Puna de Atacama /
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Die Landschaft, die Weite, die Farben und Formen - das alles erschlägt uns fast hier oben in Catamarca. Und wir fahren immer weiter hoch, Orte gibt es hier keine mehr.
Unvorstellbar für einen Europäer: wir rollen auf einer flachen Ebene auf deutlich über 4.000 m Höhe, steuern auf einen Pass mit 4.442 m zu und wollen - wenn irgend möglich - unter 4.000 m schlafen. Dabei ist es hier oben wunderbar ruhig. Es ist zwar kalt, aber nachts nur bis zum Gefrierpunkt, also noch gut auszu-halten. Aber wir schlafen schlecht in der Höhe. Ob es an der schlechten Sauerstoffversorgung liegt oder an der Trockenheit, vielleicht muss man länger in der Höhe sein, um dort gut zu schlafen. |
Zum Pass geht es nicht steil hoch, aber danach auch nicht steil bergab. An der gefühlt tiefsten Stelle - es geht danach schon wieder leicht bergauf und dunkel ist es auch schon fast - stellen wir den Dicken einfach an eine Ausbuchtung an der Straße und öffnen unser Feier-abendbier… auf 4.275 m.
Thomas schläft gut, Chris dagegen nicht. Sie stellt sich vor, dass der Diesel bei Frosttemperaturen sulzt. Das Additiv steht hinten unten im Dicken, ist aber nicht im Tank. Vergessen. Thomas sagt, das ist kein Problem und schläft weiter. Kopfkino. Den Dicken interessiert das alles wenig am nächsten Morgen. Nach dem Frühstück springt der ohne Mucken an, obwohl die Temperaturen deutlich unter Null waren. |
Salar und Laguna Hombre muerto (Toter Mann) |
Wir biegen ab zum Salzsee und der Lagune „Hombre Muerto“ (toter Mann).
Hier, wirklich am gefühlten Ende der Welt stehen wir plötzlich vor einer supermodernen Fabrik. „Da wird bestimmt Lithium abgebaut, lass uns doch mal fragen, ob wir hier besichtigen können“ Thomas steuert schon auf den Eingang zu. Die Antwort ist schnell und eindeutig: „Ja, wir bauen hier Lithium ab. Nein, keine Besichtigungen. Aber möchtet ihr etwas essen und trinken?“ Wir gucken uns verdutzt an. „Danke, das ist nett, Lebensmittel haben wir genug, aber können wir von euch vielleicht 20 l Diesel kaufen?“ Eigentlich haben wir genug Lebensmittel und Diesel, aber wer weiß schon, wo wir die nächste - funktionierende - Tankstelle finden… |
Die Herren am Empfang fragen bei ihren Chefs nach. Kurze Zeit später bekommen wir eine Antwort: Kein Problem, aber erst um 16.00 Uhr. Vorher können wir gerne in der Kantine zu Mittag essen und am Empfang das WLAN nutzen.
So lange wollten wir zwar eigentlich nicht am Salar bleiben, aber bei DEM Angebot… In der Kantine erfahren wir, dass wir den Diesel geschenkt bekommen sollen. Da sagen wir erst recht nicht nein und die nächsten zwei Stunden werden wir mit WLAN auch gut herumbringen. Kurze Zeit später stellt sich der Sicherheits-Chef des Unternehmens vor und bittet Thomas mit in sein Büro. Es wird ein richtiger Schenkungsvertrag geschlossen… über 20 l, nein, besser ihr nehmt 50 l, sagt der Chef. |
Salar de Pocitos |
Kurz nach vier und viele Unterschriften später fährt ein Mitarbeiter mit uns zur Tankstelle und weitere 50 l Diesel (minero-Qualität!!, mit Additiv für Kälte) später stehen wir wieder auf dem Salar.
Der Weg von hier in Richtung Norden ist wie eine Kur. Die Piste ist für die LKW der Fabrik sehr gut gewartet. Mit 70 km/h brettern wir oft über die ripio-Strecke. Wirklich weit kommen wir heute natürlich nicht mehr, aber beim Salar |
de Pocitos führt ein schmaler Weg mitten in die Landschaft. So schrill haben wir wahrscheinlich noch nie übernachtet.
