bei den Chaco-Pekaris... |
Es beginnt mit einem Knacken in Belo Horizonte und es endet (fast) mit dem Abbruch der Reise.
Dazwischen liegen neue Bekanntschaften, grandiose Landschaften und - gleich zu Beginn - einige witzige Tiere. Wir besuchen Pekaris. Drei kleine, den Wildschweinen |
ähnlichen Sorten, sogenannte Nabel- oder Neuweltschweine. Weißbart-, Halsband- und Chaco-Pekaris werden hier gezüchtet, gleich in der Nähe der Gedenkstätte Fortin Toledo zum Chaco-Krieg.
Ein Verschlag für die Verteidiger lässt ahnen, wie der Krieg vor fast 100 Jahren Helden gebar…Ducken und Lauern auf den Feind. |
nach Bolivien... |
Hin- und Rückweg führen durch Matschlöcher, ein Paradiese für Schweine, unser Auto sieht auch wie eines aus. (…aber das alles wisst ihr ja schon aus dem letzten Bericht…)
Kakteen und stachelige Flaschenbäume säumen den Weg, es sind noch gut 300 km bis Bolivien. Irgendwann muss die Ebene mal wieder aufhören. Wir freuen uns auf die Anden. |
Nach der Grenze (Paraguay und Bolivien betreiben alle Formalitäten gemeinsam in einem Gebäude) geht es noch 50 km auf Asphalt weiter, dann endlich mal wieder Ripio, also Kies und Naturweg.
Langsam geht es in einem Canyon in die Höhe. Erstmals klingt unser Antrieb komisch. Ist da was mit dem Vorderradantrieb? |
weiter in Bolivien... |
Wir wollen nach Tarija, da soll es einen grossen Karnevalsumzug geben, noch ahnen wir nicht, daß Thomas den Ort sehen wird, Chris und der Dicke aber nicht.
Es knackt in jeder Kurve lauter, wir beschliessen, schon im kleinen Ort „Entre Rios“ (zwischen Flüssen) nach einer Werkstatt zu fragen. Da geht aber heute, am Samstag, nichts. Wir versuchen, wieder auf die Hauptstrasse zu kommen. Ein lautes Knacken.
Das war es, die vordere linke Antriebswelle dreht durch. Da ist etwas Wichtiges kaputt und das macht ganz |
arg garstige Mahlgeräusche.
Mit Untersetzung (nur dann können wir die Sperren schalten) und Mittelsperre kommen wir zu einer Tankstelle. Und was liegt gleich nebenan? Noch eine Werkstatt und da schaffen auch jetzt am Abend noch drei Leute. Könntet ihr mal schauen? Ja, fahr mal rein…. Papa und zwei Söhne schrauben hier gemeinsam und bauen unsere Antriebsachse vorne links aus. Eine gute Stunde später haben wir den Metall-Salat und bittere Tage vor uns liegen. |
Karneval in Entre Rios... |
Die nächsten Tage sind gekennzeichnet von Hoffnung, negativen Informationen, Optimismus („wir hier in Bolivien können alles reparieren“) und neuen Bekanntschaften. Unser Auto lockt Neugierige an, wir verstehen nicht alles, aber ein Christian verspricht, uns zu helfen. Mal sehen….Wir fragen das kaputte Teil bei Iglhaut an.
So machen wir mal wieder Camping in der Werkstatt (diesmal nur überdacht), es gibt einen 220 V Stromanschluss, das WiFi und damit Internet funktioniert gut. Und natürlich haben wir die beste Zeit für einen Werkstattbesuch gefunden: es ist das Wochenende vor Karneval, wir sind hier mitten in einer Hochburg und damit passiert in den nächsten Tagen - |
bis einschließlich Aschermittwoch - gar nichts.
Es sind zu Fuss 10 min in den kleinen Ort, dort gibt es sogar einen Geldautomaten. Aber wir beide können nichts machen, ausser warten, hoffen, bangen und auf Nachrichten aus Deutschland warten. Natürlich schauen wir uns den Karnevalsumzug an, erfreuen uns am Spass, den die Bevölkerung am Schaum- und Wasserspritzen hat. Es wird auf der Strasse getanzt, die Kinder stehen im Mittelpunkt. Ach ja und Alkohol wird fast gar nicht getrunken…alles etwas anders als daheim. Schaut selber, die Gesichter reden Bände, finden wir. |
Einladung zu einem bolivianischen Familienfest... |
Am nächsten Tag laden uns Christian, ein Unternehmer aus der 90 km entfernten Großstadt Tarija und seine Frau Tenka zu einem Familienfest ein.
