Während der Fährfahrt von Chiloé nach Chaitén erfahren wir von zwei Deutschen, dass der heftige Bergrutsch südlich von Chaitén war. Bisher waren wir davon ausgegangen, dass dieser im nördlichen Teil des Pumalin Parks ist. Die Carretera Austral ist deshalb seit einiger Zeit gesperrt.
Das heißt, dass wir nicht, wie geplant in Richtung Süden fahren können, sondern noch einmal über sieben Stunden auf eine Fähre müssen. Das einzig Positive daran: die kostet nichts. Wir können einen Platz aber erst für Freitag buchen. Das hat den Vorteil, dass wir ein paar Tage im südlichen Teil des Pumalin Parks bleiben. |
Schnell ist die Wanderung zum Vulkan Chaitén geplant. Nur gut drei Stunden… und einfach, so steht in der Beschreibung. Dass es nur mehr oder weniger steil auf den Berg geht, steht nirgends. Dafür geht es durch den wunder-schönen kalten Regenwald, an den riesigen Blättern des Rhabarbers (Nalca) und den vielen unterschiedlichen Farn-Arten und Riesenfuchsien vorbei nach oben. Gut 600 Höhenmeter auf 2,5 Kilometer Strecke. Auf dem Weg sieht man die Gesteine, die bei der Explosion des Vulkans Chaitén am 2. Mai 2008 heraus geschleudert wurden und die Gerippe der großen Bäume, die die Explosion sichtbar nicht überlebt haben. |
ein KLICK auf die Fotos und sie werden groß...
Und ganz oben sieht man dann zwei noch immer dampfende Kraterdome, die Reste einer Schlammlawine und zwei Seen. Auch die Aussicht ins Tal ist ganz schön beeindruckend. Und schon dürfen wir die vielen, oft ganz schön hohen Stufen wieder runter ins Tal klettern. Das lässt die Knie und Oberschenkel juchzen! Unten angekommen, gibt es zur Belohnung erst mal ein kaltes Bier.
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Schlafen wollen wir am Strand von Santa Barbara, nur wenige Kilometer entfernt. Und hier ist es so schön, dass Thomas sich kurzerhand für die Abkürzung über den Sand entscheidet.
Dass der Sand hier sehr tief ist, hätten wir wissen können, wenn wir die Bemerkungen auf ioverlander gelesen hätten. |
Haben wir aber nicht und auch keine Luft abgelassen.
Zwei Stunden später, nach harter Arbeit, viel Unterstützung von Fremden, viel Luft ablassen und der Zugkraft von Heike und Jürgens Ducky steht der Dicke endlich wieder auf festem Untergrund. |
Am letzten Tag wird eingekauft, Diesel und Wasser getankt und noch kurz aber wunderschön im Park Pumalin auf dem Sendero "Ranita de Darwin" gewandert. Ranita heißt übersetzt übrigens: kleiner Frosch...
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Heidrun und Berthold verabschieden wir an der Fähre… sie fahren über Nacht, wir haben erst am folgenden Morgen einen Platz bekommen.
Wir parken die Autos gleich neben der Zufahrt zur Fähre… so können wir morgens im Schlafanzug drauf fahren und dann gleich weiter schlafen. Die sieben Stunden vergehen wie im Fluge bevor wir in Puerto Raúl Marín Balmaceda wieder an Land fahren. Der Spaziergang im Sand zwischen Ginsterbüschen ist nur recht kurz, denn Mücken und große Pferdebremsen haben uns zum Fressen gern. |
Der schmale Weg durch das Tal des Rio Palena zur Carretera Austral gehört zu den schönsten, die der Dicke je gesehen hat… rechts und links davon wachsen nicht nur riesige Rhabarber, Farne und Fuchsien, auch hohe, von Farnen und Moosen bewachsene Felswände und Bäume, meist Südbuchen säumen unseren Weg.
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Es geht über schmale Brücken und dunkelgrüne Flüsse, und noch einmal müssen wir auf eine kleine Fähre.
Die ist ziemlich klein, wir müssen rückwärts drauf. Das wird eng, zwischen Ducky und dem Dicken sind nur noch zwei Zentimeter Platz. |
Am Abend wird - direkt am großen Fluß Palena - Lagerfeuer entfacht und gegrillt.
Eine herrlich ruhige Nacht. Frei campen der allerfeinsten Sorte. |
Als wir bei La Junta wieder auf die Carretera Austral fahren, kennen wir uns ein bisschen aus. Diesen Teil der Strecke sind wir vor einem Jahr schon gefahren - bei Nebel und Regen. Jetzt ist wolkenlos und warm und vom patagonischen Wind keine Spur.
Den kleinen Ort Puyuhuapi an einem Fjord haben wir 2017 nur im strömenden Regen erlebt. |
Unfassbar, Heike und Chris essen draußen Calafatekuchen, während die beiden Männer auf dem Meeresfjord paddeln.
Calafate heißen hier die kleinen, schwarzen leicht säuerlich schmeckenden Beeren. Es heißt, dass man wieder kommt, wenn man sie isst. Natürlich müssen wir auch das lokale, deutsche Bier probieren... |
Mitten durch die Baustelle geht’s weiter zum überhängenden Gletscher, dem Ventisquero Colgante, den wir 2017 wegen der vielen Wolken nur mit Mühe sahen.
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Diesmal wandern wir zum Aussichtspunkt hoch, wobei hier eindeutig der Weg das Ziel ist. Mitten durch den grünen, manchmal schummerig schaurigen Regenwald führt der Weg. Einfach wunderschön.
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Das „Sahnehäubchen“ der Strecke ist ein Specht, der direkt am Weg fleißig einen Stamm bearbeitet.
Der Gletscher liegt noch hinter Wolken, als wir oben ankommen, aber dann: |
In Coyhaique wird der Supermarkt gestürmt, getankt, gewaschen und ge-internetet.
Es wird einige Tage dauern, bis wir wieder in einer großen Stadt sind. |
Noch ein Wort zum WWW: in Europa hat sich ja jeder daran gewöhnt, dauerhaft online zu sein.
Hier unten gibt es tagelang nicht mal Telefonempfang, geschweige denn Internet. |
Zwar findet sich in vielen Städten ein staatliches, kostenloses WiFi, aber eben nicht hier, fast am Ende der befahrbaren Welt.
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Auf dem Weg weiter nach Villa Cerro Castillo werden wir bei klarem Wetter mit Ausblicken und Landschaften verwöhnt, für die die Carretera bekannt ist.
Unterwegs gibts Burger in den beiden Restaurant-Bussen am Wegesrand. Kein kulinarisches Highlight, aber gemütlich… |