Am Ende des Palena Tals, in Raúl Marín Balmaceda gehts wieder auf die Fähre. Kennen wir ja schon von der Fahrt nach Süden.
Wegen eines Bergrutsches und Sperrung auf der Carretera bietet die chilenische Regierung die 7,5 -stündige Fährfahrt von und nach Chaitén kostenlos an. |
Unsere Fahrt in den Süden verlief ruhig und entspannt.
Elke und Bernd hatten aber von einer Fahrt mit starkem Wind und hohen Wellen, von Übelkeit, springenden Fahrzeugen, Angst und einer vierstündiger Verspätung berichtet, weil das Schiff irgendwann in einer schützenden Bucht auf bessere Verhältnisse warten musste. |
Deshalb sind wir mehr als erleichtert, als eine quasi nagelneue, deutlich größere Fähre als auf der Hinfahrt auf uns wartet.
Das Meer ist spiegelglatt und die Fahrt genießen wir einfach: wir duschen ausgiebig, backen Brot, lesen und tun all das, was man tun kann, wenn man seine eigenen, kuscheligen vier Wände an Bord nicht verlassen muss. |
In Chaitén fühlen wir uns jetzt fast wie zuhause. Wir wissen wo es freies WLAN, gute Supermärkte und Wasser gibt. Nur der Schlafplatz erweist sich diesmal als Flop, jedenfalls, wenn man patagonische Verhältnisse ohne Wind, also absolute Ruhe, gewohnt ist. Es ist doch etwas Verkehr hier…
Wir wollen nun einige Tage im Pumalin Park wandern, den gemäßigten Regenwald intensiv erleben, bevor es auf die beiden Fähren nach Hornopirén geht. |
Als wir die Überfahrt buchen wollen, schnappen uns Mitbucher den letzten freien Fährplatz für ein Fahrzeug für den Montag weg.
Die nächste Fähre geht erst am Mittwoch, wir werden den Pumalin Park also deutlich länger genießen können, als eigentlich gedacht. Jetzt wird uns auch die Insellage dieses kleinen, nicht sehr gemütlichen, aber praktischen Örtchens bewußt. |
Man kann zwar nach Norden und nach Süden einige Kilometer fahren, wirklich weg kommt man derzeit aber nur und ausschließlich mit einem Schiff.
Was, wenn nun - wie ja 2008 passiert - plötzlich wieder ein Vulkan ohne Vorwarnung ausbricht? Genug davon gibt es hier ohne Zweifel… Besser darüber jetzt nicht nachdenken. In Chaitén gibt es Gebäude, die noch aus der Zeit vor dem Vulkanausbruch stehen… |
Im Südteil des Parks wollen wir zum Gletscher „El Amarillo“ (der Gelbe) wandern. Sechs Stunden sind angesetzt, wir werden - wie immer - etwas länger brauchen.
Weil wir morgens nicht bei den Schnellsten sind, übernachten wir auf dem Parkplatz am Parkeingang, diesmal sehr ruhig. Die Wege im Park sind nicht auf unseren Dicken ausgelegt. Der Untergrund schon, Schotter halt. Aber die Zweige und Äste sind weder auf die Breite noch die Höhe unseres Dicken geschnitten. Deshalb muss Thomas oft aussteigen und mit unserer ausziehbaren Waschbürste die Äste hoch oder zur Seite drücken. |
Die Parkplätze sind dann auch nicht so dolle ausgeschildert, wie wir das an diesem Morgen vielleicht gebraucht hätten. Warum auch immer, irgendwann parken wir auf einem schönen Parkplatz mitten im Wald, frühstücken in aller Ruhe und stellen dann fest, dass hier der Wanderweg zum Mirador (Aussichtspunkt) auf den Gletscher beginnt.
|
Auf unserer Karte ist der Weg bis zum richtigen Parkplatz nur kurz. Na ja, laufen wir halt etwas weiter. Erst unterwegs merken wir, dass der Weg zwar kurz eingezeichnet ist, aber erst eine Stunde steil und zick-zack hoch zum Aussichtspunkt geht und dann wieder steil runter zum „richtigen“ Parkplatz. Hinzu kommt, dass es zwischenzeitlich regnet. Deshalb sehen wir am Aussichtspunkt außer Wolken gar nichts.
|
Egal, wir sind gut ausgestattet und haben wegen der Wettervorhersage alles was -TEX im Namen hat angezogen, wasserdicht natürlich.
