLAN und einen kleinen Supermarkt. Aber wie so oft, kommen wir zur |
falschen Zeit. Öffnungszeiten sind hier bis 12 und dann erst wieder ab 18.00 oder 18.30 Uhr. Um 19.00 Uhr wird es jetzt im Herbst schon wieder dunkel und wir wollen nicht mehr fahren. Also nicht ganz einfach. Der Ort wirkt nett, aber - vielleicht wegen der Mittagszeit - ausgestorben.
Das öffentliche WLAN funktioniert nur sehr mäßig, dafür haben ein paar kleine Jungs Spaß an und mit uns. Dass wir kein oder nur wenig spanisch sprechen, verstehen sie überhaupt nicht. Sie wollen immer wissen, was das eine oder andere Wort auf englisch heißt. Aber was tun, wenn wir das spanische schon nicht verstehen. |
Cuesta del Viento bei Rodeo |
Also weiter zur windigen „Cuesta del Viento“. Tatsächlich weht der Wind hier bei Sonnenschein so stark, dass Chris erst mal besser gar nicht aussteigt.
Thomas wird von geschätzter Wind-stärke 7 nahezu weggepustet. Die Landschaft um den See ist spektakulär, also fahren wir daran entlang. Solch einen Wind haben wir selbst in Patagonien nicht erlebt. |
An einer etwas windgeschützten Ecke finden wir ein Plätzchen für die Nacht. Der Wind soll nachts komplett verschwinden, aber das kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Er tut es. Ganz. Am nächsten Morgen nicht mal ein Windhauch. Und wir machen Fotos von den sich im See spiegelnden Bergen. |
San José de Jáchal |
Bei einem kurzen Stopp in San José de Jáchal suchen wir den schwarzen Jesus am Kreuz. Leider ist die Kirche nicht nur zu, sondern auch kurz vor dem Zusammenbruch.
Innen vollkommen leer und mit heftigen Taubenspuren. Mehr zufällig finden wir Jesus dann doch, in einem provisorisch als Kirche genutzten Gebäude nebenan. |
auf der RP49 |
Nach einem Eis - die Supermärkte machen wieder mal Siesta - gehts auf der RP49 weiter nach Osten. Ein Tipp. Die Landschaft ist atemberaubend schön.
Wir brauchen Stunden für die paar Kilometer, einfach, weil wir an jeder Ecke anhalten um Fotos zu machen. |
Gesteinsschichten in allen möglichen Farben, wüstig und trocken, dazwischen immer wieder grüne Oasen.
Fast hätten wir drehen müssen. Ein Tunnel sah für den Dicken dann doch zu schmal und zu nieder aus. Aber langsam rein und er passte so gerade durch- arg päp (eng). Gegenverkehr kam keiner. |
Villa Union |
In Villa Union treffen wir - dank Whatsapp - Heidrun und Berthold wieder, die beiden kommen aus Chile.
Zur Wiedersehensfeier am Stausee gibt es ein herrliches Lagerfeuer, ein gemeinsames Abendessen bis tief in die Nacht. |
Ischigualasto Nationalpark |
Zusammen wollen wir den Nationalpark „Ischigualasto“ besuchen. Im Nationalpark, auch Valle de la Luna (Mondtal) genannt, wurden durch Erosion, also durch Wind und Wasser, Fossilien aus der Zeit von vor ca. 180 - 230 Mio. Jahren freigelegt, z.B. die ältesten Saurierskelette der Welt. (des Hererasaurus und des ältesten bekannten Raubsauriers, des Eoraptor lunensis). Auf in das Trias, viel älter als das Jura, also Triassic statt Jurassic Park.
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Es gibt (ausschliesslich) geführte Touren im Konvoi durch den Park mit Stopps und Erklärungen.
Der heute fast ausgetrocknete Fluss Ischigualasto hat ungewöhnliche Formen aus rotem Sandstein, schwarzer Vulkanasche und hellem Lehm herausgewaschen, die schon alleine den Besuch wert sind. Dazwischen wachsen große Kandelaberkakteen. |
die legendäre Ruta 40 |
Nun heißt es endgültig Abschied von unseren neuen Freunden zu nehmen.
Heidrun und Berthold werden wieder nach Deutschland fliegen, wir wollen zurück nach Villa Union und dann auf der Ruta 40 weiter in Richtung Norden. |
"El Shincal", die Inkastadt... |
Unterwegs halten wir an faszinierenden Felsen, machen einen Spaziergang an einem „camino del inca“ bevor wir in der Nähe von Londres die alte Inka-Stadt „El Shincal“ ansehen.
Die Führung ist leider nur auf spanisch, |
außerdem wurden die meisten Ausgrabungen wieder aufgebaut.
D.h. es sind einige wieder aufgebaute Wände zu sehen, aber ob das alles so war wie nun dargestellt…? |
in die Höhe der Anden |
Kurz vor Hualfín verlassen wir die Ruta 40 wieder. Auf der RP43 geht es jetzt in die Höhe der Anden. In der Ferne sehen wir weiße oder helle große Flächen in den Bergen. Gletscher? Hier?
Unmöglich, oder? Als wir am Schild „Dunas“ vorbei fahren und mitten durch feinsten Sand fahren, sind wir schlauer. Ja, hier gibt es große Sandflächen in fast 3.000 m Höhe. Das liegt daran, dass sich |
plattentektonisch die pazifische Platte unter die südamerikanische schiebt und die ganze Platte dadurch nach oben drückt.
