einmal von ganz unten nach ganz oben... |
Chris steht im warmen Wasser und kann es immer noch nicht fassen. Ok, sie braucht immer ziemlich lang, um irgendwo anzukommen.
Thomas ist da ganz anders. Er steigt aus und ist da. Aber jetzt steht sie wirklich im badewasserwarmen Karibikwasser und in ihrem Kopf schwirrt es: Wir haben es wirklich geschafft, einmal den ganzen südamerikanischen Kontinent der Länge nach zu durchfahren. Ja, auch ziemlich kreuz und quer… Wir haben wirklich viel gesehen von diesem faszinierenden Kontinent in den vergangenen Jahren.
Viele Gefühle und Erinnerungen kommen hoch… Was haben wir alles erlebt? Wen haben wir kennen gelernt? Welche Situationen haben wir gemeistert? Über 60.000 km nur auf diesem Kontinent… Es gab einige Zwangspausen, irgendwie immer eine Lösung, irgendwann ging es immer weiter… |
südlich von Coveñas... |
an der Playa Blanca... |
Und jetzt haben wir - zufällig wie so oft - einen Traumplatz für uns gefunden. Unter Palmen am Ende einer Straße direkt am Meer. Einige Restaurants fußläufig, der Ort selbst wenige Kilometer entfernt.
Thomas hat unsere Hängematte zwischen zwei Palmen gehängt, Tisch und Stühle stehen vor dem Dicken. Wir können unser Glück kaum fassen. Solche Stellplätze findet man sicher nicht viele auf der Welt. Die Wassertemperatur ist so, dass selbst Chris sich nicht einmal ein bisschen abkühlen muss, bevor sie ins Nasse springt. Thomas ist es sogar zu warm… |
Fast immer weht ein kühlender Wind und macht Tage und Nächte erträglich. Thomas hat den Dicken so geparkt, dass die Solarpaneele ausreichend Strom produzieren.
Was wollen wir mehr? Hier können wir einfach mal Urlaub machen vom Reisen. Und das tun wir jetzt. Liegen faul in der Hängematte, gucken aufs Meer oder Löcher in die Luft. Die einzige Bewegung besteht darin, hin und wieder im Wasser ein paar Meter zu schwimmen. Nicht das Wasser kühlt ab, nein, die Verdunstungskälte, wenn man wieder raus kommt. |
Nachbarn und Besucher... |
Nach kurzer Zeit sind wir bekannt in der Umgebung und eine kleine Sehenswürdigkeit im Ort.
Auch unsere direkten Nachbarn interessieren sich für uns. Wie sich herausstellt, eine große und reiche Familie aus Medellin. Die Oma, die 7 noch lebenden ihrer insg. 10 Kinderm sowie die Enkel und Urenkel - viele natürlich mit Partner. Insgesamt 43 Personen einer Familie treffen sich in der heiligen Woche. Cool. Am liebsten würden natürlich gerne alle in den Dicken gucken, aber… |
Schnell sind alle bisherigen Pläne geändert. Wollten wir doch die Semana Santa, die heilige Woche vor Ostern die Prozessionen in der Kolonialstadt Mompóx ansehen. Bei der Hitze in den Menschenmassen? Nöööö…. Wir bleiben hier. Erst eine Nacht, dann zwei…
Nach fünf Nächten verabschieden wir uns wieder: Ver- und Entsorgungsaufgaben stehen an. Außerdem bereitet sich auch dieser Ort auf Ostern und das hier berühmte Eselsfest vor. Da kommen viele Leute und wir müssen nicht dazwischen drin sein. |
Ein Schlammbad im Vulkan... |
Als alle Aufgaben erledigt sind, halten wir an einem kleinen Vulkan. Der ist gefüllt mit Schlamm und so ein Schlammbad soll gut für Haut und Körper sein.
Der Einstieg ist rutschig und damit gar nicht so einfach. Gott sei Dank sind am Rand einige Seile angebracht. Die ermöglichen einen einfacheren Ein- und Ausstieg. Wie schwer doch eine einfache Bewegung sein kann, wenn man dann endlich im Schlamm liegt. |
Fortbewegen ist ganz schön schwer im Schlamm. Am einfachsten ist einfach nix tun. Können wir, gut.
Und es macht sogar großen Spaß. Man muss nur aufpassen, dass man das Zeug nicht in die Augen oder in den Mund bekommt…. Dann ist der Spaß schnell wieder vorbei. Unter der Dusche helfen einige Frauen für ein Trinkgeld, die Pampe wieder abzuwaschen. |
Wasser... |
Als wir wieder im Dicken sitzen, brauchen wir nur noch Wasser. Eigentlich kein Problem in Südamerika. Aber hier an der Küste ist gerade Trockenzeit.