Auf 3.691 m mit Blick auf den Salar und weit weit in die Welt. Hier wächst nichts mehr. Die Luft ist so klar, dass wir unseren Spaziergang zum Salzsee am nächsten Morgen abbrechen. Sieht kurz aus, aber nach einer langen Wanderung wird er einfach nicht größer, der See. Dafür entstehen wunderschöne „Such-den-Dicken—Fotos… |
Olacapato Grande |
Im nächsten Nest Olacapato Grande gibt es - zumindest lt. iOverlander - ein kleines Restaurant mit Wifi. Aber dort, wo es eigentlich sein sollte, finden wir nichts.
Gegenüber stehen Tische auf der Straße, ein großer Grill, Leute lachen und machen sogar etwas Musik. Wir fragen. Und werden prompt eingeladen. Gefeiert wird wohl der 1. Mai, jedenfalls verstehen wir das so. |
Es ist Feiertag, genau genommen sind Montag und Dienstag Feiertage in Argentinien.
Das freie, öffentliche WLAN (hier im Nirgendwo!!) ist mehr als bescheiden, aber besser als nichts, Neues von Luisas Schwangerschaft, alles gut. Wir freuen uns über etwas Assado-Fleisch, Bier, später bunten Kuchen und nette Gespräche, natürlich über Fussball… |
Lamas |
Einige Kilometer weiter halten wir in einer Herde Lamas. Was uns mehr als überrascht, diese Lamas sind neugierig und zutraulich.
Ihre Verwandten, die Guanakos, suchen schon das Weite, sobald wir auch nur über einen Fotostop nachdenken. Einige Lamas hier kommen sofort zum |
Dicken gelaufen und strecken neugierig den Kopf durchs Fenster.
Vor allem das grosse mit dem Glöckchen scheint ganz grell auf Streicheleinheiten. Chris steigt aus, um die Szene von vorne zu fotografieren. Aber das geht nicht. Ehe sie sich umsieht, ist sie von Lamas umrundet. |
Viaducto Polvorilla |
Wir haben großen Spaß mit den Jungs und Mädels kurz vor dem Alto Chorrillo Pass mit 4.560 m.
Ja, es geht immer wieder in un-europäische Höhen und unser moderner Diesel muckt nicht, qualmt aber. Toll. Unser nächstes Ziel ist das Viaducto Polvorilla, eine Spannbrücke aus Stahl (224 m lang und 63 m hoch). Über das Viaduct fährt der „Tren a las Nubes“ der „Zug in die Wolken“. Aus der Ferne sieht das Ding ziemlich enttäuschend aus, sobald der Dicke aber drunter steht, ist es dann doch anders. |
auf der RN 40 nach Norden |
Der schmale Pfad, der unter der Brücke durch weiter nach Norden führt ist doch tatsächlich die Ruta 40.
Wie so oft, ist es schwer vorstellbar, dass dieser Feldweg die legendäre Nationalstraße 40 ist. Das einzige was passt, ist mal wieder die Landschaft. Ein beeindruckender Vulkan mit noch ziemlich frischen Lavafeldern, ein Tal mit riesigen Felsen rechts und links der Straße und Wasserfurten. |
Susques und Salinas Grandes |
Auf der Anhöhe (nettes Wort, wir sind fast 4.000 m hoch) verlassen wir Catamarca und erreichen Jujuy. Es geht an mehreren Dörfern mit Adobe-Behausungen (also Häuser aus Lehmziegeln) vorbei, die von Indigenen noch immer bewohnt werden.
Auch der über 100 km entfernte Ort Susques erinnert eher an Bolivien als an Argentinien. Witzig: an der Touristen-Information treffen wir drei weitere Overlander-Pärchen. |
Wir verquatschen uns etwas, zwei kommen aus dem Norden, eines aus dem Osten. Wir wollen aber noch etwas fahren.
Wir übernachten diesmal auf dem großen Salzsee, den Salinas Grandes, der einen beeindruckenden Sonnenuntergang bietet. Unsere Morgengymnastik findet diesmal also auf dem Salz statt… |
Purmamarca: |
Was jetzt kommt, verschlägt uns schon wieder den Atem. Erst schlängelt sich die Straße (jetzt die 52!) noch einmal auf 4.170, dann geht es spektakulär nach unten.
