Unser Lieblingssee, der Lago General Carrera
Der Rio Baker kommt aus dem Lago General Carrera, entwässert also unseren Lieblingssee zum Pazifik hin.
Kein Wunder, dass auch der Fluss uns mit einer Farbe begeistert, die jeder mal in natura gesehen haben sollte. Zwischen grün und blau, türkis vielleicht. Jedenfalls sehr schön und im Sonnenschein allerschönst. Es kommen zwei Dinge hinzu, die uns die ganze Gegend besonders mögen lassen: |
Ein Mikroklima, also eine (Fön-)Lage, die durch die vorherrschenden Westwinde oft schönes Wetter schafft und Wind, der dazu Wolken besonderer Gestalt an den Himmel zaubert. Gleich der erste Übernachtungsplatz zurück am Lago bietet noch ein I-Tüpfelchen: Es gibt zahllose Flüsse, die den See füllen, fast alle schaffen kleine, windgeschützte Oasen, an denen sich prima schlafen und Lagerfeuer machen lässt. Nach der Trennung von Heike und Jürgen nun endlich mal wieder feuerteufeln ….schön! |
Die südliche Strecke am See entlang zählt sicher zu den schönsten Strecken Chiles, die Felsformationen und immer
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wechselnden Seeblicke „zwingen“ uns zu vielen Stopps, Fotos im Wind machen Spass. Die Brise mit Stärke sechs lässt
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den Gedanken aufkommen, fliegen zu wollen und so schweifen die Gedanken und füllen uns mit Glück.
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Nach einem kurzen Besuch bei zwei Deutschen, die wir als „Salz in der Suppe“ des Reisens schon erwähnt haben, geht es nach Chile Chico zur Fähre. Ganz um den See rum zurück (ca. 295 km) wollen wir wegen der miserablen Strassenqualität nämlich nicht, also stellen wir uns mal eine Stunde vor der empfohlenen Zeit am Hafen an.
Ei der Daus….ganz falsch. Anstellen müssen wir uns im Büro im Örtchen und da….. - ist die Fähre natürlich schon ausgebucht. Heute, Freitag, gibt es schon eine Warteliste mit vier Kandidaten. Ok, jetzt fünf, Versuch macht klug. Montag gibt es noch was. Nachdenken. |
Eine Stunde später kommen wir zurück und wollen sicherheitshalber für Montag buchen, ist aber nichts: Tickets erst wieder für Mittwoch. Na Klasse. Hoffen wir auf 16.30 Uhr, da sollen die stand-by Tickets für die Wartenden vergeben werden. Es wird 10 vor 5 und wieviele Nachrücker passen noch? Vier PKW und ein Wohnmobil, wir kommen als Allerletzte mit. Grosse Freude und eine lustige Seefahrt, 2 Stunden 20 Minuten über den Lago schippern, bei feinem Wetter. Klasse.
Auf der Nordseite des Lago in Puerto Ibanez können wir aktuelle Zeitungen laden, da nach Abfahrt der Fähre niemand sonst da ist, der das freie WLAN „ChileGob“ nutzen möchte. Das ist übrigens eine wirklich nette Geste des Staates Chile: |
Fast an jedem öffentlichen Ort bietet er ein öffentliches und ohne Registrierung zugängliches WLAN, also Internet-zugang mit passablen Geschwindig-keiten an.
Nach einen Abstecher zu dem Rio Ibanez Wasserfall inmitten bildschöner Gesteinsformationen und einem Treffen mit drei echten Gauchos geht es nach Norden auf den Cerro Castillo zu. Die Strecke ist geteert, hier etwas ganz besonderes. Die Ausblicke über mehrere Lagunas, also kleine Seen, motivieren uns doch zum ein oder anderen Stopp. Über uns kreisen Kondore. Das Wetter gibt alles, tschüss, Lago Carrera. Schnüff. Der Kreis, den wir um den grössten chilenischen See gefahren sind, schliesst sich. |
Nach einem letzten Blick auf das gigantische Panorama unterhalb des Castillo machen wir uns auf die letzten 100 km gen Coyhaique, die einzige grössere Stadt weit und breit.
Dort lockt ein richtig grosser Supermarkt, den wir nach drei Wochen schon etwas vermissen. Und wir brauchen eine Wäscherei: Thomas hat mal versehentlich das Dachfenster nicht fest geschlossen. Der von uns selbst aufgewirbelte Staub wehte ins Bett, patagonischer Wind von hinten war schuld. Natürlich nicht Thomas. |
Die uns schon bekannte Wäscherei hat aber am Samstag schon um 14.00 Uhr zu, wir kommen erst um sechs, also Warten bis Montag?
Schauen wir doch mal, was die Campingplätze des Ortes bieten. Einer soll `ne Maschine haben, hat aber ein Schild: „Geschlossen, alles voll“ an der Pforte. Zum nächsten kommen wir nicht hin, da uns die Zufahrt für den Dicken zu eng scheint. Aber, welch Freude, unsere Frage, ob wir auch ohne Gast zu sein, waschen dürfen, wird sehr freundlich und positiv beantwortet. |
Es folgt ein Grosswaschtag mit Hundemama und neun Welpen als Unterhaltungsprogramm, des weiteren schnelles Internet und sehr relaxte Atmosphäre.