Erst Ende April soll es wieder anfangen zu regnen. So sieht auch die Landschaft aus. Die Kühe auf den Weiden suchen sich das letzte, trockene Freßbare. Viele Bäume haben ihr Laub abgeworfen wie im europäischen Winter. Oft haben wir bei herumliegenden Wasserschläuchen einfach gefragt, ob wir Wasser bekommen. War selten ein Problem. Hier liegen keine Wasserschläuche herum, auch Wasserhähne sehen wir keine. |
Bei der lokalen Feuerwehr will man uns gerne helfen, aber deren dicke Schläuche…
Wider Erwarten werden wir mal wieder an einer Tankstelle fündig. Ein Wasserhahn, ein Wasserschlauch und ein Security - Mann, der behauptet, dass es sich sogar um Trinkwasser handelt. Glück gehabt. In Corveñas soll man auch direkt am Meer stehen können.Tatsächlich stehen wir direkt an einer kleinen Straße, dafür haben wir jetzt unsere kleine Privatbucht. Vom gegenüber liegenden Hotel bekommen wir Strom, WLAN und können sogar duschen. |
Nachteile... |
Nachteil: Man muss mehrere hundert Meter ins Wasser laufen, bis einem das Wasser bis zum Bauchnabel steht, dafür ist die Wassertemperatur noch höher…
Noch heftigerer Nachteil: Die Sandfliegen hier fressen Chris fast auf. Nach wenigen Tagen hat sie am ganzen Körper juckende rote und nässende Pusteln. Irgendwann verbringen wir mehr Zeit im Dicken als draußen und flüchten nach ein paar Nächten notgedrungen ganz. |
Das nächste Ziel ist nicht weit. Es heißt „Rincon del mar“, und soll ein kleiner, ruhiger, trotzdem spannender Ort am Meer sein. Es gibt nur eine Straße hin, die muss man auch wieder zurück zur Hauptstraße fahren.
Also perfekt für den Ostersonntag. Aber schon auf der Hinfahrt kommen uns viele vollgestopfte Busse entgegen. Nun gut, Tagestouristen, die am Meer waren, so unser Gedanke. |
in Rincon del Mar: |
Bis wir in Rincon del Mar ankommen und plötzlich mitten im Getümmel stehen. Was auch immer für ein Fest hier gefeiert wird, es sind viele Menschen hier, sehr viele.
Zu dem von uns ausgesuchten Platz für den Dicken können wir nicht fahren. Hier ist alles abgesperrt, Überall sind viele Menschen auf der Straße, Essens- und Getränkestände. Wir parken den Dicken und stürzen uns auch ins Getümmel. Auf dem Marktplatz steht eine große Bühne: Hier gibt es Live-Musik, vor der Bühne posen 12 oder 15 Damen einer Misswahl. |
Die Stimmung ist gut und entspannt. Für uns interessant: Kolumbien ist hier schlagartig schwarz. Ja, wir haben gelesen, dass in Kolumbien so viele Indigene durch die Spanier oder durch deren mitgebrachte Krankheiten gestorben sind. Dass billige Arbeitskräfte durch Sklaven aus Afrika hergebracht wurden. Deren Nachfahren leben jetzt hier an der Karibikküste.
Auf diesem Fest fallen wir noch mehr auf als sonst. Hier gibt es zwar noch einige weiße Touristen und auch einige Indigene, aber eigentlich ist dies ein schwarzes Fest. |
Auf die Halbinsel Barú: |
Nach einem ausgiebigen Spaziergang über den Festplatz und durch den ganzen Ort steht für uns schnell fest: Selbst wenn wir heute noch auf den gewünschten Platz mit dem Dicken fahren können, dieses Fest wird nicht um 1.00 heute Nacht enden. Es endet dann, wenn niemand mehr laute Musik hören will - und das ist auch gut so. Also übernachten wir auf einer Nebenstraße außerhalb des Ortes und fahren am nächsten Morgen gleich weiter.
Und das, obwohl der Ort traumhaft am Meer liegt. Aber nach solch einem Ortsfest braucht es sicher ein paar Tage, bis wieder langweiliger Alltag eingekehrt ist. Zudem sah der Stellplatz für den Dicken auch nicht so einladend aus. |
Die Halbinsel Barú südlich von Cartagena ist unser nächstes Ziel.
Wir besuchen ein Vogel-Center, in dem Vögel des ganzen Landes besichtigt werden können. Die meisten werden - aus unserer Sicht - recht professionell in sehr großen Volieren oder sogar frei gehalten. Leider gibt es auch einige - traurige - Ausnahmen. In Ecuador und Kolumbien haben wir oft versucht, seltene Vögel zu entdecken. Hier bekommen wir einen guten Überblick über fast die gesamte einheimische Vogelwelt. Warum viele Worte? |