Samaipata, Samaitrapa und eine der wahrscheinlich schönsten Straßen der Welt…
Samaipata ist ein netter kleiner Ort mit einem viel gelobten Campingplatz und den steuern wir von Santa Cruz aus an. Hier ist es schön, das Klima angenehm, es gibt (soll geben) schnelles WLAN. Ebenfalls sehr gelobt: die Bar „La Boheme“ und gegenüber die Burger vom „La Cocina“.
Das testen wir gleich. |
Zu Fuß gehts in den Ort und pünktlich zur Happy Hour sind wir im „La Boheme“. Da das La Boheme selbst keine Küche hat, holen sie das Essen gegenüber im „La Cocina“. Guter Deal, denn das La Cocina selbst hat nur wenige Tische und Stühle. Der Gin Tonic schmeckt, die Burger sind Weltklasse und die bedienenden Jungs und Mädels meist selbst junge Traveller.
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Hier läßt es sich schon aushalten, trotzdem sind wir ziemlich früh zu Hause. Das liegt an unserem Rhythmus.
Da es fast an jedem Stellplatz einen mehr oder weniger lauten Bio-Wecker in Form von Vögeln, Fröschen, Hunden oder Grillen gibt, sind wir meistens deutlich vor 6.00 Uhr wach. Gegen 6.00 Uhr wird es hell und ab und zu stehen wir dann auch auf. Zwischen 18.00 und 19.00 Uhr wird es schon wieder dunkel und manchmal schlafen wir nach dem Abendessen auf unserem „Sofa“ ein. Oder - gehen der Einfachheit halber lieber gleich ins Bett. |
Es beginnt ein schon bekanntes Ritual: „wir fahren morgen…“ Und da es uns hier jeden Tag besser gefällt, funktioniert das fast eine ganze Woche.
Erst gibt es viel zu organisieren, der Transport der Ersatzteile nach Bolivien scheint schwierig und teuer. Uns bleibt nicht viel anderes übrig, als die notwendigen Ersatzteile von Iglhaut trotzdem nach La Paz schicken zu lassen. Über den ADAC, der kostet zwar extra, wir haben aber die Hoffnung, daß wir das Paket dann schneller und günstiger aus dem Zoll raus bekommen. |
Gutes WLAN ist sehr selten in Bolivien. Das nutzen wir zum Organisieren, ausgiebigem Telefonieren mit der Familie und dem Hochladen von Berichten und Fotos auf die Homepage. Zwischendurch gucken wir nach dem Huhn, das im leer stehenden Wohnmobil neben uns ein Nest gebaut hat und brütet. Eines Mittags rennt es plötzlich aufgeregt und laut schimpfend mit einem Ei im Schnabel durch die Gegend. Ein Ei ist kaputt, es stinkt und viele Fliegen sitzen im Dotter. Kurze Zeit später brütet die Henne aber die weiteren beiden Eier weiter. Erst überlegen wir zu warten, bis der Nachwuchs kommt. Aber bei einer Brutzeit von 21 Tagen….
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Abends gehts zur Happy Hour und den Burgern, außer an den Ruhetagen.
Ja, es läßt sich aushalten, in Samaipata. Der Markt ist gleich ums Eck und wir nutzen die „Almuerzo“ Kultur. |
In Bolivien kann man nämlich an fast jeder Ecke günstig und gut Mittag essen.
Natürlich gehen wir auch noch ins Museum, wo Exponate der Ruinen von El Fuerte ausgestellt werden und in den Zoo. |
Eigentlich ist das gar kein Zoo, sondern ein Tierheim. Das „Refugio“ versucht, illegal privat gehalteneTiere soweit möglich wieder auszuwildern, was aber oft nicht klappt. Um das Futter und den Platz zu finanzieren, wird Eintritt verlangt.
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Für uns ein Spaziergang und ein großer Spaß. Man kommt nah an die Tiere dran und lange Zeit sind wir die einzigen Besucher. Viele Affen, ein Wildschwein und ein dreibeiniger Nasenbär sind frei unterwegs. Die zwei Berg- oder Wildkatzen, wahrscheinlich Ozelote - haben wir beide bisher nur im Fernsehen gesehen.
Fast hätte die Falle zugeschnappt. Unter Travellern wird dieser Ort auch Samai-TRAPA genannt, die Samai-Falle, da viele, vor allem Rucksackreisende, hier hängen bleiben.
Einige leben zwischenzeitlich hier und haben ein kleines Gewerbe. Manche verkaufen selbst gebackenes Brot oder selbst gemachten Schmuck, andere betreiben ein Café, eine Kneipe oder einen Shop. |
Aber nach fünf Nächten schaffen wir es dann doch, den Dicken auf den Weg nach Cochabamba zu bringen. Ein bisschen Angst oder Respekt haben wir vor der Strecke. Viele warnen davor. Auf der Strecke ist eine Riesenbaustelle von ca. 150 km Länge auf über 3.000 m Höhe. Zum Teil durch den Nebelwald. Gefährlich?! Ohne Umleitung. Einfach mitten durch die Baustelle. Eigentlich kein Problem, aber mit mehrfach gebrochenen Querblattfedern und einer Regenvorhersage?
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Die Straße hält, was sie verspricht. Eigentlich noch viel mehr. Wir sehen viele Kakteen, bekommen grandiose Ausblicke und kommen fast ohne Nebel durch den Nebelwald. Soll heißen: wir hatten fast immer gute Sicht. Selbst einer der Bauarbeiter sagt:. „Gutes Wetter, heute“
Der Dicke schlägt sich hervorragend. Dank Mittelsperre und vor allem dank Untersetzung kommen wir ziemlich entspannt durch die Baustelle, obwohl der Weg zum Teil gerade frisch aufgepflügt wird.
