wieder ans Meer... |
Auf dem Campo Imperatore: Es regnet. Kalt ist es auch! Der Wind bläst kräftig und die Sicht ist schlecht. Hier wollen wir nicht bleiben. Wir wollen Sommer, wir wollen Wasser, wir wollen Meer, wir wollen weiterfahren.
Es geht zunächst in Richtung Castell del Monte (selbiges gibt es später noch mal), die Strecke ist genauso schön wie beschrieben von unserem Führer und tatsächlich: Schon beim ersten Stopp scheint wieder die Sonne. Fast wie am Fallschirm verlieren wir Höhe und sind nach knapp einer Stunde bei Pescara an der Adria. Mitten im Ort ist eine wichtige Ausfallstraße gesperrt, da keine Umleitung ausgeschildert ist, fahren wir mehr oder weniger frei Schnauze. Das geht richtig in die Hose, wir haben aber auch kein anständiges Kartenmaterial dabei. Ein Navigationssystem hilft überhaupt nicht, wenn man es nicht richtig bedienen kann. Wir können beiden Geräten nicht beibringen, dass nur eine bestimmte Straße gesperrt ist. |
Also fahren wir fast 40 km Umweg und verplempern eine Stunde Zeit. Die Landschaft ist trotzdem schön.
Haben wir eigentlich schon mal erklärt, warum wir mit zwei Navigationsgeräten unterwegs sind? Jedenfalls haben wir auf dieser Fahrt gemerkt, dass das ganz schön nützlich ist. Mal schlägt das eine einen unnötigen Umweg vor, mal will das andere eine winzige Straße befahren. Wir haben uns mehrfach gefreut, doppelt abgesichert zu sein. Es geht weiter auf der SS 16, der Adriatica, nach Südosten. Ab und zu ist das Meer in Sicht, meist liegt eine Bahnlinie zwischen uns und der See. Im Womoführer wird ein günstiger Stellplatz empfohlen, wir brauchen Wasser und Entsorgung, also nix wie hin. An der Zufahrt leuchtet ein Schild „max. 2,40 m Höhe“- da brauchen wir nicht drüber nachdenken. Der Tunnel unter der Bahnlinie ist definitiv nix für uns. Weiterfahren…. |
Camperleben... |
Im nächsten Ort lauter Verbotsschilder für Camper, na klasse. Aber: Wir haben das letzte Ziel noch nicht im Navi gelöscht und nun schlägt die Technik einen anderen Weg vor. Hinten rum durch die Brust am Tunnel vorbei…und da ist der Stellplatz schon. Kostet zwar statt 7 gleich 12 Euro, aber das bringt uns nicht um und dunkel wird es auch gleich. Mal schauen, ob wir Züge hören.
Ruhig geschlafen, fein gefrühstückt, gute Entscheidung gewesen. Da! Schreie am Strand. Ertrinkt da wer? Unser Nachbar, der nette Italiener, vielleicht auch schon Deutscher, mit einem WoMo aus Augsburg hier? Der Thomas nach unserem Auto ausfragte und jetzt im Wasser zu sehen ist. Seine Frau rennt los, sie schimpft wie ein Rohrspatz. Jeden Tag sowas, hören wir. Ja was denn nun? |
Er hat sein Gebiss verloren, direkt in den Brandungswellen. Sie ist nicht optimistisch, "eins zu einer Million" sagt sie. Beide suchen auch Stunden später noch, laufen immer in der Brandung und den vielen Kieselsteinen auf und ab.
Wir machen uns fertig, füllen Wasser auf, lassen Abwasser in den Gulli und winken zum Abschied. Endlich nach Apulien, Gargano, der Sporn, Süditalien, Mezzogiorno! Ein letzter Stopp lässt uns den Bauch (des Autos) füllen und den Kühlschrank. Dann aber nach Osten, in DIE Ferienregion der Italiener und vieler Deutscher. Strände, Buchten, Felsengrotten, Bergwald…alles soll es hier geben. |
Lago di Lesina: |
Wir passieren den Lago di Lesina, eine Lagune (Mückengefahr??) und sehen linker Hand Pinienwald, dahinter soll das Meer sein, rechts Campingplätze….ohne Ende! Alle leer.
Zu. Nichts los. Trostlos. Ob die Betreiber wirklich in 2 Monaten Hochsaison so viel verdienen, dass sie den Rest des Jahres zu lassen können? Ob sie ein Zieleinkommen haben und dieses Ende August schon erreicht ist? Jedenfalls tote Hose. |
Unser Vorteil: Ein im WoMo Führer beschriebener Stellplatz an einer Strandbar ist leer, die Bar ist zu, wir sind ganz alleine und das macht uns bekanntlich keine Angst, sondern Freude. Noch dräuen Wolken, aber in Richtung Nordwest, da wo das Meer ist und wo das Wetter herkommt: Blauer Himmel. Morgen soll es schöner werden. Da halten wir es eine Nacht aus.
Morgens eine Outdoor-Duscheinheit. Christin geht ins Meer, Thomas hat schon geduscht….er bewacht den Dicken. |
Rodi Garganico: |
Dann los in die touristischen Zentren des Gargano: Rodi Garganico. Sieht von unten nett aus, Parkplatz schwierig, Strassen eng, lassen wir aus. Peschici. Das Navi zeigt verwinkelte Wege, unser Buch warnt vor der Innenstadt. Wir stellen den Dicken ausserhalb ab. Ob wir heute mal lecker essen gehen? Zu Fuss in das Städtchen. Der Weg hat sich gelohnt, wo kommen nur all diese Touristen her? Und was wollen die hier sehen?
