Nach über zwei Jahren... |
Nach über zwei Jahren zurück nach Südamerika, zurück zum Dicken, der auf dem Campingplatz Quinta Lala in Cusco auf uns wartet.
Aufgeregt? Nervös? Oh ja, allerdings… Wir haben keinen Schimmer, was uns erwartet. Das TIP (temporary import paper) wurde dank Milli und dem Zoll während der Pandemie immer wieder verlängert, zuletzt auf den 28.02.2022. Dummerweise bekamen wir Anfang 2022 schon emails des Zolls, mit dem Hinweis, dass wir den Dicken innerhalb weniger Tage aus dem Land zu bringen hätten. Das Auto könnte sonst konfisziert / beschlagnahmt werden. Pandemie- und wahrscheinlich auch politisch bedingt sind die Landesgrenzen aber noch zu. Die Kommunikation mit Milli ist eher schwierig. Also besser einfach mal hin fliegen und nach dem Rechten gucken…. Einen günstigen Flug zu buchen nach der Pandemie ist schwierig und aufwändig, aber irgendwann haben wir einen. Mit Gepäck und sogar ohne Übernachtung unterwegs. |
Der Plan: erst mal bis Lima, sich dort an Zeitveränderung und Klima anpassen, dabei die Hauptstadt angucken und erst dann den Flug nach Cusco buchen. Der Dicke steht immerhin auf 3.600 m.
Dahin zu fahren wäre schlauer, dann kann man sich langsam an die Höhe gewöhnen. Aber über 1.000 km mit dem Bus in ca. 24 Stunden reiner Fahrzeit mit Zwischenstopps zum Übernachten? Ne. Wir fliegen und werden die ersten Tage halt etwas langsam tun müssen… Also kramen wir den Koffer wieder vor, den wir im März 2020 bereits für den nächsten Flug gepackt hatten und holen alles wieder raus. Die meisten Sachen sind noch wichtig, aber was nehmen wir jetzt noch mit? Das meiste werden wir wahrscheinlich nicht brauchen und das was wir brauchen, werden wir nicht dabei haben. Ist wohl so. Keiner kann uns sagen, wie es im Dicken aussieht. Hast es reingeregnet? Schimmelt es? Tiere? Was, wenn wir den Dicken gar nicht aus dem Zoll holen und mit dem Rucksack reisen (Plan B)? |
In der Hauptstadt Perus: |
Am 14.02. landet unser Flieger aus Madrid in Lima. Alle eventuell anstehenden Probleme, Aufgaben und Herausforderungen sind erst mal wie weggeblasen.
Die Freude überwiegt alles. Wir sind wieder da. Im Land der Inkas, jetzt sogar in der kulinarischen Hauptstadt Südamerikas, in Lima. Und die Sonne direkt über uns mit 89 ° mittags. In Peru gibt es feines Ceviche und leckeren Pisco und das werden wir in den nächsten Tagen häufiger essen und trinken. Von unserem Hotel im Stadtteil Miraflores sind viele Sehenswürdigkeiten und Restaurants auf kurzen Wegen zu erreichen. Die meisten Sehenswürdigkeiten findet man in drei oder vier Stadtteilen. Lima hat ca. 8,5 Millionen Einwohner, mit der angrenzenden Hafenstadt Callao sogar 10,5 Millionen, |
Es gibt 43 Stadtteile / Distrikte. Wir halten uns in den reichsten und damit sichersten Gebieten auf. Und damit ist uns natürlich auch bewusst, dass wir Lima nicht wirklich sehen, sondern nur einen ganz ganz kleinen und wohlhabenden Teil.
