Blumenau: |
Jetzt geht es zum Oktoberfest, dem grössten der Amerikas (stimmt wohl nicht genau…) nach Blumenau. Wir waren ja 2010 schon mal in der Nähe, wollten uns damals aber den Ausflug von der Aida aus in dieses europäische Tal der Nachfahren deutscher und italienischer Auswanderer nicht antun. Jetzt fängt aber am Mittwoch, den 3.10.2018, also am Tag der deutschen Einheit, dieses Riesenfest in Brasilien an. Passt, da wollen wir hin.
Deutsches Kulturzentrum 25. Juli, so heisst unsere Zieladresse, Josimeri und Ingo unsere deutsch sprechenden Kontaktpersonen. Wir sollen vorher mailen oder anrufen, steht bei IOverlander. Das scheiterte zwei Tage lang von Pomerode aus. Christin wird schon unruhig: Wenn wir jetzt keinen Platz kriegen, es ist doch Oktoberfest….alles geht gut, wir |
sichern uns einen Stellplatz in zentraler Lage, genau zwischen Festgelände und Innenstadt. Unser Tip!
Drei andere Wohnmobile sind schon da, zwei brasilianische, eines aus Chile, nette Nachbarn für die nächsten Tage. Um 18.00h wird das Fest eröffnet, um 20.30h soll ein Umzug über die Hauptstrasse des Ortes beginnen. Da kombinieren wir doch gleich mal die Stadtbesichtigung mit dem Vorglühen und auf den Zug warten. Blumenau hat 339.000 Einwohner und liegt im Europäischen Tal (Vale Europeu). Hier gibt es zahlreiche Orte, die von europäisch stämmigen Einwohnern geprägt wurden. Das Zentrum ist Blumenau, das im Jahr 1850 vom deutschen Apotheker Dr. Blumenau und weiteren 17 Kolonisten gegründet wurde. |
Über 100 Jahre später, in den Jahren 1983 und 1984 wurde die Stadt mehrfach heftig überschwemmt. Zudem war die Stadtkasse leer und die Stimmung der Einwohner entsprechend miserabel.
So richtete man ein Volksfest nach deutschem Vorbild aus. Mit großem Erfolg. Zwischenzeitlich soll das Oktoberfest das zweitgrößte der Welt sein. Aber dazu gibt es unterschiedliche Meinungen… Blumenaus Zentrum hat nette Häuser und viele Geschäfte… den |
Stromadapter, den Thomas in Pomerode vergessen hat, bekommen wir allerdings nirgends ersetzt. Dafür findet sich ein netter Imbiss, wo uns ein lächelnder Mann wärmstens Biergutscheine anbietet.
Kaufen wir fünf, gibt es wir ein T-Shirt dazu. Na, wer wird da noch zögern? Einen Sitzplatz direkt an der Strasse haben sie auch für uns. Alles wird gut. Nach dem zweiten T-Shirt erfahren wir: Umzug wegen Regen abgesagt. Kam im Fernsehen und Radio. |
Leicht angeschickert marschieren wir los zum Festplatz. Vorher noch „zu Hause“ vorbei, wärmer anziehen, die Nacht könnte ja dauern. Und das tut sie dann auch.
An der Kasse erwerben wir Eintrittskarten für den nächsten Tag (heute ist freier Eintritt) und eine Bezahlkarte für Getränke und Essen. Weil wir lange anstehen und warten müssen, lieber etwas mehr aufladen. Ein Fehler, wie wir am nächsten Tag feststellen. Die Festhallen sind riesig, drei miteinander verbundene und am Ende noch der grosse Eisenbahn-Biergarten. „Eisenbahn“ heißt die Hauptbrauerei, die mehrere Sorten von Bieren anbietet. Das sonst als Messegelände genutzte Areal wird jetzt von jungen Leuten in Trachten bevölkert, jede Halle eine Musikband und es ist richtig was los. Zu den Unterschieden: Es wird eigentlich nicht gesessen, nur hier und da gibt es Bänke. Auf die draufstehen darf wohl niemand, recht viele Aufpasser scheinen genau hinzuschauen (das haben wir gehört). Es gibt keine Bedienungen und keine Maß-, ja überhaupt keine Glaskrüge. |
Ausgeschenkt wird das Bier in 0,4 l Plastikbechern an zahllosen Stationen.
