Fo Guang Shuan Monastery:
Und schon müssen wir das Atomkraftwerk in Kenting wieder verlassen, wir wollen mehr sehen von diesem Land, es gibt eine Anregung des taiwanesischen Fremdenverkehrsamtes zum Besuch eines Klosters. DES größten buddhistischen Klosters in Taiwan. Nach unseren Erfahrungen in Indien, u.a. auf der Kumbh Mela, sind wir neugierig und schauen mal, was geht.
Bus nach Kaohsiung , da soll der Bus direkt zum Kloster losgehen. Ne, is nich. Warum? Wir haben gebummelt, der nächste Bus geht aber um 16.20 h, steht auf dem Plan. Wir warten die 1 ½ Stunden gerne, da können wir glatt noch was essen gehen. Und jetzt die Hilfsbereitschaft der Taiwanesen: Der Bus kommt nach 17.00h erst im Kloster an, das Kloster schliesst aber um 5. Da wir mit Rucksäcken da sind, erkennen die Buskartenverkäufer messerscharf: Wir wollen da übernachten und dafür müssen wir rein kommen. Man schreibt uns einen Zettel, gibt uns einen Fahrplan in die Hand und zeigt Richtung Bahnhof. Und nun? Nettes junges Mädel erklärt es uns Dummbratzen auf Englisch: Mit Zug woanders hin, da fährt auch ein Bus zum Kloster, der braucht nur eine halbe Stunde und dann sind wir rechtzeitig da. Potzblitz... soviel Service ist verblüffend und wir danken begeistert. Und zockeln los. Auch hier im Bahnhof wieder sehr einfach: Es gibt immer Tickets, die sind immer günstig und die Reservierung der Sitzplätze ist im Preis enthalten. Wir bezahlen 60 Cent für den Regionalzug, nehmen unsere komfortablen Plätze ein und zockeln los. Exakt 17 Minuten, wie vorausgesagt und auf dem Ticket gedruckt, bummeln wir durch die zweitgrößte Stadt Taiwans und steigen im modernen Fernbahnhof wieder aus. Fo Guang Shan (Chris staunt, dass Thomas sich das überhaupt merken kann) gesagt und schon werden wir an die Bushaltestelle geschickt. Der Plan, komplett auf chinesisch, zeigt diverse Zeiten. Eine nette Taiwanesin (davon gibt es hier unglaublich viele!!) erläutert: Diese Zeiten Montag-Freitag, jene am Wochenende. Unser Bus soll um 16.20h kommen. Tut er auch. Und noch besser: Im Bus freies WLan mit Internet. Alles für 50 Dollar, das sind 1,45 €. Wir sind fast die einzigen im Bus (das Kloster macht ja gleich zu..) Zuerst hält der flotte Bus am Buddha Memorial Center, eine Riesenanlage, mit Shopping Mall als Eintrittshalle, dafür alles kostenlos, nein, nicht die Sachen, der Eintritt. Nächster Stop Kloster, wir sehen schon den großen Buddha. Viele chinesische Schilder, Pläne, Wegweiser. Manches auf Englisch, wir zur „Reception“, das sollte passen. Wir irren dann viele Minuten hin und her, irgendwie scheint keiner was von einem Gästehaus zu wissen. Auf Tripadvisor haben wir (im Bus zum Kloster) gelesen, dass es einen österreichischen netten Mönch geben soll, der gerne hilft. Auch lasen wir, es gebe Betten für 300 Dollar ( 8,50 €). Die Dame am Schalter schreibt 2000 auf einen Zettel, ich schreibe 2 x 300 drunter. Alle lächeln. Und dann sind wir gar nicht überrascht, als uns eine der netten jungen Damen in dem Restaurant den Telefonhörer hinhält und österreichische Töne aus demselben dringen: „Was möchten Sie?....Und da kommen Sie einfach mal so hier vorbei? Ohne jede Reservierung und Ankündigung? Und jetzt sollen wir Sie unterbringen?“ Äh ja, wär schön. So sind die Deutschen, sagt der Ösi. Und wir könnten, allerdings in einem gemeinsamen Bett, für 1200 schlafen. Privat, also nicht wie bei 300 im nach Geschlecht getrennten Schlafsaal. Das finden wir doch ok, vielleicht sieht man sich ja mal. Nach Bezug des netten Zimmers mit großem Doppelbett bummeln wir über das Klostergelände- beindruckend, was der Gründer hier geschaffen hat. Kurz zur Geschichte: 1949 flüchteten viele gläubige Chinesen während der Kulturrevolution aus China- Festland nach Taiwan. Einer der Flüchtlinge war ein buddhistischer Mönch,1967 gründete dieser ehrenwerte Meister Hsing Yun auf einigen vielen gekauften Hektar Land das Kloster, gleichzeitig betreibt der Orden eine der größten Wohlfahrtsorganisationen des Landes, er entwickelt und fördert den humanistischen Buddhismus, eine moderne buddhistische Philosophie, die in Taiwan zur Zeit sehr populär ist. Bis auf einen gewissen Personenkult, den jedenfalls wir empfanden, lässt sich nix Kritisches über den Laden finden, geschäftstüchtig und erfolgreich sind die Mönche, das steht fest. Und abends ist kaum noch jemand im Kloster, wir klettern den Hügel hoch zur Main Hall (große Halle). Dort werden wir gleich eingewiesen, bekommen Texte in arabischen Buchstaben, gleich ist Lichterstunde. Einige Mönche, noch mehr sehr gläubige chinesische Touristen laufen ein, sammeln sich in Reih und Glied. 