Rainbow-Mountains /
|
|
zum 12 Farben Berg? |
Weg ist gut. Wer hier einen einigermaßen guten Weg erwartet, liegt falsch. Schmal, zum Teil heftiges Ripio /Wellblech. Gott sei Dank kommt uns keiner entgegen, als wir reinfahren. Im kleinen Kaff Karhui finden wir ein großes, professionell gestaltetes Schild mit Pfeil nach rechts… und fahren nach, leider, ohne genauer zu lesen…
Wir beiden Mitteleuropäer träumen kurz den Traum von Einbahnstraßen. Ein Weg hin, einer zurück… wäre ja schlau - ist es aber nicht. Irgendwann landen wir in einem anderen kleinen Kaff, Uchullucllo. Keine Schilder, keine Hinweise. Nichts. Sind wir vielleicht irgendwo im 18. Jahrhundert gelandet? |
Wir fragen… Irgendwann erklärt uns ein junger Mann, dass wir zum 12 Farben Berg abgebogen seien. Wenn man den Weg weiter hoch fährt, dort parkt und dann noch 1,5 Stunden wandert, hätte man einen guten Blick darauf.
Nachdem wir ja eh erst am kommenden Tag zu den Rainbow Mountains wollten und jetzt schon recht weit gefahren sind, entscheiden wir uns kurzerhand für die Weiterfahrt. Diese Entscheidung wird eine von uns noch bereuen. Der Weg wird noch schmaler, es geht steil bergauf. Irgendwann kommt wieder ein Schild, das eine Umleitung zum 12 Farben - Berg anzeigt. Nun kommen wir auf einen ganz neuen Weg, der in keinem unserer Navigationssysteme vermerkt ist. Im Zickzack geht es nun steil bergauf. |
knapp... |
Auf der einen Seite geht es - ohne Absicherung - senkrecht den Berg runter, auf der anderen Seite entsprechend hoch. Manchmal liegen schwere Steine - Bergrutsch - auf dem Weg. Chris klammert sich so sehr am Türgriff fest, dass es sie nicht wundern würde, wenn sie ihn irgendwann in der Hand hätte. (keine Hand mehr frei für den Foto - sorry…)
Jetzt darf nichts schief gehen. Kein Gegenverkehr, nicht einmal ein Moped würde hier an uns vorbeikommen. Wenn wir an einem der großen Steine nicht vorbeikämen, müssten wir rückwärts diesen Hang runter. |
Diese Art Abenteuer brauchen wir nicht. Der einzige, der völlig locker scheint, ist der Dicke - ja, klar, Thomas natürlich auch. Er fährt den Dicken in der Untersetzung den steilen Berg hoch. Auch an den engen Serpentinen ist alles o.k. - und, nur zur Klarstellung - wir sind deutlich über 4.000 m.
Manchmal muss man Glück haben. Irgendwann verlässt der Weg den Hang und führt fast gerade aus auf eine kleine Siedlung zu. Hier wirken die Menschen so überrascht, dass ein Auto zu ihnen kommt und dann auch noch so eines, dass alle neugierig gelaufen kommen. |
Thomas wandert... |
Wir fragen nach dem 12 Farben Berg und verstehen irgendwas wie „Parkplatz nach der nächsten Kurve“. Oder wollen wir es nur verstehen?
Tatsächlich ist hinter der nächsten Kurve eine ebene Fläche. Keine Hinweisschilder auf einen Parklatz, einen Wanderweg oder ähnliches. Sind wir hier richtig? Thomas parkt den Dicken, wir sind jetzt ziemlich genau auf 4.500 m! Nun die große Diskussion: wandern oder nicht. Thomas will, klar. Jetzt sind wir schon hier hoch gefahren… Chris will zurück… wenn in ein oder zwei Stunden das tägliche Gewitter abgeht, |
dann ist alles naß und womöglich gibt es dann - wegen Bergrutschen - kein Zurück mehr…
Thomas schnürt die Wanderschuhe, Chris entscheidet sich notgedrungen fürs Brotbacken. Dass Thomas nach kurzer Zeit ein junger Mann begleitet und ihm quasi den Weg zeigt, bekommt sie leider nicht mit. Der Junge, Angel, ist 13 Jahre alt. Eine Kommunikation mit ihm ist schwer möglich. Warum er mit Thomas geht, lässt sich nicht feststellen. Hofft er nur auf ein Trinkgeld? |
strammes Wandern... |
Die Beiden wandern den schmalen Wanderpfad hoch bis zum Grat. Hört sich einfach an, aber der Weg geht von 4.500 m auf ca. 4.900 m.
|
Und da kommt man ganz schön ins Schnaufen, auch wenn man etwas an die Höhe gewöhnt ist.
|
Schuhwerk... |
Außerdem sind sie ja erst nachmittags los und wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit möglichst wieder im Tal sein.
Angel hat sichtlich Freude daran, dem „alten“ Mann den richtigen Weg zu zeigen. |
Er lebt hier und ist natürlich deutlich fitter als Thomas, der mühsam durch den nassen Schnee stapft.