Es ist die Altstadt- sehr auf Urlauber eingestellt aber gleichwohl richtig nett. Wir bummeln und geniessen bunte Bilder, kleine Autos, viele Familien mit Kindern. Das richtig schöne Leben in Süditalien halt. |
Und ein feines Restaurant steuern wir auch an….aber das dauert: Vor 19.30 h gibt es hier nichts. Süditalien halt. Da denken wir hungrig drüber nach. Meist frühstücken wir spät, essen mittags nix und dann ist 19.30h echt spät.
Aber da war doch eine nette Bar mit Happy Hour und Kleinigkeiten auf den Tischen? Am Ortsanfang finden wir dort ein nettes Tischchen, der Kellner sagt: Ihr könnt alles haben in der Happy Hour, ein Aperol Spritz und ein Weisswein wären jetzt gut. Und dazu bringt er Pizzastücke, Oliven, Käse, Salami, 3 Teller mit Kleinigkeiten. Wenn wir da mal nicht beim Preis erschrecken. Tun wir nicht, nur Hunger haben wir nicht mehr genug für ein Restaurant. |
Peschici: |
Also noch schnell bei der Nr.1 aller Lokale in Peschici vorbei: Eine Eisbar wie aus den 50er Jahren konserviert. Ganz leckere Sorten, wir essen auf Empfehlung und bekommen einen Bonus oben drauf. Nett hier! Und jetzt schnell zum Dicken, nicht, dass da jemand zu neugierig wird….
|
Anschauenswert in der Umgebung sind alte Fischfang-Einrichtungen, Trabucci. Wohl von Phoeniziern eingeführt, hängen an langen Holzstangen Netze im Wasser. Sieht der Ausguck einen Fischschwarm: Hoch die Netze, gefangen!
|
Vieste... |
Es folgt eine Nacht mehr oder weniger am Strassenrand, etwas ab von der Hauptstrasse hin zu einer der zahllosen Agritouristischen Farmen. Es scheint, jeder Bauer bietet auch Betten an. Jedenfalls kann man diese Gegend sicher auch mit einem PKW ohne Reservierung bereisen, zumindest im September. Danach fällt unser Blick gleich Morgens auf einen netten Campingplatz in der vorletzten Bucht vor Vieste. Hier gibt es eine Waschmaschine und Wlan, beides nutzen wir gern. Mehr zu erzählen gibt es eigentlich nicht.
|
Auf den Klippen vor Vieste bietet sich danach ein ganz feines Plätzchen an, wie gemacht für den Dicken und mit weniger Bodenfreiheit schlecht zu erreichen. Ruhig, tolle Sicht auf Ort und Meer, ein Restaurant in der nahen Bucht. Und als Zugabe, wie fast überall im Süden Italiens: Müll, Müll und noch etwas Müll. Es ist, da sind wir ziemlich sicher, Abfall der einheimischen Urlauber und der Ortsansässigen. Es gibt wohl zuviel schöne Landschaft, als dass sie geschont werden muss. Wir verstehen es nicht. Schade….
|
allein auf dem Wasser... |
Morgens geht es mit den Rädern in den Ort Vieste, das Zentrum des Tourismus im Gargano. Boot fahren soll hier toll sein, da die wunderschöne Küste von der Seeseite aus einen Höhepunkt nach dem anderen zeigt. Das Boot morgens um 09.00h schaffen wir nicht, das um 14.00h fährt gar nicht, halt Nebensaison.
Junge Männer bieten Motorboote an, eine Art Schlauchboot mit festem Boden für 60 €. Pro Stunde? Nö, 5 1/2 Stunden. Das klingt sehr verlockend. Ein anderer will für so ein Boot 130 €, für 3 1/2 Stunden. Ist da was faul? Wir sagen mal bei dem Günstigeren zu und… na ja, Sprit ist extra. Pauschal? Ne, bitte nachher volltanken. Hmmmm. Was solls, wir gönnen uns mal etwas Luxus. Das Boot hat 46 PS, einen Schein brauchen wir angeblich nicht. Minimale Einweisung und…viel Spass! Ach ja: Bei den roten Bällen nicht reinfahren. Mehr sagt man uns nicht. Kaum raus aus dem Hafen merken wir: Kein guter Tag, der Wind kommt vom offenen Meer, direkt von vorn, er ist nicht ganz schwach und er hat eine Welle aufgebaut. Es geht auf und ab, das Ding wackelt wie Lämmerschwanz, Chris mag das gar |
nicht, erst recht nicht, als Thomas versucht, das Boot ins Gleiten zu bringen…also Gas gibt.
Alles wird gut, als Chris Steuer und Tempo übernimmt. Wir erleben einen wunderschönen Tag. Und da wir gar keine Badesachen mithaben, müssen wir in einer einsamen Bucht (fast?) ganz nackig schwimmen. Wir fahren in Höhlen, durch Tunnel, durch Felsbögen, es ist einfach kaum zu beschreiben. Eine der sicher spektakulärsten Küsten des Mittelmeeres. Und wir dürfen überall hin. Ganz alleine, ohne Führerschein. Das war aufregend! Und der Sprit? Hat sogar bis zurück gereicht. Und die Tankstelle? War zu. Glaubte der Vermieter nicht. Fuhr nochmal hin. Sagt ihm der Tankwart :(Thomas spricht zwar nicht wirklich italienisch, aber das hat er sehr genau verstanden) Ey, das habe ich doch dem mit dem komischen Bart da eben schon gesagt: ZU!! Letztlich schätzen Vermieter und Tankwart, dass wir wohl für 30 Euro Sprit verfahren haben, bei 1,70 pro Liter wollen wir da mal nicht meckern. Der Tag war es uns wert. Wie seht ihr das? Schreibt uns doch mal... |