Pichilemu: |
Nach so viel Wein ruft nun wieder die Seeluft. Pichilemu ist Chiles „inoffizielle Surfhauptstadt“, so der Reiseführer und die Wellenreiter wollen wir uns doch mal angucken.
Direkt an einer Lagune kann man gut nachts stehen und dann sogar das kostenlose, staatliche Wifi nutzen. |
Direkt neben uns warten einige Pferde auf Kunden für einen Ausritt und ratzfatz sitzen wir auf zwei Gäulen, deren Fellmuster doch eher an Kühe erinnert.
Der Chef lässt uns sogar ganz alleine und ohne Begleitung den Strand entlang in den Sonnenuntergang reiten. |
dem Sonnenuntergang entgegen reiten: |
Wieder Erwarten tun die braven Viecher sogar, was wir so wollen. O.k., nicht ganz 100 %ig, aber doch ziemlich. Und es macht riesig Spaß.
Wie gedacht, nimmt das Tempo der Tiere zu, als wir umdrehen. Aber gesund und munter landen wir wieder am Ausgangspunkt. |
Der Vermieter ist etwas sauer, hatte er doch geglaubt, dass wir nur bis zur Lagune und zurück oder so…- wir verstehen zwischen-zeitlich einiges im Spanischen, aber bei Weitem nicht alles.
Aber nach einem großzügigen Trinkgeld ist die Welt aber wieder in Ordnung. |
lokales Restaurant: |
Über Tripadvisor finden wir mal wieder ein besonderes Restaurant. Top Bewertungen, weg vom Zentrum - da wollen wir hin.
Der Laden ist trotz GPS schwer zu finden. Vor allem ist er leer. Das ist für uns eigentlich immer ein Zeichen zur Umkehr, aber weil das Restaurant so interessant wirkt, setzen wir uns an einen der vier - etwas schmuddeligen - Tische. Der Fernseher läuft, in die Küche kann man sehen, da ist - das überrascht nicht - nichts los. |
Der Mann, der uns bedient, hat den Reißverschluss seiner Jacke bis oben hin zu. Ja, es ist frisch hier, aber so kalt…
Die Speisekarte ist handgeschrieben - für den heutigen Tag. Das gefällt uns sehr gut, wissen wir doch so, dass wohl nur Frisches auf den Tisch kommt. Dumm nur, dass wir die Handschrift nur schlecht lesen können. Noch dümmer, dass wir mit den meisten Worten auf der Karte rein gar nichts anfangen können. Wir bestellen ein Ceviche und etwas, was uns völlig fremd ist. |
Plötzlich stehen noch weitere Leute im Raum. Einer fragt uns auf englisch, warum wir ausgerechnet hier essen wollen. Nun ja, es soll das beste Restaurant im Ort sein. Das sehe er auch so, aber woher wir das wissen, fragt er neugierig. Er versucht, uns einige Gerichte auf der Speisekarte zu erklären und zu empfehlen und wir haben das Gefühl, dass unsere Wahl nicht schlecht war.
Dann verabschiedet sich der Mann mit seinen Begleitern. Wir sind wieder allein mit der Glotze. Kurze Zeit später bekommen wir jeder einen großen Teller heiße Suppe. Haben wir nicht bestellt, ist aber super lecker und tut - weil es ja immer noch frisch ist - richtig gut. Dann kommt ein Salat, sogar mit geschälten Tomaten. Auch nicht bestellt, aber lecker. Dann gehts los. Ceviche ist roher Fisch, der mit Zitronen- oder Limettensaft, Zwiebeln und Koriander angemacht ist und so ähnlich reagiert wie bei einem Garprozess. Die peruanische Spezialität wird auf einem Holzteller serviert, mit |
zusätzlicher, separater Sauce. Ein Gedicht.
Das zweite Gericht wird, mit Käse überbacken, in einem heißen Topf serviert. Es ist so heiß, dass an Essen erst mal gar nicht zu denken ist. Lecker, da sind wir uns einig. Was es aber ist, das schmecken wir nicht raus. Kleine Stückchen, die sich wie zarte Tintenfischringe beißen lassen, mit Kräutern und Zwiebeln in einer leckeren, schweren Käsesahnesauce, vielleicht. Nach kurzer Zeit ist alles ratzeputz vertilgt. Satt und glücklich bezahlen wir die Rechnung. Sowohl die Suppe als auch der Salat waren in den Preisen der beiden Hauptgerichte inkludiert und die waren schon ziemlich fair. Noch immer sind wir die einzigen Gäste. Nun bitten wir den Koch, uns doch zu zeigen, was wir da Spannendes gegessen haben. Und er zeigt uns - nun ja, guckt auf den Fotos. Vielleicht Schnecken? Was es wirklich ist, wissen wir bis heute nicht. Ob wir das Gericht auch so genossen hätten, wenn wir die „Dinger“ vorher gesehen hätten? |
Ob wir hier wieder essen würden? Da sind wir uns ganz sicher. Dank Tripadvisor haben wir mal wieder ein außergewöhnliches Restaurant gefunden: „Comeda Rica“. Unser Tip!