2 Trommlerinnen übernehmen das Kommando und dann wird gesungen. Chinesische Verse chanten, das hat ganz viel Spirituelles. Eine junge Nonne versucht verzweifelt, uns immer wieder im Text zu zeigen, wo alle anderen sind. Wir schaffen es einfach nicht. Irgendwann summen wir nur noch, alle anderen schaffen Stimmung genug, jeder hebt sein (LED-) Lämpchen ab und zu zur Stirn, das schaffen wir natürlich auch. Nette Veranstaltung, am nächsten Morgen soll das laut Reiseführer noch viel toller sein. Wir fragen nach Bestätigung: Morgen früh 06.00h? No, no, 05.30h!! Auch gut, früh ins Bett. Wir also in stockdunkler Nacht wieder hoch, noch viel mehr Mönche als am Abend vorher. Wir werden sogar eingereiht, statt hinten auf der Bank in der wirklich großen Halle zu sitzen. Bis jemand fragt: Könnt ihr das auch singen? Nö. Na gut, hinten auf die Bank! Trotzdem schön und stimmungsvoll, die chinesischen Pilgergäste singen alle auswendig mit. Danach alle im Gänsemarsch - in Zweierreihe - zum Frühstück. Dort Morgengebet, wir verfransen uns wieder, dürfen aber trotzdem mitessen. Zum ersten Mal haben wir das Gefühl von militärischem Drill. Die Schüsselchen müssen ganz genau in einer Reihe stehen, die Stühle ebenso. Vor uns wird ein Junge sehr streng angesehen, weil er wohl einen Teil des für uns völlig undefinierbaren Essens nicht mag. Wir nehmen was kommt, Thomas rechter Nachbar schmatzt wie Weltmeister, die ganze Zeremonie wirkt ein wenig wie Wettessen. Ach so, er schiebt die Tellerchen nach vorne: Bedeutet, Nachschlag bitte! Wir versuchen, nicht aufzufallen, was schon optisch derbe misslingt. Wir ragen einfach ziemlich aus der Masse raus. Es war aber ein toller Tag, wir besichtigen später noch alles gründlich. Die Memorial Geschichte ist eher nicht so prickelnd- bunt, kitschig, bombastisch, sehr auf Effekte ausgelegt. Und immer wieder Lob dem ehrenwerten Meister. Man hat wohl schon eine Wiedervereinigung mit den Festlandsbuddhisten eingetütet, nicht unumstritten in Taiwan. Wir sagen tschüß, war wieder eine interessante religiöse Erfahrung. Danke für die Gastfreundschft und die günstigen vegetarischen Buffets. Wer mal auf Taiwan ist, das alles sollte man/frau gesehen haben. Übrigens sahen wir mehr Nonnen als Mönche im Kloster. |
Tainan, die frühere Hauptstadt...
Und auf nach Tainan, früher Hauptstadt des Landes. Die Bahn wieder sensationell zuverlässig und günstig. Danach noch kostenloser Shuttlebus in die City. Dort schon wieder ein Österreicher, er studiert 1 Semester in Taiwan. Er beschreibt uns den Weg zu unserem ausgesuchten Hostel. Da der ziemlich weit ist, läuft Thomas vor und bekommt einen Roller geliehen, damit er Chris und das Gepäck holen kann- klasse oder? Unsere Empfehlung daher in Tainan: City Hut1828.
Die recherchieren für uns, telefonieren mit dem nächsten Ziel, wie in einem deutlich teureren Hotel. Gerne wieder. Vielleicht liegt das alles aber auch an der daoistischen Göttin Mazu (oder Matsu), die lernen wir in einem der Tempel in Tainan kennen. Jemand schenkt uns eine Karte, auf der verschiedene Götter des Daoismus /Konfuzianismus abgebildet sind. Mazu soll unseren Schlaf und überhaupt alles beschützen. In anderen Tempeln werden Götter um günstige Prüfungsergebnisse gebeten. Einfache Zukunftsfragen werden mit geworfenen Holzstücken beantwortet. Die Taiwanesen (wohl wie die Chinesen) mögen den Rat und die Hilfe verschiedenster Götter schon sehr. Hauptsache sie verlassen sich nicht nur auf ihren Glauben und Holzstücke.... Jedenfalls schöne bunte Tempel hat man allen Göttern und Glaubensrichtungen gebaut, die katholischen Gotteshäuser (4 % Christen im Land) sind da schon auffällig schmuckarm. Reste des von den Niederländern im 17. Jahrhundert gebauten Forts Provintia sehen wir noch, die nannten die Insel übrigens „schöne Insel“ >Formosa. Dieser Einschätzung schliessen wir uns doch einfach mal an. |
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