So entstanden und entstehen noch immer die Anden. Und das ist der Grund, warum man nicht nur Versteinerungen, sondern auch Meeresablagerungen in diesen Höhen findet. |
Hochzeitstag an der
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Karg ist es hier oben, trocken und sehr wüstig.
Unser erster Stop ist an der Laguna Blanca auf ca. 3.200 m Höhe. Ganz alleine steht der Dicke am Rand der Lagune. Vor uns Flamingos und Vicuñas. Der passende Ort, um unseren Hochzeitstag zu feiern. Jetzt gibt auch das Wetter wieder alles und wir uns Sekt. |
Piedras Pómez... |
Es wird immer einsamer hier, die Straße wird zum Schotterweg (ripio), die Dörfer immer kleiner, man findet keine Geschäfte und auch keine Tankstellen mehr. Diesel gibt es - wenn überhaupt - nur noch aus Fässern, Lebensmittel wahrscheinlich nur am Kiosk. Egal. Wir haben ausreichend Lebensmittel, Getränke und Wasser dabei.
Bei El Peñón biegen wir zu den Piedras Pómez ab. Hier soll es bizarre Bimssteinformationen geben. Der Weg wird zu einer breiten Fläche, Waschbrett… Es scheint, als fährt jeder dort, wo er eine neue Spur findet. Es gibt so viele Wege, dass wir froh sind, ein gutes Navi zu haben. |
Kurz vor dem Ziel scheinen sich alle Wege wieder zu treffen und einen steilen Weg nach oben zu führen. Durch Sand. Wie es aussieht, tiefen Sand.
Der Dicke kann und macht viel, aber Sand gehört - aufgrund der recht schmalen Reifen und seiner fünf Tonnen - nicht gerade zu seinen Stärken. So halten wir, begehen die Fläche und diskutieren. Chris mag v.a. kurz vor Dunkelheit hier nicht mehr hoch, Thomas ist überzeugt, dass der Dicke das problemlos schafft. Nach langer Diskussion bleiben wir über Nacht dort, wo wir sind, direkt vor der Sandfläche und dem steilen Berg. |
Am nächsten Morgen sieht die Welt anders aus. Als mehrere kleinere Toyota Hilux an uns vorbei fahren, startet Thomas den Dicken.
Und: natürlich fährt der ohne zu Mucken mitten durch den Sand nach oben zu den Piedras (Steinen). |
Ob dieser Stein nun wirklich, wie beschrieben, Bimsstein ist, sei dahin gestellt. Dafür ist er unserer Meinung nach zu schwer. Fakt ist: die Formationen sind schon wirklich sehenswert… das weiße Gestein mit roten Spuren drauf vor dem dunkelblauen Himmel… seht selbst:
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Antofagasta de la Sierra |
Wieder zurück auf der RP43 bleibt die Landschaft spektakulär. Auf etwa 3.300 m fahren wir an Vulkanen und an recht frischen Lavafeldern vorbei. Die Steine klingen wie Glocken, wenn man sie aneinander schlägt.
Kurz vor der Siedlung Antofagasta de la Sierra steigen wir auf den 3.540 m hohen Vulkan, der dem Ort den Namen gab. Das sind gerade mal 200 Höhenmeter, aber Chris muss sich jeden einzeln har erkämpfen. |
Zum einen fühlt sich der Untergrund an wie aus lockerer Holzkohle und man rutscht manchmal wieder heftig ab, zum anderen wird uns die Luft langsam dünn…
Egal, irgendwann ist auch sie oben, wir umrunden den Krater, genießen die Aussicht auf die Lagunen, den Ort und die anderen Vulkane und steigen vorsichtig wieder ab. Wunderschön, wie sich hier die ersten Pflanzen auf der Lava ansiedeln. |
Hier müssen wir mal einen Cut machen, also unterbrechen: Es ist unglaublich schwer für uns, zu beschreiben, wie atemberaubend wir die Landschaften hier finden. Es ist eine (ganz zu Unrecht) wenig besuchte Gegend, durch die wir fahren und die uns extrem begeistert.
Nun sind wir Freunde der Wüste, das geht bestimmt nicht jedem so. Auch sind wir - als Laien - geologisch interessiert und erneut leicht zu begeistern. Sehen wir Faltungen und Erosionsspuren, sind wir immer ganz aus dem Häuschen. |
Fährt man dann aber durch Gegenden, die Erdgeschichte pur bieten, wo kilometerdicke Schichten innerhalb vieler Millionen Jahre fortgewaschen, zerkleinert und verschwunden sind, wo gleichzeitig hunderte Millionen Jahre alte Skelette, längst versteinert, einfach durch Regen und Wind wieder auftauchen, tja, da spüren wir Erdgeschichte, da sind wir beeindruckt und glücklich.
Genau das erleben wir hier und können das natürlich mit Bildern und Texten nur schwer zu LeserInnen rüber bringen. |
Es gibt aber auch wenige Gebiete der Erde, wo die Landschaften so unberührt und beeindruckend sind wie hier.
Und dann schlafen wir auch noch wo wir wollen, mittendrin, Aussicht und Weite ohne Ende. Morgens turnen wir mit Blick auf sanfte Bergketten, stehen auf 3.000 m Höhe oder mehr, blicken auf 5-Tausender oder nutzen von der Natur gebildete Säulen und Podeste für spektakuläre Fotos. Es geht uns gut. |