Irre Ausblicke, riesige Täler, leuchtend farbige Gesteine, tiefe Schluchten…. wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. In Purmamarca dann der Höhepunkt: die Berge leuchten in mindestens sieben verschiedenen Rot-, Beige- und Brauntönen.
Die kurze Wanderung zu den Aussichtspunkten ist ganz schön tricky. Der Weg nicht ausgewiesen, der Untergrund sandig und mit Geröll, die Aussicht dafür mehr als beeindruckend. |
Quebrada de Humahuaca |
Auch das Städtchen ist wirklich nett. Nach so viel Landschaft gefallen uns kleine, touristische Orte immer mehr.
Purmamarca ist im kolonialen Stil erbaut, jetzt gibt es viele Andenken-shops und - stände. Wir kaufen nichts, aber zum Bummeln ganz nett. Purmamarca gehört schon zur Quebrada de Humahuaca, und die ganze Quebrada wurde zum UNESCO Welterbe erklärt. Die Quebrada wollen wir uns ansehen. Von Tilcara aus wandern wir zur Garganta del Diablo. Wir sind aber oben schon so enttäuscht, dass wir uns den Weg in die tiefe Schlucht sparen. Dafür springen wir in Uquía schnell aus dem Dicken. Es ist Markt und wir |
mussten unser Obst und Gemüse in den letzten Tagen in der Höhe doch ziemlich einteilen. Hier ist die Auswahl und Qualität richtig gut. Der Dicke wird mit Obst und Gemüse endlich wieder voll gepackt.
Viel Spaß hat Thomas mit einer Dame, die wir beim Tomaten kaufen kennen lernen. Sie möchte einen abgezogenen Lama - Kopf gegen ein paar Tomaten tauschen. Nach einiger Zeit sind sich die Damen einig: 2,5 Kilo Tomaten gegen den Kopf. Damit der Kopf (warum auch immer) nicht direkt auf den Tomaten liegt, legt die Verkäuferin einige Blätter Mangold unter den Kopf. Die Damen haben großen Spaß daran, als Thomas die Szene fotografiert. |
Brot |
Chris backt an diesem Abend ihr erstes Rogggenmisch- Sauerteigbrot mit Leinsamen und Sonnenblumenkernen .… wirklich perfekt.
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Humahuaca |
Humahuaca am Ende des Tales ist wirklich ein nettes Örtchen, das zwar touristisch, aber immer noch richtig nett ist. Als wir aber schon wieder weiter wollen, hupt neben uns ein Landi und heraus steigen Nadine und Sergio von www.viva-panamericana.ch.
Wir kennen uns noch nicht persönlich, aber es gibt so viel zu erzählen, dass wir kurze Zeit später in einem netten kleinen Resto / Café sitzen. |
Viel zu spät entscheiden wir uns dann, noch auf den Mirador (Aussichtspunkt) „Hornocal 14 Colores“ hoch zu fahren. Bis wir oben auf 4.350 m ankommen, ist die Sonne schon untergegangen.
Weil wir in dieser Höhe nicht noch einmal schlafen möchten, macht Thomas mit dem wenigen restlichen Licht noch einige sehr eindrucksvolle Fotos, bevor wir uns wieder auf den holprigen Ripio-Weg nach unten machen. Das sind Farben. |
plötzlich im Regenwald |
Aber nicht genug… auch die nächste Fahrt begeistert uns völlig. Wir folgen der RN 9 in Richtung Jujuy / Salta. Es geht nun wieder langsam durch bunte Berge nach unten.
Die Straße wird plötzlich schmal und schlagartig ist es nur noch grün. Es spriesst, wuchert, grünt und blüht. Ein richtig kleiner Regenwald, in den wir hineinfahren. Und - vielleicht weil wir seit Tagen durch trockene Gegenden und Wüsten fahren - fasziniert uns dieses Grün völlig. |
Und: wir finden einen wunderschönen Stellplatz direkt an einem kleinen See.
Im Sommer wird dieses Grundstück wohl als Campingplatz genutzt, aber heute ist außer ein paar Anglern und uns niemand da. Eine herrliche, ruhig Nacht in der wir aber doch geweckt werden - seit Wochen tropft zum ersten Mal mal wieder Regen auf den Dicken. |