Abschied von Cusco... |
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zur Laguna Humantay... |
Wir wollen eigentlich nun zum Meer, Nazca und Ica und so stehen auf dem Programm.
Aber die Laguna Humantay in der Nähe soll auch einen Besuch wert sein und eine kleine Wanderung würde uns auch gut tun. Dummerweise wird die Zufahrtsstraße gerade neu gemacht. Die Straße ist also erst ab 17.30 Uhr wieder befahrbar, vorher gesperrt. |
Wir stellen uns in der Schlange hinten an und warten. Es wird einiges später, bis wir hoch fahren dürfen.
Erst durch die Baustelle, dann durch einen verwinkelten winzigen Ort, dann wird es auch schon dunkel. Die Wege sind so schmal, die Aussichten scheinen spektakulär. Wir suchen uns ein Plätzchen für die Nacht. Nicht optimal, aber ruhig. |
Am Morgen wachen wir vom Regen auf. Na super! War wohl nichts mit Wanderung und Aussicht.
Nach dem Frühstück heizen die Ausflugsbusse von Cusco an uns vorbei, der Himmel klart etwas auf. Dann mal los. Die guten Wanderstiefel werden nach der langen Zeit wieder geschnürt. Aber nach wenigen Minuten auf der Strecke, kann Thomas nicht mehr. Er brütet schon eine Weile eine Krankheit aus, hustet viel, ist nicht richtig gesund aber auch nicht richtig krank. Nun macht ihm die Höhe sehr zu schaffen. |
Kurzerhand besteigt er eines der angebotenen Pferde und reitet nach oben. Chris läuft. Recht steil geht es den Berg hinauf. Nur zur Info: der Parkplatz ist auf ca. 3.750 m, die Lagune auf ca. 4.200 m Höhe.
Die Belohnung für das Hoch -Schnaufen ist ein WOW. Der türkis leuchtende Gletschersee ist schon eine Wucht. Warum wir nicht einmal einen Finger reinstrecken um zu gucken, wie kalt es ist… Keine Ahnung. Andächtig bewundern wir die Spiegelungen im See. |
Von hier hat man eigentlich eine gute Sicht auf die umliegenden 6-Tausender, den Salcantay (6.271 m), den Humantay und den Tukarway (5.928 m). Aber heute hüllen sie sich alle in Wolken.
Manchmal sieht man in kurzen Momenten, wie sich die Wolkendecke öffnet und die hohen, schneebedeckten Berge werden sichtbar. Unfassbar: wir sitzen auf 4.200 m und es geht noch einmal 2 Kilometer in die Höhe. Ein Foto von dieser Situation bekommen wir leider nicht hin. Der Abstieg ist einfacher, aber Thomas ist immer noch platt. Auch am Dicken erholt er sich nicht. Es gibt nur eine Lösung: runter. Geht nicht immer in den Anden, aber hier. |
Also fahren wir die gesamte Strecke wieder runter ins Tal. Bei der Abfahrt lassen sich die gletscher- und schneebedeckten Berge dann doch sehen… Was für eine Show!
Natürlich ist es dunkel, als wir endlich wieder im Tal sind. Ein Stellplatz für die Nacht ist nicht in Sicht. Lust auf Kochen haben wir auch nicht. Aber weder ein Restaurant noch ein Stellplatz in Sicht. Nur der Vollmond. Wir fahren am Apurimac entlang, dem Quellfluss des Amazonas. Eigentlich wollen wir die spektakulären Ausblicke und Landschaften genießen, aber es ist dunkel. |
krank in Curahuasi... |
Müde und hungrig fahren wir weiter bis Curahuasi. In diesem kleinen Ort soll es einen Campingplatz geben. Auch diese Zufahrt ist unangenehm. Der Dicke wackelt von einem Schlagloch ins nächste. Auf der ersten ebenen Fläche stellt Thomas den Dicken ab. Feierabend. Wir können und wir wollen nicht mehr.