Angel ist in einfachen Schlappen - wahrscheinlich aus alten Autoreifen - unterwegs. |
Endlich: den 12 Farben-Berg... |
Und dann - kaum auf dem Grat - sieht man sie, die 12 Farben-Berge...
|
Wieder ins Tal... |
Warum auch immer - gerade heute fällt das nachmittägliche Gewitter aus. Als Thomas verschwitzt und müde, aber gesund und munter von der Wanderung zurück kommt, ist der Weg trocken.
|
Nichts spricht gegen eine Abfahrt ins Tal. Wieder kein Gegenverkehr. Nur eine Herde Alpakas kommt uns entgegen. Die müssen und können in die steilen Berge flüchten…
|
wieder unten... |
Als wir wieder im Tal sind, tiefes Durchatmen. Aber es geht gleich weiter. Dort, wo wir „falsch“ abgebogen sind, kommen wir nun auf den richtigen Weg zu den Rainbow Mountains.
Langsam hoppeln wir auf der Ripio Strecke den Weg wieder in die Höhe und übernachten irgendwo am Wegesrand. Kurz nach vier am Morgen sind wir wieder wach. Alle vorbei fahrenden Autos hupen und das sind ganz schön viele. Um 4.00 Uhr ist es schon hell, die ersten Ausflugsbusse kommen ab 7.00 Uhr, haben wir gelesen. Da muss alles vorbereitet sein. |
Wir fahren hoch auf den „alten“ Parkplatz, auf ca. 4.500 m und frühstücken dort erst einmal. Hier überlegen wir, den Dicken stehen zu lassen und mit den hier angebotenen Pferden zum Pass zu reiten.
Aber irgendwie reizt es uns, selbst zum „neuen“ Parkplatz auf 4.800 m zu fahren und dann zu Fuß bis auf 5.036 m hoch zu wandern. Der „neue“ Weg wurde erst im Juni fertiggestellt und ist herrlich entspannt zu fahren. Oben schnüren wir die Wanderschuhe, nehmen eine große Flasche Wasser mit und etwas zu Futtern. |
Der Weg sieht recht einfach aus. Gut, dass man vom Dicken das Ziel schon sieht.
Langsam gehen wir los und es geht viel besser als gedacht. Auch das steile Stück zum Schluss… Oben sehen wir dann - wir sind nicht alleine. |
Wie erwartet wandern von der Westseite Menschenmassen auf den Berg.
Durchschnittsalter: 30. Herkunft: aus allen Ecken der Welt. Die meiste in Turnschuhen. Fast alle mit Handy… |
Oben gibt es fast all das, was Touristen glücklich macht. Alpakas, die für Geld mit aufs Foto dürfen. Warmes Essen, Getränke…
|
Eine Alpaka-Betreuerin sitzt auf dem Boden und spielt mit ihrem Handy...
|
Das Geheimnis von
|
Wir wussten schon, dass morgens hier viel los ist. Nach Mittag fahren fast alle Busse wieder ab, dann wird es leer. Die Empfehlung, erst am Nachmittag auf den Berg zu steigen, haben wir ignoriert: Besser mit vielen Anderen den Berg ansehen, als alleine im Nebel stehen. Und wir haben Zeit und können ja warten…
Für Schlaumeier: die unterschiedlichen Gesteinsschichten wurden durch die Plattentektonik fast senkrecht gestellt. Eisenoxid führte zur rötlichen Färbung, Mangan zu den Pinktönen, Gelb kommt vom Schwefel und die Reaktion von Kupfer, Wasser und Sauerstoff führte zur blaugrünen Färbung. Die schwarzen Streifen sind aus Granit. (Quelle: Wikipedia: Vinicunca) |
Als wir uns vom Berg, den Farben, den anderen Touris und der Bespassung satt gesehen haben, gehen wir weiter zum Valle Rojo. Dazu geht man erst den steilen Berg auf der Westseite einige Meter runter, dann wieder hoch zum Aussichtspunkt auf 5.050 m über das rote Tal. Unterwegs müssen wir nochmals 10 Soles pro Person bezahlen…
Dafür ist die Aussicht wirklich sehenswert. Hier ist es auch deutlich leerer. Nicht alle sind so an die Höhe akklimatisiert, dass sie zusätzlich noch zum Valle Rojo laufen. Einige kämpfen sogar mit Übelkeit… |
gute Sicht auf den Ausangate... |
Als wir zurück auf dem Vinicunca sind, ist es tatsächlich deutlich leerer. Die Massen bewegen sich zurück zum Parkplatz.
|
Und jetzt kommt die Sonne richtig raus und gibt sogar auf den naheliegenden Ausangate mit seinen Gletschern und 6.384 m den Blick frei.
|
Der Dicke auf 4.800 m... |
Auf dem Weg zum Dicken lernen wir Rieneke und Thijs kennen, die bereits das zweite Mal um die Welt fahren und die wir in Cusco wieder treffen. Mehr über die Beiden und ihre Reise unter: www.secondtimearoundtheworld.wordpress.com
|
Der Dicke springt auch auf 4.800 m an! Das war unsere Sorge! Er spuckt zwar dunklen Rauch, aber schnurrt dann wie immer und bringt uns sicher wieder ins Tal.
|
Ein Fest? |
Am Talausgang fahren wir zufällig an schick gekleideten Leuten vorbei. Ein Fest?
Bei der ersten Gruppe können wir nicht halten. Bei der zweiten Gruppe fragen wir, ob wir fotografieren dürfen... Erst dann sehen wir die beiden (siehe unteres Bild) |
Der Himmel fällt erst in Form von Wassermassen und Hagelkörnern runter, als wir wieder raus aus dem Tal und auf der asphaltierten Hauptstraße sind.
Glück gehabt… Was ist nun besser? Rainbow-Mountain oder 12-Farben-Berge? Wegen der wirklich dramatischen Unterschiede bei Erschließung und Besucherzahl kann Thomas nur sagen: Zusammen sind sie der Gipfel! |