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Chris sitzt zwar oft ziemlich verkrampft auf dem Beifahrersitz, aber Thomas und der Dicke meistern die Sache langsam aber sehr gut. So kämpfen wir uns durch die „Sierra Siberia“, südlich der „Cordillera Oriental“.
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Belohnt werden wir mit einem Schlafplatz auf über 3.000 m Höhe und einer atemberaubenden Aussicht.
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Dumm nur, dass es bei der Abfahrt am nächsten Morgen wieder einen heftigen Schlag tut. Nun sind die Federn komplett durch, da braucht keiner mehr unter den Dicken sehen.
Und wir haben immer noch ca. 90 km Piste und ca. 150 km asphaltierte Straße vor uns bis zum nächsten größeren Ort Cochabamba. Aber was dann tun? Die Federn sind ein Individualbau der Fa. Iglhaut, also in Bolivien nicht zu bekommen. Die Teile für den Umbau auf Original-Mercedes Federn werden nach La Paz geschickt, das sind nochmals ca. 350 km, wieder mit Baustellen. Sollen wir die Federn noch mal schweißen lassen? Wo doch jeder sagt, dass sie dann nach kurzer Zeit wieder brechen. |
Oder sollen wir einfach - trotz z.T. schlechter Straße - bis La Paz durchfahren, auf den Umbausatz von Iglhaut warten, um dann eine Standard-Feder von Mercedes einbauen zu lassen? Woher bekommen wir die dann, wo uns der Mercedes Händler aus La Paz per email gerade mitgeteilt hat, dass die in Bolivien gar nicht importiert werden?
Fragen über Fragen… der Dicke gibt immer häufiger heftige Geräusche von sich. Unsere Rettung: Eveline, eine Österreicherin, die im Ort Sipe Sipe, in der Nähe von Cochabamba mit Mann und Kind lebt und die wir bisher nur übers Internet kennen, hatte uns angeboten, dass ihr Mann mit uns zu Werkstätten fährt und hilft. |
Erst hatten wir das Angebot wegen der bestellten Teile abgelehnt, je länger wir aber unterwegs sind um so mehr wird klar:
in Cochabamba muss etwas passieren. Notfalls müssen die Federn nochmal geschweißt werden, in der Hoffnung, dass sie wenigstens bis La Paz halten. Eveline und Carlos haben sich in Sipe Sipe ihr kleines Reich aufgebaut. Erst wollten sie das große Grundstück nur für ihre Tochter Antonia und vielleicht einen Hund und einer Katze. In der Zwischenzeit leben Hühner, Enten, Truthähne, fünf Nandus, vier Lamas, ein Alpaca, vier Pfauen, zwölf Hunde, vier Katzen und acht Schweine hier. Ein richtiger Bauernhof und es ist immer ganz schön was los. |
Die letzten 200 Meter dorthin müssen Carlos und Thomas für den Dicken erst mal frei schneiden. Für diesen Weg ist der Dicke einfach zu breit und zu hoch. Carlos klettert sogar auf einen Baum, um einen Ast abzusägen, der den Weg versperrt.
Aber irgendwann parken wir dann auf einer ebenen Fläche. |
Und müssen falsch rum schlafen, denn obwohl der Dicke eben steht, hängt er vorne 15 cm tiefer als sonst. Eben ungefedert.
Von Eveline und Carlos werden wir zu einem ortstypischen Essen eingeladen. Sie stellt uns ihre Tiere fast einzeln vor und wir lernen, mit einer hellen Lampe (Handy genügt) ein Ei auf den Brutverlauf zu prüfen. |
Spannend. Und ein frisch geschlüpftes Putenbaby oder die kleinen Enten in den Händen zu halten, ist schon ein Erlebnis.
Ein fehlgeprägtes Lama versucht mehrfach, Thomas zu bespringen. Schmusen ist ja ok, aber das muss wirklich nicht sein. |
Carlos hilft uns bei der Federn-Reparatur. Was wir da erlebt haben, lest ihr HIER...
Am Sonntag ist in ganz Bolivien „autofrei“. Nicht einmal Taxen oder Busse dürfen fahren. Tolle Sache: die Menschen zieht es - in ihren besten Sonntagsklamotten - auf die Straße. |
Eisverkäufer machen super Umsätze und Restaurants und „Biergärten“ sind brechend voll.
Wir wollen wandern - zu den Inka Racay - brechen aber auf halber Strecke ab. |
Bei diesen Temperaturen zur Mittagszeit fast senkrecht auf einen steilen Berg zu steigen, ist doch ganz schön anstrengend, zumal Sipe Sipe auf ca. 2.500 m liegt.
Vor allem aber wartet eine Einladung zu einem Mittagessen bei Eveline und Carlos. |
Von Cochabamba selbst haben wir leider nur wenig gesehen - nur bei der Durchfahrt nach Sipe Sipe. Schade, aber mit kaputten Federn stand uns überhaupt nicht der Kopf nach Sightseeing. Hier ein paar Bilder von der Durchfahrt.
Zum Abschied schenkt uns Eveline noch Enten- und Puteneier.
Unser Vergleichstest als Spiegelei zum Frühstück ergab einen klaren Sieger: |
Enteneier sind so groß wie Hühnereier, haben aber ein deutlich größeres Eigelb. Dadurch schmecken sie cremiger. Puteneier sind riesig, schmecken aber wie große Hühnereier.
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Danke, liebe Eveline, lieber Carlos, für die interessante und spannende Zeit mit euch und die Hilfe bei einer für Europäer unglaublichen Reparatur. Die neuen Federn halten sicher bis Alaska…
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