über den Paso de Jama... |
Weiter geht es über den Paso de Jama. Über die Anden nach Chile. Die Strecke ist laut Karte asphaltiert, der Grenzübergang liegt auf 4.200 m Höhe. An die Höhe sind wir schon etwas gewöhnt und wir müssen ja nicht über 4.000 m schlafen. So die Theorie, als wir losfahren.
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Die Strasse ist wirklich asphaltiert und wir kommen gut voran. Im September 2017 sind wir, aus Bolivien kommend, schon mal auf dem chilenischen Teil dieser Strecke gelandet. Wir erwarten also nicht viel Neues. |
Honig an der Grenze... |
Überrascht sind wir dann doch, dass die Grenzformalitäten in einem Gebäude für beide Länder erfolgen. Wir hatten - mit dem chilenischen Teil - erst in San Pedro de Atacama gerechnet.
Viele „verbotene“ Lebensmittel haben wir nicht mehr dabei. Aber beim Check sind wir doch erleichtert, dass die Kontrolleurin nur unsere letzten Eier entdeckt, die wir dann in ihrem Beisein abkochen und nicht unseren edlen Lemgoer Honig. (Wir denken jeden Morgen an euch, Marianne und Wolfgang) Als wir das Grenzgebiet verlassen, gibt uns der letzte Prüfer das Wort „nevando“ mit auf den Weg. |
Schnee? Hier? Wir sind jetzt in der trockensten Wüste der Welt, der Atacama. Und hier soll es schneien?
Die dicke schwarze Wolkenwand, auf die wir zufahren, sieht allerdings gar nicht vertrauenserweckend aus. Dazu führt der Weg nach der Grenze (4.100 m) nicht nach unten, wie erwartet, sondern weiter in die Höhe. Es soll bis auf über 4.600 m hoch gehen, stellen wir jetzt fest. Da es langsam dunkel wird, suchen wir an der ersten Lagune einen Platz für die Nacht. Wir stehen traumhaft direkt am Wasser im Nirgendwo auf ca. 4.200 m. |
Schnee... |
Überraschenderweise schlafen wir ganz gut in dieser Nacht. Nur manchmal werden wir vom Schneetreiben und dem starken Wind geweckt.
Und so kramen wir morgens erst mal die dicken Klamotten raus und machen einen kleinen Spaziergang. Die umliegenden Fünf- und Sechstausender sind weiß. Die Luft ist trocken und klar, der Himmel wieder blau. |
Auch dem Dicken scheint es gut zu gehen, er springt ohne Probleme an. Und das, wo der Diesel hier normalerweise keinen Winterzusatz enthält.
Einige Kilometer weiter halten wir an einem Aussichtspunkt, frühstücken in aller Ruhe und schnüren noch einmal die Wanderschuhe. |
auf über 4.600 m... |
Langsam geht es weiter nach oben. Ohne die Höhenangabe am Handy und ohne unsere Kurzatmigkeit würden wir nicht glauben, dass wir so hoch sind.
Als Europäer erwartet man in dieser |
Höhe scharfe, spitze Berge, keine Ebenen und Hügel.
An einer Lagune auf über 4.600 m sehen wir sogar Flamingos. |
Rockfingers... |
Wir halten noch einmal in der Nähe eines Salzsees bei den sogenannten Rockfingers. Die weitere Fahrt zum Salar de Tara brechen wir ab.
Richtige Wege gibt es nicht, nur einzelne Fahrspuren und am Horizont türmen |
sich schon wieder dicke Wolken. Noch eine Nacht auf über 4.000 m brauchen wir wirklich nicht.
Ein paar schöne Fotos gelingen uns aber schon. |
Bergab... |
Kurz bevor die Straße nah an der bolivianischen Grenze entlangführt, kommen wir auf den wahrscheinlich höchsten Punkt dieser Strecke bei
4.800 m. Gleich danach erkennen wir das chilenisch-bolivianische Grenzgebäude, das vor zwei Jahren eröffnet, aber aus technischen Gründen (kein Wasser) wenige Tage später wieder geschlossen wurde. |
Es sieht immer noch neu aber verwaist aus. Die Straße zum netten Oasen- und Touristenort San Pedro de Atacama auf 2.430 m ist schön, allerdings nicht so spektakulär, wie wir sie in Erinnerung haben.
Der bildschöne Vulkankegel des Licanabur (5916 m) fasziniert aber noch immer. Langsam beginnt wieder das Leben. Blumen am Straßenrand… |
San Pedro de Atacama... |
San Pedro de Atacama ist unverändert der quirlige Backpacker-Ort, den wir aus 2017 in Erinnerung haben.