Chris kocht, Thomas fühlt sich nur noch krank und müde. Was, wenn die Anwohner uns jetzt wegschicken? Chris will den Dicken auf diesen Straßen hier nicht fahren. Trotzdem quält sie der Gedanke: was tun, wenn es Thomas heute Nacht schlechter geht? Kaum sind wir satt, hören wir vor dem Dicken die Stimme einer Frau: „Hallo, wollen Sie mit uns ein Glas Wein trinken?“ Verwirrt gucken wir uns an… Chris öffnet das Fenster und erklärt die Situation. Die Frau sagt: „Soll ich mir Ihren Mann mal ansehen? Ich bin Ärztin.“ |
So wird Thomas untersucht. Vor dem Dicken auf der Straße. Wegen Covid. Vielen, vielen Dank, unbekannte, super freundliche und hilfsbereite Ärztin!
Die Ärztin empfiehlt uns, am nahe gelegenen Krankenhaus zu übernachten. Für den Fall, dass es Thomas schlechter geht. Danke für den Tipp, das machen wir so. Übers Internet erfahren wir später, dass es sich bei diesem Krankenhaus um das Diospi Suyana Zentrum handelt, das von einem deutschen Ärztepaar gegründet wurde. Finanziert aus Spenden und mit vielen deutschen Ärzten. Wir schlafen ruhig und entspannt in dieser Nacht. Thomas geht es am nächsten Tag deutlich besser. So gut, dass wir zum Aussichtspunkt „San Christobal“ wandern. Wieder geht es 450 Höhenmeter steil den Berg hoch, aber alles insgesamt 1.000 m tiefer. |
Aussicht zum Apurimac... |
Die Aussicht vom „San Christobal“ kann man kaum fotografisch festhalten und nur schwer beschreiben. Es geht fast senkrecht 1.000 m tief ins Apurimac Tal hinunter.
Das Tal ist so schmal und steil, dass wir keinen einzigen Weg sehen, der durch das Tal gebaut wurde. Unten sieht man den braunen, wilden Apurimac Fluss. Am Grat weht ein kräftiger Wind. So stark, dass das Geländer am Aussichtspunkt vibriert. |
Unten sieht man den braunen, wilden Apurimac Fluss. Am Grat weht ein kräftiger Wind. So stark, dass das Geländer am Aussichtspunkt vibriert.
Kondorland! Belohnung für den Aufstieg ist eine Übersicht über eine fantastische Landschaft, das nette Örtchen Curahuasi und den Canyon des Apurimac. |
Reifenplatzer in Abancay... |
Nach einer weiteren Nacht in Curahuasi fährt nun Chris. Es wird Zeit, dass sie wieder Fahrpraxis mit dem Dicken bekommt. Es klappt auch ganz gut, für den Anfang. Unser Plan: im nächst größeren Ort Abancay die Spur einstellen lassen. Es kommt anders, wie irgendwie immer…
Mitten in der Großstadt ruft Chris: „Der bremst wie mit ABS. Da stimmt was nicht!“ Wir halten sofort an. Thomas stellt fest, dass der Reifen hinten links geplatzt und total hin ist. Kein Weiterfahren mehr. Jetzt Reifen wechseln - HIER! Während um uns große, kleine Autos, Motorräder, LKW und Busse kurven, hupen und die Fahrer irgendwas rufen, versucht ein kleiner Polizist verzweifelt, den Verkehr zu regeln. Thomas versucht erfolglos, die Radmuttern zu lösen. Chris versucht, irgend jemand zu finden, der uns irgendwie helfen kann. Wir sind- wer kann das nachvollziehen?- in Panik. Thomas fühlt sich ausgedörrt und muss- vor Arbeitsbeginn - ganz viel trinken. Wo ist das Werkzeug? Verstreut im Auto…. Wir haben - ganz deutsch - unsere bunten Warnwesten übergezogen. |
Ein junger Mann spricht ein paar Worte englisch. Ein anderer erzählt was und rennt weg. Anscheinend will er Hilfe holen. Ein dritter Mann mit Mechaniker T-Shirt versucht Thomas zu helfen. Keine Chance, die Muttern sitzen fest. Thomas montiert die Stützen der Absetzkabine- ohne die auszufahren, passt nach einem Reifenplatzer gar kein Wagenheber unter die Hinterachse.