Es geht wohl um die Austreibung der Wintergeister, jedenfalls werden Rituale mit Rauch vollzogen, Reis und Bier kommen Tenka in die Haare, die Oma |
verspritzt Wasser und auf dem Grill brutzeln Hühnerschenkel.
Es ist eine wunderschöne Erfahrung, an allem teilnehmen zu dürfen, zumal Tenka und einige Verwandte nach Jahren in den USA sehr gut Englisch sprechen. |
auf der Suche nach
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Inzwischen wissen wir: Es ist ein homokinetisches Lager, das uns kaputt gegangen ist. Wahrscheinlich war die Gummidichtung undicht, wir haben das Fett aus dem Lager schon vor tausenden Kilometern verloren und dann zerstörte sich das Lager von selbst.
Das Teil ist speziell für Iglhaut gebaut worden, es kostet dann auch gleich mal 1.300,- € und sowas dürfte es hier in Bolivien nicht geben. Der Versand kostet ca. 150,-€, allerdings erinnern wir: die Einfuhr eines Ersatzteiles zählt in Bolivien zu den teuren und komplizierten Dingen und der einzige internationale Flughafen des Landes liegt 1.000 km entfernt. (dazu noch schlappe zusätzliche 3.000 Höhenmeter - La Paz liegt immerhin auf ca. 4.000 m Höhe…) |
Wenn du keine Chance hast…nutze sie. Thomas nimmt das Angebot von Christian an, mit nach Tarija zu fahren und dort ein passendes Teil zu suchen. So ein Gelenk brauchen alle frontangetriebenen Autos, also auch alle Allradler. Da sollte doch etwas Passendes zu finden sein?!
Dass am nächsten Tag auch noch Christians 46. Geburtstag ist, erfährt Thomas nebenbei von Tenka. Den ganzen Tag fährt er Thomas von einem Spezialisten zum nächsten, von Ersatzteilhändler zu Schrauberbude. Ein Gelenk von Nissan passt nahezu perfekt, aber Durchmesser und Zahnung weichen nach mehrfachem Messen minimal ab…schade, das Teil hätte gerade mal 50 US-Dollar gekostet. Vielen Dank, lieber Christian und liebe Tenka, für die Einladung zu einem tollen Familienfest und dass du, Christian, deinen Geburtstag für unser Ersatzteil geopfert hast. |
Abends geht es für Thomas mit einem Sammeltaxi über den Pass auf 2.800 m Höhe zurück ins kuschelige Heim. Dort wartet Chris, die nicht wirklich mit einem Erfolg gerechnet hat. Wie kommen wir hier wieder weg?
Im Untersetzungsgang mit maximal 30 km/h nach Asunción/ Paraguay zurück oder nach La Paz? Auto in Bolivien lassen und nach Hause fliegen? Geht alles nur zeitlich begrenzt, da unser Auto ja in jedem Land maximal 90 Tage bleiben darf. |
Eine kleine Hoffnung auf halb legalen Versand mit niedriger proforma Rechnung nach Asunción zerstiebt am formalistischen ADAC. Dort kennt man inzwischen unser Problem und durch Telefonate mit Iglhaut leider auch den echten Preis des Ersatzteiles.
Thomas redet mit Engelszungen, die Zöllner würden das Ersatzteil mit einer Wertangabe von z.B. 100 Dollar durchwinken und Roberto von Mecanicar könnte das Teil in Asunción in einen Bus nach Tarija „setzen“, es wäre dann innerhalb gut 12 Stunden in Entre Rios. |
Die Zollhürden bleiben, ca. 60 % Einfuhrzoll und 20 % Einfuhrumsatzsteuer, das muss vor Ort am Flughafen bezahlt und abgewickelt werden- das können wir von niemandem erwarten. Zumal sowas dauert und ggf. nicht nur Antriebsgelenke geschmiert werden müssen.
