Fiestas Patrias... |
Am Sonntagmorgen herrscht in San Pedro emsiges Treiben. Tribünen werden aufgebaut, Straßen gesperrt. Viele Kinder laufen in ihren Schuluniformen herum, kleinere sind chic und fast schon karnevalsmäßig verkleidet. Es wird trompetet und getrommelt.
Die „Fiestas Patrias“ beginnen. Am 18. September ist Unabhängigkeitstag. Mit dem Tag des Heeres am 19.09. sind dies die - nach Weihnachten - wichtigsten Feiertage Chiles. Eine Woche lang wird im ganzen Land gefeiert. |
Schnell ist uns klar: Was auch immer hier heute passiert… wir sind dabei.
Irgendwann kommen Armee- Unimogs um die Ecke und Soldaten stellen sich auf. Während die offizielle Festivität mit Reden beginnt, wird weiter hinten noch geübt. Die Tänzerinnen wiederholen mehrfach die Generalprobe, die Jungs versuchen, in ihren Reiterstiefeln und Sporen normal zu gehen. Die Reiter halten cool ihre Pferde in Schach. |
Für uns interessant: San Pedro de Atacama gehört zu den wichtigsten touristischen Orten Chiles. Nur hier und heute gehören wir zu der Hand voll Ausländer, die an diesem Fest teilnehmen.
Leider verstehen wir die Reden nicht und militärische Aktionen sind auch nicht unser Ding. Aber nach gut zwei Stunden ist das Fest auch wieder vorbei. |
zum Paso Sico... |
Wir nutzen den schönen, klaren Tag und fahren auf den Paso Sico. Gut, dass wir noch an die Höhe gewöhnt sind, denn schnell geht es aufwärts.
Neben uns die Wüste, kurz dahinter die hohen und schneebedeckten 5- und 6-Tausender. Ein erloschener Vulkan neben dem nächsten. Chile halt. Leider ist die Zufahrt zu den beiden Lagunen Miscanti und Miñiques wegen des Schneefalls gesperrt. Schade. Egal, wir werden in dieser traumhaften |
Landschaft mit den vielen Vicuñas entschädigt.
Irgendwann überholen wir vier Fahrradfahrer. Eine französische Familie mit Fahrrädern auf Weltreise. Guckt mal unter www.eveilnomade.fr Zum x. mal auf dieser Reise überfahren wir den Wendekreis des Steinbocks. Es wird bei der Rückfahrt vom Paso de Sico das wahrscheinlich letzte mal sein. Ab jetzt geht die Fahrt weiter Richtung Norden. |
über die Panamericana... |
Doch erst mal geht es jetzt zum Pazifik. Die Strecke kennen wir schon. Erst an Calama und Chuquicamata vorbei, am größten Kupferabbau der Welt vorbei, den wir ja schon besichtigt haben.
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Jetzt beginnt man mit dem nächsten großen Loch. Denn Gold und Lithium gibt es hier auch.
Nach viel Wüste überquert man - recht unspektakulär - die Panamericana. |
Pelikane... Riesenvögel |
Irgendwann sehen wir am Horizont Nebel. Der kalte Pazifik naht. Zur Hafenstadt Tocopilla geht es ziemlich steil nach unten. Die Temperatur sinkt nun rapide, bis man im nebelig und kalten Tocopilla ist.
Dieses Örtchen hat nichts, das wissen wir noch von der letzten Tour hier. Interessanterweise sinkt auch mit der Höhe, der Temperatur und dem dichter werdenden Nebel unsere Stimmung. Tocopilla muss zu den trostlosesten Orten der Welt gehören. Kalt, fast immer Nebel und trotzdem wächst hier kein Grashalm. |
Schnell weiter, auf der Küstenstraße nach Norden.