Dann kommt der erste Helfer wieder mit einem kleinen, jungen, schmächtigen Mann. Der trägt das Notwendigste an Werkzeug mit sich - ein Radkreuz. Aber keinen Druckluftschrauber, den wir dringend brauchen würden. Keine Chance, aber die nutzen sie. Die beiden Jungs machen sich an die Arbeit. Keine Ahnung, wie sie das schaffen, aber nach häufigem Hin und Her und Vor und Zurück haben sie die ersten Muttern tatsächlich ab. Der hupende Verkehr drückt und quetscht sich oft haarscharf an ihnen und uns vorbei, auch die ganz schweren, langen Trucks. Der Polizist, der versucht hat, den Verkehr zu regeln, ist schon lange nicht mehr da… |
Irgendwann ist tatsächlich das Rad ab und unser Reserverad drauf. In der „Werkstatt“ des kleinen, jungen Manns wenige hundert Meter weiter wird der Reifen aufgepumpt und noch einmal festgeschraubt. „Werkstatt“ kann man das eigentlich nicht nennen. Vor einer Türe liegen fünf gebrauchte Reifen. Er scheint auf der Straße zu arbeiten. Mehr Platz gibt es nicht.
Was die beiden Helfer nicht wissen: das Reserverad haben wir für viel Geld in Argentinien gekauft. Unsere Reifengröße gibt es selten in Südamerika. Wenn, dann meist nur von chinesischen Herstellern. In Argentinien gab es gar keine, deshalb kauften wir ein Rad, das etwas schmaler ist, als unsere sind. Unter dem Motto: Besser ein zu schmales Reserverad, als gar keines. |
Was wir erst später erfahren haben: es ist auch im Durchmesser etwas kleiner. Deshalb ist und bleibt es unser Reserverad. Jetzt aber wollen wir auf die alte Felge unsere bereits gebrauchte und seit 4 Jahren umhergefahrene Reserve-Decke aufziehen lassen, die die richtige Größe hat.
Unser Erst-Helfer sitzt vorne mit im Auto, erklärt uns permanent etwas, was wir nicht verstehen. Wir sollen zu Grifo. Wir haben das Gefühl, dass er am Liebsten bis Nacza mitfahren möchte. Ist nicht so. Irgendwann bittet er Thomas anzuhalten und steigt aus. Wir brauchen aber immer noch einen Reifenladen, der uns helfen kann. Nur nebenbei: es ist Samstag später Nachmittag. Die meisten Werkstätten sind geschlossen. |
Es kommt der Moment, wo wir anhalten um uns zu beraten. Zurück in die große Stadt oder weiter? Das Internet hilft überhaupt nicht. Chris fragt die Leute um uns herum und wird weiter geschickt. Zu Grifo.
Und tatsächlich: nach weiteren Kilometern kommt eine Tankstelle mit einer Reifenwerkstatt für LKW. Erleichterung macht sich breit. Genau die haben wir gesucht. Gelernt haben wir: Das peruanische Wort für Tankstelle: Grifo! |
Der Chef spricht nicht viel. Sieht sich die Arbeit an, deutet uns an, zu warten. Eine halbe Stunde später ist alles gemacht. Wir haben die Zeit genutzt und im kleinen Restaurant etwas gegessen. War nicht lecker, machte aber satt.
Wir brauchen jetzt nicht mehr viel. Verschwitzt, verstaubt und müde fahren wir zum nächsten Ioverlander-Platz. Eine ebene Fläche direkt am Fluss. Auch direkt an der Straße, aber die hört man nicht. Unser Feierabendbier haben wir jetzt mehr als verdient. |