Anke hatte uns abends noch geschrieben, dass sie es mutig findet, in der „Semana Santa“ , der heiligen Woche vor Ostern, nach Pichilemu zu fahren. Was sie damit meinte, erfahren wir am nächsten Tag. Auf dem Parkplatz, auf dem wir die Nacht verbracht haben, steht ein Mann, der Parkgebühren kassiert. Bezahlen wollen wir nicht, so fahren wir (nach der Morgengymnastik am Strand) zum Frühstück im Dauerstau etwas Richtung Süden. Durch den ganzen Ort durch, der über Nacht explodiert zu sein scheint. Viele Hauptstädter wollen hier wohl die Ostertage verbringen. Alle Strandbuden sind geöffnet. Der Strand selbst ist ziemlich voll. Ins Meer soll oder darf man nicht, in die Lagune schon. |
Nach unserem Frühstück mit Meerblick stürzen wir uns ins Getümmel. Wandern über den Strand, gucken den Kitsch in den Strandbuden an, (Chris
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probiert sogar ein paar Klamotten an), trinken Kaffee, essen noch mal Ceviche und kaufen uns zu guter Letzt frischen Merluza (Seehecht) fürs Abendessen.
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Punta de Lobos: |
Dann zockeln wir zum Punta de Lobos. Hier soll es die ganz großen Wellen geben. Aber hier ist an einen Parkplatz fast gar nicht zu denken, so voll ist es.
Soll heißen: wir rollen im Schritttempo in einer langen Schlange auf die Halb-insel, drehen im Kreisel und drängeln in der selben Schlange wieder zurück. Muss nicht sein. Wir sind uns schon einig, für die Nacht auf die Küstenkordilliere zu fahren, bis wir plötzlich einen nicht abgesperrten Weg in ein riesiges Grundstück sehen. |
Das scheint ein neues Baugebiet zu werden. Man arbeitet schon an der Erschließung und am Straßenbau. Außer uns parken hier noch ein paar wenige Autos. Wie gemacht für eine ruhige Nacht - und das wird es nach dem feinen Merluza dann auch.
Von überfüllten Orten und Stränden haben wir jetzt aber genug und es geht einfach weiter gen Norden. Am Straßenrand stehen immer wieder kleinere Stände mit Obst, Eiern, Olivenöl und/ oder Honig. |
Navidad: |
Wir kaufen frische Erdbeeren - und, weil sie so günstig, sind gleich drei Kilo. Quasi direkt vom Feld.
Es ist Herbst, es gibt also frische Erdbeeren und gleichzeitig frische Trauben. |
Die nächste Nacht verbringen wir am wunderschönen Rio Rapel, gleich beim Örtchen Navidad.
Navidad heißt auf spanisch Weihnachten. Hier ist auch viel los, aber wenn wir an Ostern schon mal in der Nähe von Weihnachten sind… Ein Kilo der süßen Erdbeeren verarbeiten wir gleich zu feinster Marmelade, den Rest futtern wir einfach weg. Am liebsten würden wir jetzt direkt an der Küste nach Norden cruisen, aber eine richtige Küstenstraße gibt es hier nicht. |
Casablanca: |
Außerdem liegt der Weinort und das gleichnamige Tal Casablanca auf dem Weg und da sollten wir der Vollständigkeit schon noch einmal stoppen.
„Ein kühles Klima und krasse Unterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen machen dieses Tal auf halbem Weg zwischen Santiago und Valparaíso zu einem von Chiles besten Anbaugebieten für fruchtige Chardonnays, Sauvignon Blancs und Pinots.“ so der Lonely Planet. Außerdem der richtige Ort, um uns noch einmal mit Heidrun und Berthold zu treffen. Die beiden haben südlich von Santiago einen Lagerplatz für ihre Paula klar gemacht und sind auch auf dem Weg nach Valparaíso. |
Die beiden haben südlich von Santiago einen Lagerplatz für ihre Paula klar gemacht und sind auch auf dem Weg nach Valparaíso.
Sie haben schon einen netten Stellplatz gefunden, als wir am Nachmittag ankommen. Zwar dürfen wir hier nicht, wie erhofft, Feuer machen, aber ruhig stehen. Direkt neben einem Bauernhof, mit frei laufenden Sauen und ihren Ferkeln, Pferden und sonst allerlei Tieren. Und auch mitten in den Weinfeldern. Es gibt wie immer viel zu erzählen und feinsten Vino zu trinken, diesmal von Los Vascos. |
Weingut "Indómita": |
Da wir direkt unterhalb des Weingutes „Indómita“ schlafen, ist das am nächsten Tag (nach dem Frühsport) unsere erste Anlaufstelle. Gut sichtbar „thront“ das Weingut mit Restaurant regelrecht am Hang.