Lima ist eine trockene Stadt, direkt am Pazifik. Es regnet nur wenige Millimeter im Jahr. Durch den kalten Humboldt-Strom im Pazifik bildet sich aber Nebel, der die Stadtteile an der Küste angenehm kühlt. (zumindest jetzt). Nur in wenigen Monaten kann man den blauen Himmel sehen, fast acht Monate im Jahr liegen große Teile der peruanischen Hauptstadt unter einer dicken Wolkenschicht. „Panza de Burro“, also Eselsbauch nennt der Limeño im Winter den Himmel. |
Hier einige Eindrücke unserer Lima Tour:
Am Malecón... |
Spaziergang am Malecón, dem Weg entlang der Steilküste. Von hier sieht man Paraglider starten, kann in schönen Parks
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den Sonnenuntergang bestaunen oder in den wenigen Kneipen sitzen.
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Stadtteil Barranco... |
Im Stadtteil Barranco kann man schön bis runter ans Meer laufen. Hier findet man auch street-art...
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An einem anderen Tag lassen wir uns von einem gepriesenen (Floh-)Markt in den Stadtteil locken. Der Markt selbst ist jedoch so langweilig, dass wir nicht ein einziges Foto davon haben...
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Maskenpflicht in Coronazeiten... |
In Lima ist Maskenpflicht. Überall. Wenn man in Räume geht (egal ob Geschäfte, Restaurants Kirchen oder Museen, muss man eine FFP 2 Maske oder zwei OP bzw. Stoffmasken übereinander ziehen. Zusätzlich wird die Impfbestätigung verlangt und die Hände werden desinfiziert.
Am „offiziellen Strand“ sind Holzpflöcke in den Sand geschlagen. Mit Seilen entstehen kleine, „private“ Bereiche, in denen man die Maske abziehen darf. |
Direkt am Wasser fragt keiner nach Masken. Es scheint der einzige Ort der ganzen Stadt zu sein.
Wir rannten in den ersten Tagen mit FFP2 Maske durch die Stadt. Bei z.T. 30 Grad ist man nach einiger Zeit fertig. Jetzt haben wir eine Kiste OP Masken gekauft und setzen die FFP2 nur auf, wenn wir in Räume gehen oder Menschen nahe kommen, wie z.B. in China Town. |
Märkte: |
Wir lieben sie einfach, die bunten Märkte… (Fotos von China Town)
Mit Obst- und Saftständen, großen Fisch- und Fleischbereichen, Fressbuden und vielem mehr... |
Auch das Geldwechseln geschieht unbürokratisch und ist günstiger, als bei der Bank oder dem Geldautomaten. Wirkt nicht immer seriös, klappt aber gut.
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Treff mit dem Konsul... |
Wie der Zufall manchmal so spielt: die Ankündigung unserer Peru Reise führt in Lemgo über die Familie Dr. Moll zu einem Kontakt mit dem deutschen Honorarkonsul für Iquitos, welcher in Lima wohnt. Max Druschke, den wir schnell erreichen und der sich ganz unkompliziert und nett darstellt, ist zu einem Treffen bereit und nach einer berufsbedingten Verschiebung verabreden wir uns zum Frühstück in bester Lage in einem alteingesessenen Schweizer Restaurant.
Vier Stunden vergehen wie im Flug, Max hat wirklich viel zu erzählen und interessiert sich gleichwohl auch für unsere Reisegeschichten. Wir lernen im Eiltempo viel über das Land und die Geschichte der Inkas. Er lebt seit vielen Jahrzehnten in Peru, zunächst im Urwald, inzwischen wegen der Kinder und Schulbedarf in Peru. Besonders die Geschichte, wie er Honorarkonsul wurde, ist klasse und darf hier auch erzählt werden: Er vermittelte nämlich über Lions-Clubs und den Lemgoer Holzkaufmann Wilhelm Rossmann Spendengelder für Schulen im Amazonasgebiet. Diese tolle Aktivität aller Beteiligten führte zu mehreren Schuleröffnungen. Dazu musste jeweils der deutsche Botschafter nach Iquitos anreisen, mitten in den Amazonas Dschungel. |
Touristisch sicher ein Traumziel, als Pflichttermin im Anzug nicht ganz so witzig. Entweder ist es brüllheiss und schwül oder es regnet aus Kübeln. Jedenfalls zischte der (damalige) Botschafter Max beim dritten Termin humorig zu: In dieses ***(wenig nette Beschreibung eines Ortes) lockst du mich nie wieder, du ***(freundschaftliche Beleidigung). Ich mach dich zum Honorarkonsul und dann kümmerst du dich alleine. So geschah es und wenn der Botschafter sich um alles kümmert ist der Erfolg kaum zu vermeiden. Honorar kommt übrigens nicht von Vergütung sondern von Ehre und dementsprechend ist die Tätigkeit ehrenamtlich, also ohne Bezahlung.