Wieder hängen überall chilenische Fahnen… diesmal wissen wir, warum. Mitte September ist Unabhängigkeitstag in Chile und - so lesen wir - der zweitwichtigste Feiertag nach Weihnachten. |
Überall sind Fahnen und Flaggen. Autos und Geschäfte sind in den Farben rot-blau-weiß geschmückt.
Wir parken den Dicken wieder am Busbahnhof. Hier steht man ruhig und kann das kostenlose WLAN der Regierung nutzen, das in fast allen Orten Chiles angeboten wird. |
Auf Facebook sehen wir Anke und Wolfgangs Fotos von der Lagunenroute in Bolivien.
https://ankeundwolfgang.wordpress.com Kurze Message: Wo seid ihr? kurze Antwort: in San Pedro. Sie parken 500 m von uns entfernt. Einen kurzen Spaziergang später drücken wir uns. Die Beiden waren die ersten Overlander, die wir Ende 2016 in Argentinien kennen gelernt haben. |
Das Wetter ist perfekt.
Wegen der trockenen, klaren Luft und der damit verbundenen Wahnsinns-Sicht auf die schneebedeckten Vulkane der Anden empfehlen uns Anke und Wolfgang einen Ausflug zu den Tatio - Geysiren. Obwohl sie schon dort waren, wollen sie die Rundtour mitfahren. Der Weg dahin hält, was die beiden versprechen. |
bei den El Tatio - Geysiren... |
Wir vier sind fast alleine unterwegs. Kurz vor den Geysiren trennen wir uns. Anke und Wolfgang wollen nicht in der Höhe schlafen und fahren weiter bzw. zurück nach San Pedro.
Wir stressen den Dicken über eine Ripio Strecke zu den Geysiren. Dort dürfen wir direkt am Eingang auf fast 4.300 m schlafen. Da wir heute nicht mehr mit dem Auto zu den Geysiren fahren |
dürfen, nutzen wir die Zeit für einen ersten Erkundungsgang im Licht der Nachmittagssonne.
Die beste Zeit für eine Besichtigung ist der Sonnenaufgang, dann kommen auch viele organisierte Ausflugstouren hierher. Aber jetzt sind wir hier ganz alleine… |
Kalt... |
Kalt wird es in dieser Nacht, deutlich unter dem Gefrierpunkt. Der Wecker klingelt um 5.30 Uhr, um 6.00 Uhr fahren wir unter der geöffneten Schranke auf das Gelände. Als erste! Es ist noch stockdunkel.
Der Dicke ist wieder problemlos angesprungen, was wegen der Höhe und Kälte nicht selbstverständlich ist. Aber mit der Motorstandheizung ist das auch diesmal kein Problem. Dank Vollmond und dem vielen Dampf herrscht jetzt eine ganz mystische Stimmung. |
Dies könnte die Kulisse für einige Fantasy - Filme sein. Nur die Kälte hält uns auf dem Boden der Tatsachen.
Als es hell ist, sind auch alle Ausflugsautos aus San Pedro hier. Man spricht englisch und französisch. Die Veranstalter bauen Tische vor den Autos auf und bieten heiße Getränke und etwas zu Essen an. Wir beneiden die jungen Leute nicht. Sie mussten mindestens ein oder zwei Stunden vor uns aufstehen und haben schon 90 km Ripio Strecke hinter sich. |
Tatio Geysire... |
...Luxus... |
Auch wir freuen uns jetzt auf einen heißen Kaffee und ein feines Frühstück. Aber nicht frierend vor dem Auto. Nein, drinnen im Warmen. Im Dicken ist es kuschelig, der Kaffee ist handgemahlen (Gruss nach Berlin!) und frisch aufgebrüht.
Bei warmem Brot, Spiegeleiern, Lemgoer Honig, Wurst und Käse können wir das ganze Spektakel noch einmal aus dem Dicken angucken. Als sich der Parkplatz leert, fahren auch wir zum Pool. Hier kann man im warmen Wasser baden und das lassen wir uns nicht zwei mal sagen. |
Lustig, hier stehen Menschen in dicken Jacken mit Pudelmütze und Handschuhen neben Leuten in Badesachen mit Flip-Flops.
Prompt sind wir die letzten, die das Gelände wieder verlassen. Hier oben dürfen wir sogar unseren Wassertank füllen. Und Wasser ist ein rares Gut in der trockensten Wüste der Welt und sehr schwer zu bekommen. Langsam geht es wieder zurück nach San Pedro. Unterwegs sehen wir viele Tiere, alle Fotos stammen aus über 4.000 m Höhe! |
Zurück in San Pedro auf nur noch 2.400 m treffen wir Anke und Wolfgang wieder und verbringen mit den beiden weitere schöne Stunden (auch) mit heißen, politischen Diskussionen.
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An euch beide, vor allem aber an Wolfgang:
Vielen Dank für deine Hilfe bei vielen technischen Fragen !! |