Mal als Info: eine Maschine kostet 4000 ChP, das sind etwa 5,40 €, in der Wäscherei hätte es das dreifache gekostet, allerdings mit Trocknen, das gibt es hier für 2000 mehr…oder eben Wäscheleine an der frischen Luft. Thomas spart und freut sich an der im Wind trocknenden Bettwäsche während die zweite Maschine läuft. Chris lädt Berichte und Bilder hoch und gestaltet unsere Internetseite, die ihr gerade lest. Ein ergiebiger Tag! |
Carretera Austral nach Norden
Das Kaiserwetter bleibt uns treu, ein letzter Blick auf Coyhaique...
...und schon geht es auf der Carretera (wer fährt die schon zum dritten Mal?!) in die Berge nach Norden. Schneebedeckte Gipfel, Eisfelder, dichter grüner Südbuchenwald, der sich manchmal in klaren Seen spiegelt, Granitwände viele hundert Meter senkrecht, Fuchsien riesig und ausdauernd blühend, wir bewundern die Landschaft und sind nach jeder Kurve neu begeistert. Einen Übernachtungsplatz finden wir an einer Brücke, die wir nur fast hätten überqueren können- aber da müssen wir auch gar nicht drüber. |
Einen Abstecher nach Puerto Cisnes gönnen wir uns noch, entlang des Rio Cisnes geht es in ein wunderschönes Örtchen am Pazifik und wir kaufen auch was: Leckeren Lachs zum Vorzugspreis, lebt ja hier im Wasser. Das ist eine nette Info am Rande aus einem unserer Reisebücher: Lachse gibt es in Chile danach erst seit 100 Jahren. Eingeführt zur Zucht in Netzen wird praktisch ausschliesslich exportiert.
Allerdings sind immer wieder welche ausgebüxt/entkommen. Die haben sich wohl auch vermehrt und so gibt es jetzt eine „eingeschleppte“ Art mehr. Letztlich gibt es also für uns Touristen „Wildlachs“, ist uns auch recht. Zumal ein Kilo hier soviel kostet wie zu Hause 100 Gramm im Feinkostgeschäft. |
Miserable Strasse, es gibt wohl Pläne, hier alles zu teeren, wir sind hin- und hergerissen.
Einerseits gilt die Carretera noch als Abenteuer. Zumindest für etliche Fahrradfahrer, die uns immer wieder begegnen, stimmt das sicher auch. Der Charme der Ripio (Schutt-) Piste ginge verloren, wenn sie ausgebaut würde. Chile Mejor, das uns auf vielen Schildern versprochen wird, will, dass alles besser wird. |
Schlaglöcher und Wellblech verleiden einem das Fahren schon hin und wieder, über Warnschilder mit 50 als „empfohlener“ Geschwindigkeit schmunzeln wir nur, wir schaffen da mit Mühe 20 km/h.
Einige, die hier leben, haben echte Angst vor den Ausbauplänen, auch vor den gross angekündigten neuen Nationalparks (die Parks Patagonia, Pumalin und einige mehr werden just jetzt dazu aufgewertet und von der Tomkins-Stiftung dem Staat geschenkt). Es kommt, wie es kommt. Jedenfalls fahren wir faktisch die künftig viel beworbene „Ruta de los parques“ ab. |
Den Pass haben wir bei Sonne geschafft, nachts beginnt Landregen, wenig, aber andauernd. Das hat auch einen Vorteil: Es staubt nicht mehr so. Der Morgen bringt dann gleich eine Überraschung: Ein Bimobil kommt uns entgegen. Drin sitzen Andrea (mit der Chris schon seit Oktober Kontakt hat) und ihr Mann Uwe. Wir machen einen halben Erzähltag draus und führen Uwe in den Genuss von Mate ein. Erst sitzen wir bei den beiden, dann bei uns. Schöne Gespräche und dann kommt`s raus: Uwe hat fast gleichzeitig mit Thomas in Bielefeld Jura studiert und bei einem Beiden noch sehr präsenten Prof promoviert. Sachen gibt`s.
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Irgendwann trennen wir uns nach Austausch der Kontaktdaten und dem Versprechen, uns in Deutschland wieder zu treffen. Gute Weiterfahrt!
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Details über die Reise der Beiden unter:
www.overlanddriver.com |
Für uns geht es zur Baustelle mit Fähre, Ausbau der Carretera, Bagger, achtet auf dem einen Bild auf die kleinen Leute!
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Ein kurzer Stopp im 1934 von Sudetendeutschen gegründeten Örtchen Puyuhuapi, weiter am wunderschön spiegelnden, fast schwarz
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scheinenden, Lago Risopatrón entlang. In La Junta dann der umleitung folgend in das wunderschöne Palena Tal. Da müssen wir einfach ein paar Bilder von
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den nach Regen nun frisch glänzenden Pflanzen am Wegesrand zeigen. Wir sind hin und weg.
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