Das Wichtigste: die können hier richtig gutes Bier brauen! Und das Allerbeste: Es gibt bestimmt 40 verschiedene Sorten. Vier oder fünf Brauereien verkaufen zum Einheitspreis Schankbier für 2,10 € oder Spezialbiere, darunter IPA, Weizen und viele, viele andere Sorten für 2,30 €. Klasse! Was hier modern ist: Man trägt einen Alu- oder dickwandigen Plastikbecher an einem Band um Hals und Schultern. Aber nur ganz wenige füllen das Bier dahin um. Weil wir weder Lederhose noch Dirndl dabei haben, kaufen wir uns für ganz kleines Geld noch entsprechende T-Shirts. Wir fallen trotzdem oder auch deshalb auf… So tanzen wir dann mit vielen anderen mal in der Reihe nach links, nach rechts, klatschen schön und erfreuen uns an ziemlich klassischer, aber richtig guter Blas- und Ziehharmonikamusik. |
Im Biergarten begeistert uns eine Band älterer Herren, hey, die würden auch in München allerbeste Stimmung machen.
Nach Hause geht es erst gegen 1/2 zwei. Morgens brummt der Kopf vom Durcheinander der Sorten und etwas von der lauten Musik. |
Sehr erfreulich: Ingo, ein Mitglied des Kulturvereins, dessen Gast wir sind, hat uns einen Ersatzadapter für Strom organisiert und als wir Einkaufen gehen wollen, nimmt er uns im Auto mit, da er auch zum Supermarkt fährt.
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Der Supermarkt ist eine Wucht, Auswahl ohne Ende, vielleicht weltweit der beste Laden, den wir bisher gesehen haben. Die riesige Fleischauswahl wird ergänzt durch die „Schlachterei“, also eine Bedientheke. Ingo kauft gigantische Mengen, am Abend wird eine Musikkapelle aus Hesslar zum Grillen erwartet, die für drei Wochen aus Deutschland hier ist und als Gastband heute Abend in einer der Riesenhallen spielt. Wir sollen doch auf ein Stück Fleisch rüberkommen.
Das Grillevent ist sehr professionell und Thomas bekommt von Ingo einen kleinen Kurs im Grillen. Eine blumenauer Tanzgruppe ist auch dabei und wir werden sehr nett aufgenommen. |
Erst gegen 21.00 Uhr laufen wir zum Festplatz. Aber am zweiten Tag finden wir die Stimmung nicht mehr so toll, warum auch immer. Wir glauben jedenfalls, genug gesehen zu haben. Auf den Samstag zu warten, nur um einen Umzug zu sehen, halten wir auch für übertrieben. Womöglich wird der ja wieder abgesagt. Die Wettervorhersage steht für die nächsten Tage auf NUR Regen…
So verabschieden wir uns am nächsten Tag, neben aber EINES mit: Wir haben an beiden Tagen nicht einen einzigen wirklich Betrunkenen gesehen, ganz zu schweigen jemand, der völlig besoffen war. Sehr angenehm, wenn man in der Zeitung gleichzeitig von den Zuständen in München liest. |
Ach ja, die Rückgabe der Bezahlkarte ging schnell, nur das Restguthaben wollte man uns erst nicht geben.
Bei fast € 20,-- Restguthaben wollten wir uns nicht mit dem Kartenpfand von € 1,50 begnügen. Da nehmen wir die Karte samt Guthaben doch lieber wieder mit. |
Das ging dann aber auch nicht mehr, die Karte hatte man schon entwertet.
Zwei weitere kompetente Ansprechpartner brachten sich ein. Letztlich bekamen wir unser Geld. Unser Rat: lieber wenig aufladen, ohne einheimische Steuernummer kann das Leben in Brasilien kompliziert sein. |