In Porto Jofre schauen wir uns als Erstes das Jaguar-Camp an, empfohlen für, na was wohl… Jaguar-Sichtungen. Wir treffen den Chef, der gut englisch sprechen soll, leider nicht an. Dafür aber einige Deutsche, die augenscheinlich sehr teuer ausgerüstet in diese exklusive Einsamkeit gekommen sind. Ein halbtägiger Bootsausflug in die Umgebung soll pro Person etwa 100 € kosten (350 BRS), da denken wir noch mal drüber nach. Mücken hat es ohne Ende, aber eben die stechenden, nicht die im Portemonnaie.
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Ein Hyazinthara sitzt im Baum, ein grosser, blauer Papagei, schon sehr nett hier. Wir laufen mal eine Runde zum Fluss und erkunden die Gegend. Am „Strand“ des Flusses hat es ein paar Hütten und einen Campingplatz.
Gleich drei der blauen Aras fliegen herbei und schon spricht uns jemand an, ob wir denn Jaguare sehen wollen. Na klar! Aber der junge Mann will uns gar keine Bootsfahrt verkaufen, er ist aus Argentinien und auf der Suche nach Mitfahrern. |
Er ist mit Frau und seinen zwei Kindern (9 und 12 Jahre alt) seit 11 Monaten in einem Renault Duster unterwegs.
Geschlafen wird im Auto bzw. wenn möglich die Erwachsenen in Hängematten davor. Der Kocher ist kaputt, also gibt es derzeit nichts Warmes zum Essen. Uns wird mal wieder bewußt, wie wenig man braucht, wenn man reisen will. Und Pablo, der Vater, hat also ein Angebot über ein Boot für sechs Personen und sucht noch zwei Mitreisende. Der Preis, den er für den gesamten Bootstrip für vier Stunden nennt, ist unschlagbar: 400,— BRS. Nicht pro Person, wie von anderen Anbietern, nein, für alle sechs. Klar, gerne fahren wir mit dieser Reise-Familie mit. |
Wie sich am nächsten Morgen herausstellt, eine gute Entscheidung. Oskar, der Bootsführer, hat zwar nicht das modernste Boot, er kann aber mit den meisten doch mithalten. Auch die Frage, ob wir evtl. weniger sehen, erübrigt sich bald.
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Denn sobald einer der Bootsführer einen Jaguar oder ein anderes seltenes Tier sieht, informiert er per Funk die anderen. Diese heizen dann alle zum genannten Punkt und versuchen, einen Blick bzw. ein Foto vom jeweiligen Tier zu erhaschen.
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Erst beobachten wir - mit den Leuten aus den anderen neun Booten - wie ein Jaguar versucht, ein großes Krokodil zu sichern und zu fressen. Später erfahren wir aber, dass das Krok schon seit drei Tagen dort liegt.
Wir sind jedenfalls glücklich: einen Jaguar in freier Wildbahn sieht man ja doch nicht alle Tage. |
Später eine Riesenotter - Familie, die
sich gerade einen großen Fisch zum Frühstück teilt. Wasserschweine und Kaimane machen uns nicht mehr nervös. Und der Brüllaffe ist schlecht zu sehen und hat überhaupt keine Lust zum Brüllen. Noch ein Jaguar wär doch schön. Aber nichts. Am Tag vorher wurden sechs Jaguare - z. T. bei der Jagd gesehen. Heute scheinen alle satt im Schatten zu liegen. Bis Bootsführer Oskar doch noch einen erspäht. Wir hätten ihn prompt für ein Wasserschwein gehalten, gegen das Licht und auf die Entfernung war die Zeichnung nicht sichtbar und besonders groß sind sie ja nicht. Erst am Gang und bei genauem Hinsehen war da natürlich eine Katze zu erkennen. Nur für uns. Der Jaguar stolziert am Ufer exklusiv und bestens sichtbar entlang zum nächsten Gebüsch. Oskar wartet kurz, bis er die anderen Boote per Funk informiert und nach kurzer Zeit dann alle da sind. Und alle dürfen bewundern, wie der Jaguar aus dem Gebüsch wieder heraustritt und weiter schleicht. Großes Kino! Leider ist unser Teleobjektiv nicht so toll wie das anderer Reisender, aber das sind im Zweifel auch nur Kurzurlauber. Im Dicken wollten wir so ein teures Gerät besser nicht einstauben… |
Die Argentinier verabschieden sich von uns, als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. Die Familie fährt jetzt - nach über 11 Monaten - nach Hause.