Je weiter die hohen Berge von der Küste entfernt sind, um so mehr hat die Sonne eine Chance. Der kalte Pazifik mit seinen antarktischen Strömungen beeinflusst aber die Temperaturen. So kalt stellt man sich die Tropen eigentlich nicht vor. Dank IOverlander finden wir an einer verlassenen Siedlung einen schönen Stellplatz. Viele Vögel, vor allem die großen Pelikane faszinieren uns. Hier wurde wohl vor Jahrzehnten Salpeter verladen. |
Ceviche in Iquique... |
Weiter geht es an der Küste bis Iquique, der quirligen Stadt mit schönen Stränden, die durch ihre Zona Franca (zollfreie Zone) bekannt ist.
Wir freuen uns auf Ceviche, rohen Fisch in Zitronensaft und mit vielen Kräutern und Gewürzen, eine peruanische Spezialität. Aber viel ist hier nicht los an den Feiertagen. |
Wir machen eine kleine Stadtrundfahrt, parken neben einem großen, alten und imposanten Wohnmobil und marschieren an der Strandpromenade entlang.
Es scheinen nur ein paar Souvenirbuden geöffnet zu sein und ein einziges Restaurant. Hier gibt es - wenn auch relativ teuer - Ceviche. Drei verschiedene Fischsorten…. lecker zubereitet… Mmmmh… und sogar mit Meerblick. |
Salpeter in Humberstone... |
In Iquique endet die Küstenstraße. Es geht wieder steil den Berg hoch, die Wolken verschwinden, wir treffen wieder auf die Panamericana.
Hier gibt es den verlassenen Salpeter-Ort: „ Humberstone“, der 1872 als „La Palma“ gegründet wurde. Als Nitrate synthetisch hergestellt werden konnten, sank die Nachfrage nach Chile-Salpeter. Die „oficina“ wurde 1960 geschlossen, 3.000 Arbeiter verloren ihre Jobs und damit auch ihre Heimat. Humberstone wurde zu einer Geisterstadt, wie der Reiseführer es beschreibt. Zwischenzeitlich ist es UNESCO Weltkulturerbe und das, was noch nicht geplündert oder verrottet war, wird ausgestellt. |
Vom Kinderspielzeug bis zu einigen Möbeln und Geschirr, aber auch rostige Gebäude und Werkzeuge.
Trotz Weltkulturerbe wird leider wenig erklärt. Wir reimen uns die Theorie über die Salpetergewinnung irgendwie zusammen und bewundern, wie der Arbeitgeber diese Stadt für die Arbeiter attraktiv gemacht hat. So gab es zum Beispiel ein Schwimmbad mitten in der Wüste. Aber man kann sich auch vorstellen, welche Schicksale die Arbeiter und ihre Familien hier erlebt haben. Wenn Arbeitsstelle und Wohnort am selben Ort sind und die nächste Stadt viele Kilometer entfernt ist, dann muss für die Menschen eine Welt zusammen gebrochen sein, als der einzige Arbeitgeber am Ort schloss. |
El Gigante... |
Auf dem Weg nach Norden ist der kleine Umweg zum „El Gigante“ noch ein Muss.
Die weltweit größte Abbildung eines Menschen, ein Geoglyph mit 86 m Höhe. Erschaffen wurde der Riese etwa um 900 n. Chr.. |
noch mehr Geoglyphen... |
Wir halten noch am Geoglyphos de Tiilviche, einigen Vicuñas in einem großen Tal.
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tiefe Täler und Oasen... |
Dann ändert sich schlagartig die Landschaft. Wir fahren - auf der Panamericana - in ein riesiges und tiefes Tal. Durch die klare Luft und die fehlende Vegetation sind Entfernungen hier überhaupt nicht mehr schätzbar. Alles ist nur unbeschreiblich riesig.
Wir machen einige Fotos, die Dimensionen sind aber weder in Natura noch auf den Bildern zu überblicken. |
Interessanterweise gibt es in einigen tiefen Tälern etwas Wasser. Sogar Landwirtschaft.
Plötzlich sind wir in Eile. Es wird schon dunkel, und wir wollen den Dicken nicht am nächsten Morgen kalt wieder in die Höhe quälen. Gott sei Dank ist die Panamericana gut asphaltiert. |