Man ist hier auf viele Gäste eingestellt. Nach langer Diskussion - wir sind heute alle vier überhaupt nicht entscheidungs- |
freudig - entern wir aber dann doch einen Tisch auf der Terrasse des Restaurants. Das Wetter ist gut, die Sicht umwerfend.
Warum sollten wir unser x-tes Treffen nicht mit einem feinen Essen und gutem Wein feiern? Es gibt Fisch und Sauvignon Blanc, was für ein schönes Leben. |
Valparaíso: |
Zusammen geht es weiter nach Valparaíso. Muss man gesehen haben, da sind sich alle einig. Nicht ganz ungefährlich, darin auch. Stellplätze für Overlander gibt es quasi keine und Campingplätze erst recht nicht. Da ist guter Rat teuer.
Der erste Stellplatz, der laut I-Over-lander in Frage kommt, geht nach |
Besichtigung nicht, da sind wir uns einig. Also zum zweiten. Der liegt direkt am Meer, wirkt aber auch etwas gruselig.
Die Anfahrt führte durch Armenviertel mit viel Müll rechts und links. Außerdem stinkt es am Stellplatz manchmal, je nach Wind. |
Was diesen Ort noch skurriler wirken lässt, ist eine Gedenkstätte mit unzähligen Stofftieren.
Das Internet hilft: Hier wurde vor neun Jahren ein fünfjähriges Mädchen ins Wasser geworfen, nachdem es sexuell missbraucht und dann umgebracht wurde. |
Wahrscheinlich ist das der mit Abstand unangenehmste Stellplatz unseres bisherigen Südamerika - Trips.
Gefährlich? Wohl nicht. Aber eben auch der einzige für uns auffindbare in Valparaíso. |
Nach einer völlig ruhigen Nacht scheint die Sonne und lässt auch unseren Stellplatz in angenehmerem Licht erscheinen.
Und bei uns macht die Sonne nun Lust auf Stadt - die hatten wir nämlich alle irgendwie nicht. Mitten im Zentrum dieser autofeindlichen, da hügelig-bergigen Stadt finden wir für beide WoMos einen bewachten, aber teuren Parkplatz in idealer Lage. |
Die nächsten Stunden fahren wir Zahnradbahn zu einem Aussichtspunkt, Elektrobus durch die halbe Stadt (die Innenstadt ist komplett UNESCO-Weltkulturerbe) und erklimmen steile Stufen zum „Museum ohne Dach“, einer Ansammlung schöner Wandgraffitis.
Soll heißen: wir gucken uns in kürzester Zeit die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt an. Und Valparaíso ist schon sehenswert. |
Viña del Mar: |
Aber wir setzen noch einen drauf. Die Nachbarstadt Viña del Mar soll viel schöner sein, so der Tipp von Einheimischen. Deshalb halten wir hier auch noch.
Nach einem kurzen Walk durch das Zentrum steht fest: Viña del Mar ist moderner und schöner zum Einkaufen, aber mehr Flair und Eigenwilligkeit hat eindeutig Valparaíso. |
Weil wir für die kommende Nacht nun einen schönen, wohl riechenden Übernachtungsplatz wollen, fahren wir zum Campingplatz im Nationalpark, der um 18.00 Uhr schließen soll. 20 Minuten vor Toresschluss sind wir da, aber auf der falschen Seite der Autobahn.
Die hat nämlich nur von der Gegenfahrbahn eine Ausfahrt zum Nationalpark, alle Ausfahren auf unserer Seite sind zu. |
Ein Ranger findet uns und hilft. Aber nur bis zum nächsten Tunnel unter der Bahn.
Dort steigt er aus und erklärt, dass es jetzt 18.00 Uhr wäre und der Park schließt. Super. Weit und breit kein anderer Stellplatz… und wir hatten uns so sehr auf einen gemeinsamen Abend am Lagerfeuer gefreut. |
Selbst sind Frauen und Männer. Wir fahren einfach in die Pampa, irgendwo werden wir doch wohl ein kleines Plätzchen für zwei… Nöööö…. wir sind in Südamerika.
Hier baut man einen Zaun um sein Grundstück. Egal, ob es genutzt wird oder nicht. Meins… - Zaun drumrum. Frustriert geben wir auf. |
Quintay: |
So kurven wir nochmal über 30 km zum Parkplatz des Playa Grande an die Küste bei Quintay.
Hier darf man kein Feuer machen, aber das ist jetzt auch egal, es gibt auch gar kein Holz. |
Hier trennen sich unsere Wege nun wieder.
Heidrun und Berthold zieht es weiter in Richtung Norden, wir wollen uns Santiago ansehen, bevor wir nach drei Monaten das Land wieder verlassen müssen. |