Wir freuen uns auf die Transpantaneira, die Straße, die eigentlich mal quer durch das Pantanal geplant war. Das Vorhaben wurde abgebrochen - zum Glück für die Flora und Fauna des Pantanal. Jetzt wird die Piste für. „Eco-Tourismus“ genutzt. Hier kann man sehr exklusiv, individuell und teuer Urlaub machen, ist unser Gedanke, als neben uns aus einer kleinen Privatmaschine |
ein deutsch sprechendes Ehepaar aussteigt.
Die Fahrt nach Norden über die Tanspantaneira genießen wir in vollen Zügen. In fast Schrittgeschwindigkeit fahren wir über die Wellblechpiste und halten auf fast jeder der oft schief und wackelig aussehenden 127 Brücken, um Tiere zu gucken. Wir sehen, unzählige Tuiuius oder Jabirus, die größten Storchenvögel der Welt und das Wappentier des Pantanal und viele, viele andere Vögel, Kaimane und Wasserschweine. |
An manchen Tümpeln „kocht“ das Wasser regelrecht von den vielen Fischen, die in der Trockenzeit hier um ihr Leben kämpfen, während den Vögeln und Kaimanen das Futter regelrecht ins Maul bzw. in den Schnabel schwimmt.
Wir übernachten an einer aufgegebenen Tankstelle auf halber Strecke, direkt an einem grünen Fluss. Traumhafter Stellplatz, kostenlos, und mit Spazierweg fast direkt am Fluss. |
Hier könnte man wirklich länger bleiben, aber wir sind mit Claudia, Uwe und Mia an der „Fazenda Vitoria“ verabredet. Die Fazenda unter Schweizer Leitung bietet Zimmer und Ausflüge an. Als wir hier den Dicken neben Claudia und Uwe parken, hat es ca. 40 °C. Gott sei Dank kühlt es nachts ab. So haben wir nochmal zwei wunderschöne Tage zusammen - mit quatschen, erzählen, spazieren gehen. Die Fazenda bietet mehrere Wanderwege zu „Aussichtstürmen“, von denen aus man Tiere beobachten kann. Das ist natürlich zu Sonnenauf- und -untergangszeiten besonders spannend. Unser Wunsch, endlich einen Ameisenbären oder einen Tapir zu sehen, bleibt aber unerfüllt.Dafür reparieren Uwe und Thomas unsere Heizung und Warmwasserversorgung. Der Abluft- im Zuluftschlauch war gebrochen. Uwe hat ein tolles Zweikomponenten Material, das von innen dicht hält und von Marcus und Uschi kommt das Panzer-Tape von außen drum. Das hält sicher für die nächsten 100 Jahre. Uwe und Thomas sind schon ein tolles Team. Und so fällt uns der Abschied von Claudia, Uwe und Mia diesmal besonders schwer. Die drei fahren jetzt nach Porto Jofre in der Hoffnung auf Jaguare, später dann nach Osten Richtung Atlantik. Wir wollen nach Bolivien, also in Richtung Westen. Völlig unnatürlich erscheint uns allen der Ipé Baum, der in leuchtendem Pink, Gelb oder Weiß blüht. Die pink Farbe scheint wie von Walt Disney erschaffen, nie hätten wir geglaubt, dass so eine brüllend kitschige Farbe überhaupt in der Natur vorkommt. Das Besondere: der Ipé Baum blüht nur zwei Wochen im Jahr. Welches Glück, dass wir das sehen dürfen…. Gelbe Taheebo- Bäume erfrischen auch unser Auge, die haben noch auffälligere Blüten. Pantanal, ein Paradies auf Erden. |