Von Iglhaut haben wir unterdessen einen Schaltplan bekommen, wo wir eine elektrische Verbindung überbrücken müssen, um die Mittelsperre auch ohne Untersetzung schalten zu können. Zwar bestehen Bedenken, Garantie übernimmt niemand - aber was ist die Alternative? Wir fragen Rück-Verschiffungs-möglichkeiten nach Europa an. Denn: wir fahren in der letzten Zeit doch immer wieder Werkstätten an. Die Laufleistung des Mercedes ist erheblich. Unsere Vertrauensperson Markus, Ingenieur beim Daimler, hält weitere Schäden am Fahrzeug für jedenfalls möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich. In Deutschland wäre alles rasch reparierbar. |
Hier kennt sich mit unserem Auto keiner wirklich aus. Uns ist zum Heulen. Und was geht als nächstes kaputt? Unser Kühlschrank. Er schafft jeden Tag weniger Kälte. Kompressor kaputt? Alles ein Elend. Selbst mit funktionierender Klimaanlage auf dem Dach.
Zunächst bitten wir unsere bolivianischen Gastgeber und Schrauber, das Auto soweit möglich wieder auf die eigenen Räder zu stellen. Das kaputte Gelenk lassen wir raus. Es muss mit Heckantrieb weiter gehen. Thomas krabbelt unters Auto und sucht - mit Live-Video-Unterstützung per whatsapp von Markus, also unter Anleitung durch den Fachingenieur, die Leitungen, wo die Überbrückung gemacht werden muss. Markus analysiert den Plan von Iglhaut und tatsächlich: Die beiden (also der Fachmann und der Anwalt) kriegen das zusammen hin! Die Mittelsperre kann ohne Untersetzung geschaltet werden und das bedeutet, wir können ganz normal (nur eben ohne Allrad) weiterfahren. |
Markus hat uns wieder (wie schon das letzte mal in Belo Horizonte) über die gesamte Zeit in der Werkstatt technisch und auch psychisch aus Deutschland betreut. Allein die Aktion "Unterstützung per whatsapp-Telefonie des im und unter dem Auto liegenden Thomas dauerte Stunden und war oder ist unbezahlbar. Dir und auch deiner Familie vielen, vielen Dank dafür!!
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Da wir das Risiko klein halten wollen und eigentlich nur bei Roberto in Asunción das Gefühl haben, dass er das Auto so fertig bekommt, dass wir uns trauen, weiter zu fahren, steht die Entscheidung fest. Wir fahren durch das ganze Chaco zurück. 1.000 km nicht nur einfache Strecke liegen vor uns und das mit einer Hilfskonstruktion und dauerhaft eingerasteter Sperre.
Es klappt, wenn auch nicht problemlos: Die Dichtungen an der noch heilen Seite hatten wir nachsehen lassen und in Bolivien das Gelenk neu schmieren lassen. In Filadelfia, wo wir nach allem Stress einen Pausentag am Hotel Florida einlegen, bemerkt Thomas, dass die Dichtung kaputt ist. Das ganze Fett tritt aus und ist schon sandig. Alles wieder raus, neu fetten, neue Dichtung. Das kostet selbst im günstigen Paraguay über 100,- € und dauert drei Stunden. |
Ach und tatsächlich: In Filadelfia haben wir, erneut mit toller Hilfe von Ricky, einen Betrieb gefunden, der unseren Kompressorkühlschrank reparieren konnte. Leitung abgedichtet, verlorenes Kühlmittel neu eingefüllt. Tolle Reparatur. Geht es aufwärts?
Auch die letzten 450 km nach Asunción fahren wir ganz vorsichtig, zuletzt hatte es uns hier ja das Domlager rausgehauen. Wir freuen uns auf Hasta la Pasta, denn da werden wir die nächsten Tage in trauter Runde unsere Wunden lecken und versuchen, wieder Optimismus zu tanken. Hier merken wir erst, wie sehr wir in den letzten Tagen unter Druck standen. Nur ganz langsam fällt der wieder von uns ab. Der Dicke wird zum Lagern vorbereitet, das heißt komplett geputzt und alles (von den Sitzbezüge der Hecksitzgruppe, der beiden Sitze im Fahrerhaus, über die Bettwäsche bis zu allen Handtüchern wird gewaschen.... |
zum "Visa-Run"... |
Letztlich können wir hier die Dinge so organisieren, dass es gut zusammenpasst: Bei Roberto können wir das Auto stehen lassen bis zur Rückkehr. Um die zulässige Parkdauer zu optimieren, machen wir noch einen Visa-Run für das Auto. Das geht wie?