Wohl schadet dem mit eigener Firma tätigen Honorarkonsul der Titel bei der Arbeit nicht, er kümmert sich als Ökologe um Umweltverträglichkeits-prüfungen und ist sicher für viele wichtige Projekte in einem Gebiet so gross wie Deutschland in der Verantwortung. Iquitos, da müssen wir hin. Auf dem Heimweg ruft Max uns nochmal an: Er hat gerade im Radio gehört, dass die Grenze nach Ecuador geöffnet wird- genau darauf haben wir gehofft und wir freuen uns „wie Bolle“. Danke Max für die tollen Stunden und das feine Frühstück (er bestand auf seiner Einladung). |
Huaca Pucllana
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Eine archäologische Stätte (200 - 700 n. Chr.) mitten in der Großstadt.
Die fast 25 m hohe Pyramide und einige Innenhöfe und Plätze sind fast vollständig aus Lehmziegeln gebaut und mit Kieselsteinen und Sand gefüllt. Obwohl das Gebiet riesig ist, muss man im Vorfeld online eine Tour reservieren. Ohne darf man wieder umkehren… Deshalb waren wir gleich zweimal dort. |
Interessant: Hier werden zwei peruanische Nackthunde (Viringo) gehalten. Sind nicht schön, aber schmusig. Aus Wikipedia wissen wir, dass es diese Hunde bereits über 100 Jahre in Peru gibt und sie heute nationales Kulturgut sind. Was wir auch lernen: „Weil nackte Hunde nur mit heterozygotem Genotyp vorkommen, können sie nicht rein gezüchtet werden. Bei der Zucht entstehen auch behaarte peruanische Nackthunde….“
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Barrios Altos... |
Die koloniale Altstadt wurde 1991 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Bei einem Spaziergang haben wir den Plaza St. Martin, den Plaza Mayor, die Basiliken Santo Domingo
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(Rosenkranzbasilika) und St. Franziskus, den mercado central und China Town gesehen.
Pflichtprogramm halt bei sehr warmem Wetter. |
Schönheitswahn in Peru... |
Das schönste für uns: Plötzlich stehen wir mitten in einem Hochhaus, innen Rolltreppen und Treppen, auf den einzelnen Stockwerken unzählige winzige Schönheitssalons. Hier wird alles angeboten: Friseure mit Haarverlängerung etc., permanentes Make-Up, Maniküre,
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Fußpflege mit Laserbehandlung, Massagen, Botox und und und…
Spontan lässt Thomas sich mit Fußpflege verwöhnen… Mehr Fotos von den Menschen wollten wir aber nicht machen… |
Und sonst... |
Sonst haben wir uns treiben lassen, kulinarisch vieles probiert und genossen. Abends mal einen edlen Burger mit 6 verschiedenen Craft Bieren, alles IPA, also kräftig hopfig.
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Sehr fein und immer draussen sitzen. Das Leben ist gut zu uns und vom bevorstehenden Krieg weiss noch keiner etwas.
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Die Zeit des selbst Kochens kommt hoffentlich bald wieder, zunächst ein Flug nach Cusco gebucht und da wartet hoffentlich keine böse Überraschung auf uns.
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