Es soll bekanntlich ja kein schlechtes Wetter geben, nur unpassende Kleidung. Und so gehen wir halt einfach mal weiter in Richtung Gletscher. Der Weg ist einfach, es geht ein breites Flußtal entlang, fast schon langweilig. |
Wir kommen gut voran, bis, ja bis der Fluß so breit wird, dass nur noch ein schmaler Pfad durch den Wald führt.
Jetzt klettern wir über umgefallene Bäume, kriechen unter gestürzten Urwaldriesen durch, springen über nasse und rutschige Steine und steigen durch Matsch und durchweichte Erde. |
Einmal müssen wir auch den Fluss durchqueren. Aber wenn man mal die richtige Stelle gefunden hat… Nun ist es alles andere als langweilig. Aber unsere Funktionsklamotten halten durch… - und wir sind ja auch nicht aus Zucker…
Aber anstrengend ist das und wir brauchen durch die Kraxelei jetzt deutlich länger. Irgendwann gibt Chris auf. |
Wir brauchen noch mindestens zwei Stunde bis zum Gletscher und wieder zurück. Und dazu ja noch den ganzen Rückweg.
O.k., auf dem Plan haben wir einen Weg zum Dicken gefunden, ohne wieder zum Aussichtspunkt hochsteigen zu müssen… aber das sind auch nochmal zusätzlich fünf oder sechs Kilometer. |
Nach kurzer, heftiger Diskussion kehren wir um. Springen wieder über rutschige Steine, steigen über umgefallene Bäume, müssen durch den Fluss. Und es regnet immer weiter.
Und unsere TEX - Funktionsklamotten geben jetzt der Reihe nach auf. Alle. Ob alt, neu, billig oder teuerer. Zurück am Dicken sind wir fast komplett durchweicht. |
Jetzt schnell trockene Klamotten an und wieder zurück nach Chaitén. Thomas Schwester Claudia hat Geburtstag und ihr wollen wir wenigstens irgendwie noch kurz gratulieren und hier im Nationalpark gibt es kein Netz.
Am nächsten Tag setzen wir keinen Fuß vor den Dicken. Es regnet wieder fast den ganzen Tag. |
Und wir kämpfen damit, unsere Sachen einigermaßen trocken zu bekommen. Da hilft nur eines: Heizen, Lüften, Heizen, Lüften, Heizen, Lüften….. Erst am Abend ist die Luftfeuchtigkeit im Dicken endlich unter 80%…
Vom Wandern und diesem traumhaften Regenwald haben wir aber trotzdem noch nicht genug. Die Wettervorhersage ist besser und so schnüren wir die Wanderschuhe von neuem. |
Als wir am Mittwoch in Caleta Gonzalo auf die erste Fähre fahren, sind wir sie fast alle gelaufen, die Wanderungen des Pumalin Parks. Wirklich einfach ist keine von ihnen. Nur die drei Naturlehrpfade sind kurz, gut zu gehen und dazu noch ziemlich informativ.
Eines gilt für alle Wege: Dieser gemäßigte Regenwald, die Vulkane und Gletscher, die bis zu fünf Meter hohen Farne und vor allem natürlich die mehrere tausend Jahre alten Alerce Bäume, |
die riesigen Fuchsien, die vielen verschiedenen Blattformen und Grüntöne, die bemoosten Stege und Geländer - kurz dieser ganze Pumalin Park fasziniert uns noch immer. Toll, dass Douglas Tompkins es geschafft hat, diese Flächen zu erhalten.
Am Fährtag holt uns leider das schlechte Wetter wieder ein. Bei der Fahrt durch die Fjorde hatten wir auf spektakulären Aussichten gehofft. Ist aber nicht. Nebel. So machen wir es uns halt im Dicken wieder gemütlich. |