Ihr wisst ja schon: Länger als drei Monate dürfen wir unser Auto nicht temporär importieren. Das war schon in Brasilien eine ziemliche Sorge. Also am vorletzten Tag zur argentinischen Grenze. Da schippert eine Fähre über den Grenzfluss Rio Paraguay. Erst gefragt: Müssen wir wirklich ausreisen? Wir wollen doch eigentlich nur einen neuen Stempel mit neuen 90 Tagen für unser Auto. Jawoll, ohne argentinischen Ausreisestempel im Pass gibt es keinen neuen Stempel für uns und das Auto. |
Wir merken, Mist, wir sind bei der Migration, nicht beim Zoll.
Der Zoll sagt: Ihr braucht einen neuen Stempel im Pass, dann können wir das TIP für das Auto verlängern. Auto? Kann im Land bleiben. Also fahren Christin und Thomas nach Argentinien, der Dicke bleibt geparkt. Wir spazieren 20 Minuten durch die Gegend, damit wir im Computer gespeichert sind und reisen dann wieder aus. Mit dem neuen paraguayischen Einreisestempel geht Thomas zum Zoll und dann erleben wir eine Premiere. Wir erhalten das Angebot, für 100.000 Guarani, also 15 €, sechs statt drei Monate für das Auto zu bekommen. Da können wir nicht widerstehen. Ob das legal war? Uns jetzt mal egal. |
mit Handgepäck nach
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Kurz nach Mitternacht geht es mit dem Bus nach Iguazu, von dort mit dem Flieger nach Rio. Dort mit Uber in ein AirBnB und wir lernen einen neuen, spannenden Menschen kennen.
Der wohlhabende Sergio besitzt eine Dachgeschosswohnung mit Dachterrasse und Pool auf selbiger im Stadtteil Copacabana. Aus unserem Schlafzimmer blicken wir auf den Corcovado und von unserem reizenden Gastgeber (mit deutscher Freundin und Kind in Berlin) lernen wir viel über die brasilianische Strandmetropole. Besonders faszinieren uns die unterschiedlichen Abschnitte der Strände von Copacabana und Ipanema, Postos genannt. |
Hier treffen sich Menschen nach ihren jeweiligen Vorlieben, Hobbies und Orientierungen.
Da gibt es den Bereich der Kiffer, den Bereich für die Liebhaber härterer Drogen, Treffpunkte für Familien, Bodybuilder und junge und alte Schwule (getrennt!) und so weiter. Wir folgen Sergios Empfehlungen und besuchen das „Museu do Amanhã“, dem Museum von morgen, also einen Ausblick auf die Zukunft in einem gelungenen Gebäude. Die Exponate begeistern uns nicht so. Aber diesen Teil des Zentrums kannten wir bisher noch nicht. |
Ilha de Paquetá: |
Noch ein Tipp von Sergio: Wir besteigen die Fähre zur Ilha de Paquetá, mieten uns auf der Insel ein klappriges Tandem und kurven um die kleine Insel.
Obwohl die Strände zum Baden einladen, verzichten wir gerne. Der Wasserqualität hier trauen wir dann doch nicht so. Dafür gibt es hier knuffige kleine Restaurants und Cafés... bevor wir wieder in den Flieger nach Deutschland steigen... |
Spannend, nervend und abwechslungsreich waren die letzten Monate:
Aus Brasilien problemlos raus, Paraguay ganz schön gründlich entdeckt, viel Zeit mit Deutschen und Schweizern verbracht. Immer noch kein Spanisch gelernt und nicht in der Antarktis gewesen. |
Gutes Fleisch gegessen, wohl das beste auf der Reise durch Südamerika. Paraguay gefällt uns, allerdings nix zum dableiben für uns.
Mal sehen, wie sich das Auto nach der gründlichen Wartung und Durchsicht durch Roberto macht. Mitte Juli geht es voraussichtlich weiter…. |