Kenting Nationalpark:
Aus dem Taroko Nationalpark geht es weiter in den Kenting Nationalpark an der Südspitze Taiwans. Alle, denen wir im Land erzählen, wo wir hin wollen, sind ganz begeistert und scheinen uns zu beneiden. Da soll es sehr, sehr schön sein- uns erinnert das an die Schwärmerei der Iraner vom Kaspischen Meer. Damals waren wir ziemlich enttäuscht.
Und so hält sich unsere Begeisterung in Kenting so sehr in Grenzen, dass wir erst mal gar nicht aus dem Bus aussteigen. Da muss doch noch was kommen?! Wir passieren einen ganz netten Strand, den überragen aber zwei eiförmige Betonhauben. Die werden doch hier kein Atomkraftwerk in den Nationalpark und vor den lebhaftesten Strand gestellt haben? Doch. Der eigentliche Ort drängt mit seinem Strassendorfcharakter (alles drängt sich um die Durchfahrtstrasse) auch nicht wirklich als Urlaubsziel auf. Wir warten und passieren 2 oder 3 Resorts, Charme der 70er und 80er Jahre, scheinen gleichwohl teuer. An der nächsten netten Bucht ohne Atommeiler steigen wir aus. Der Wind bläst uns fast weg. Der Himmel hat sich zugezogen, war es eben nicht noch 10 Grad wärmer? Nun mal sehen, da wir nichts vorgebucht haben (ein Glück!), sind wir völlig flexibel. Und es scheint auch überall was frei zu sein. Menschen sind kaum auf der Strasse, am Strand ist nichts los. Gleichwohl rufen die Besitzer der Hotels und Appartements heftige Kurse auf. Die erste Hütte möchte 3500 am Tag, das sind gut 100 €. Soviel möchten wir für ein simples Doppelzimmer eigentlich nicht ausgeben. Nach einigen weiteren Anfragen denken wir, es ist besser, zu den Surfern (erste Bucht am Weg) zurückzufahren, Atomkraftwerk hin oder her. Also zur Bushaltestelle. Sofort hält ein Taxi. Er bietet uns an, dahin zu fahren, wo wir vor 2 Stunden mit dem Bus los sind. Da hilft es wenig, dass er damit wirbt, zum Buspreis zu fahren. Ob er uns denn 2 Haltestellen weiter bringen kann...South Beach? Er möchte 400... das kann eigentlich nicht sein, das hatten wir doch für die lange Busfahrt bezahlt. Zum ersten Mal stören unsere fehlenden Chinesisch-Kenntnisse. Wir werden den Taxifahrer auch gar nicht wieder los. Die Wolken werden dunkler, regnets gleich? Irgendwann haut er ab, ein Bus kommt, wir ersuchen zu erklären, wo wir hin wollen, der Fahrer versteht uns nicht. Wir sagen irgendetwas, bezahlen 50, Thomas setzt sich vorne auf die Treppe, wir sehen ja, wo wir raus wollen. Wir kommen zurecht, zwischendurch übersetzt noch eine nette Thailänderin. Alles fein, neue Unterkunftssuche. Jetzt teilen wir uns auf, frei hat hier jeder was, alles eine Frage des Preises. Christin findet ein Zimmer für 1800, Thomas für 1500, sogar mit Frühstück. Vielleicht etwas Discount möglich?? 1200. Das sehen wir uns an. Und es ist ganz toll, Meerblick etwas um die Ecke, aber Platz und sauber und schönes Doppelbett. Nach den ganzen Dorms: hier bleiben wir, bei Yoyo, welche gut Englisch spricht. Ihre erste Restaurantempfehlung testen wir ad hoc, es ist schon fast 8 Uhr abends. Und wir sind begeistert, das Bossa Nova in Kenting, South Beach, können wir empfehlen, auch wegen der tollen Musik. Der Besitzer zeigt uns nach dem Essen noch eine Flasche Club-Mate, was das denn wohl sein? Wir versuchen uns an der Erklärung, er will das wohl dem Vertreter nicht abkaufen. Er holt geheimnisvoll eine deutsche Spezialität und zeigt uns stolz wie Bolle zwei Dosen Oettinger Bier. Wow. Hmmm, wir weisen auf den nicht überragenden Ruf in Deutschland hin, outen uns selbst aber als Oettinger-Trinker. Jedenfalls lustig, über deutsche Getränke-Exporte in Taiwan zu diskutieren. Am nächsten Tag verschlafen wir (nein, nicht wegen Oettinger Bier...) und mieten erst Mittags einen Roller. Das größere Modell muss es schon sein und dann ab in den Wind. Wind? Sturm aus Nordost!! Auf dem Mopped bläst es uns fast um. Wir ändern die geplante Route und fahren gen Westen, das müsste geschützter sein. Und wir sehen Busse, Busse und nochmal Busse. Alles Festlands-Chinesen, die seit 2008 nach Taiwan dürfen und hier mit kindlicher Begeisterung alles, sich gegenseitig, Wasser, Sand, Steine, jede Pflanze und am liebsten sich selbst knipsen. Jede und jeder hat ein Handy oder Tablet, manche filmen jeden Schritt, den er sie es gehen. Es ist einfach der Wahnsinn...und es gibt eigentlich nix zu sehen. Wir weiter, nächster Halt gaaanz vieler Busse ist augenscheinlich der Kühlwasserauslauf des AKW. Viele nette Chinesen knipsen sich, wie der Wind ihr Haar zerzaust, wie sie vor dem Meer stehen, vor den Felsen, vor dem Kühlwasser, AKW im Hintergrund. Auch wir werden gerne abgelichtet. Nichts wie weg. Die Landschaft ist, nun ja, strunzlangweilig. Das Meer ist kaum zu sehen, Vegetation wechselt zwischen Büschen und Sträuchern, 2 Sorten, Abenteuer pur. Der Wind kühlt gewaltig, ob wir irgendwo nach einer Suppe fragen? Wir schauen in ein Restaurant, da scheinen ausschliesslich exotischste Geschmäcker bedient werden zu sollen, fettigste Stücke vom Schwein in der Auslage, Ohren, Schwarte, Innereien, nein, so ausgehungert sind wir noch nicht. Es geht weiter zur "brennenden Erde", einem mit Sternchen gekennzeichneten Highlight auf unserer Karte. Bilder haben wir da nicht gemacht, es flackerte ein Flämmchen, besonders apart die zahlreichen Schilder "Grillen verboten". Erdgas tritt hier aus und kann entzündet werden....nun ja. Tag 2 im Nationalpark Kenting endet fast mit einem Restaurant, das heute nichts Warmes verkauft, der Koch hat seinen freien Tag. Ein anderes Resto ist so voll, dass wir auch reinwollen. Das mässige Essen wird überdröhnt von der kaputten Abluftanlage. Thomas platzt fast der Kopf, ein schöner Tag neigt sich seinem Ende zu. So kann das also auch sein, wenn wir auf gut Glück unterwegs sind. |
Neuer Tag, neues Glück? Wir geniessen das leckere Frühstück bei Yoyo, lassen uns Empfehlungen geben, sie erzählt was von Affen und wir brummen los. Der Wind bläst nur noch etwas stark, wir in den "Erholungswald" und tatsächlich: Wir waren gestern einfach falsch.
Der zweite Tag zeigt uns, was für Naturwunder der Park bereit hält. Wir sind begeistert, sehen Erdgeschichte pur, Formationen wie nie zuvor und Vielfalt auf kleinem Raum. Hat sich gelohnt- was meint ihr? |